Hitzetage in Deutschland fast verdoppelt: Die bedrohlichen Folgen des Klimawandels

Hitzewellen und Dürren gehören zu den gefährlichsten und tödlichsten Folgen des Klimawandels. Sie führen weltweit nicht nur zu erhöhter Sterblichkeit. Auch die Krankheitskosten steigen und die Produktivität von Arbeit lässt erheblich nach. Darunter leiden vor allem die Verwundbarsten, die Armen in einer Gesellschaft und die armen Gesellschaften im Globalen Süden.
Extreme Hitzezahlen
So waren laut Climate Central zwischen Mai 2024 und Mai 2025 weltweit vier Milliarden Menschen aufgrund des Klimawandels mindestens einen zusätzlichen Monat extremer Hitze ausgesetzt.
Allein in Europa starben nach der Studie eines Teams um Joan Ballester von Barcelona-Institut für globale Gesundheit bei der großen Hitze zwischen Ende Mai und Anfang September 2022 mehr als 62.000 Menschen an der Rekordhitze. Nationale Pläne zur frühzeitigen Hitzewarnung, für Fluchträume und Verhaltensmaßnahmen existieren nur in neun EU-Ländern.
In Deutschland hat sich die Zahl der Hitzetage 2024/2025 von 26 auf 50 fast verdoppelt.
Der frühere Gesundheitsminister Karl Lauterbach regte 2023 mal einen Hitzeplan für Deutschland an, was wohl nicht mehr weiter verfolgt wird. Für Hitzeschutzpläne sind Bundesländer und Kommunen zuständig. Sie sind nicht verpflichtend und deshalb auch nicht flächendeckend umgesetzt. Immerhin stellen Bundes- und Landesregierungen als Handreichungen Handlungsempfehlungen zur Erstellung von Hitzeaktionspläne für Gemeinden zur Verfügung.
Wie sich Dürrezeiten auswirken
Ganz anders Dürren. Sie sind die wohl vielschichtigsten Wetterphänomene und weit mehr als nur Trockenheit. Sie treten oft gemeinsam mit Hitzewellen auf, müssen es aber nicht. Allerdings verstärken trockene Böden regional den Temperaturanstieg, was wiederum die Hitzewellen intensiviert, wie das Prognos-Institut 2022 dokumentierte.
Nach einer Studie des Weltwirtschaftsforums leben allein in Afrika rund 40 Millionen Menschen unter massiven Dürrebedingungen. Selbst in den eher gemäßigten Zonen der Erde nehmen Dürrezeiten zu. Fast 40 Prozent der Menschen in den USA und 17 Prozent der Europäer sind inzwischen von Dürre betroffen.
An den Folgen von Dürren werden bis 2050 weltweit schätzungsweise 3,2 Millionen Menschen sterben. Während extremer Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit über mehrere Tage hinweg werden den Prognosen zufolge bis 2050 1,6 Millionen Menschen sterben. Parallel dazu entsteht ein immenser wirtschaftlicher Schaden, denn zum einen bricht die Produktivität ein, zum anderen wird ein ohnehin überlastetes Gesundheitssystem schätzungsweise eine Summe von 7,1 Billionen US-Dollar schultern müssen.
Welche unterschiedlichen Arten von Dürre gibt es?
Dürre ist gar nicht mal so einfach zu beschreiben. So stellt der Dürremonitor Deutschland zum Bodenwassergehalt monatlich drei verschiedene Karten zur Verfügung: Gesamtboden bis circa 1,8 Meter, Boden bis 25 Zentimeter und das pflanzenverfügbare Wasser bis 25 Zentimeter. Denn auch bei oberflächlicher Trockenheit können sich je nach Bodenbeschaffenheit Pflanzen durchaus noch etwas Wasser aus den Poren zwischen Bodenpartikeln heraussaugen. Je kleiner der Porenraum im Boden ist, desto besser und länger kann sich Wasser im Boden halten.
Es gibt unterschiedliche Arten von Dürre:
- Die meteorologische Dürre meint einen länger andauernden Niederschlagsmangel
- Bei der hydrologischen Dürre sinken Wasserstände in Flüssen, Seen und im Grundwasser.
- Bedrohlicher ist die landwirtschaftliche Dürre, bei der Wassermangel im Boden das Pflanzenwachstum und damit die Ernten beeinträchtigt.
Die sozio-ökonomische Dürre: Sie ist richtiggehend gefährlich für ganze Regionen und Gesellschaften, da die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen von Wassermangel zu gravierenden Einschränkungen führen, wenn etwa die Energieversorgung oder das Transportwesen zusammenbrechen.
Gerade mehrjährige Dürren, wie sie immer wieder in den sowieso schon vom Klima besonders gebeutelten Erdregionen auftreten, stürzen Menschen in Armut, führen zu Migration und sozialen Spannungen.
Die Auswirkungen von Dürren machen nicht einmal Halt vor der Geologie der Erdkruste. Ausgetrockneter Untergrund hebt offenbar das südliche Ende Afrikas mit ein bis zwei Millimetern pro Jahr aus dem Ozean, fanden Forscher:innen der Universität Bonn kürzlich in einer umfangreichen Messdatenerfassung heraus. Verdampft durch die ausgedehnten Dürreperioden das Wasser aus den oberflächennahen Schichten der Erde, lastet weniger Druck auf der Erdkruste und sie hebt sich. Dasselbe Phänomen wurde schon 2014 für Kalifornien gemessen.
Vorhersagen über Hitze und Dürren sind erforderlich
Um sich auf Hitzewelle und Dürrephasen einstellen zu können, wären Vorhersagen über Wochen und Monate gerade für Europa hilfreich, den Kontinent, der sich momentan am schnellsten erwärmt. Dann könnten sich Krankenhäuser oder Landwirte darauf einstellen und Stromnetzbetreiber ihre Kapazitäten erhöhen, um einen steigenden Stromverbrauch durch Klimaanlagen zu kompensieren.
Aber mittelfristige Wettervorhersagen gestalten sich schwierig. Für die zugrunde liegenden Modelle, wie sie das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersagen ECMF nutzt, fehlen immer noch Forschungsdaten.
Eine dieser Wissenslücken scheint jetzt ein Forscherteam des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg um Lara Wallberg gefüllt zu haben. Es scheint nämlich so, als hätten Hitzestaus im Nordatlantik die Extremsommer der vergangenen Jahre in Europa jeweils bereits drei Jahre im Voraus angekündigt. Mit ihrem neuen Vorhersagemodell konnten die Wissenschaftler:innen in einer so genannten Re-Analyse, quasi einer Nachhersage, zehn der 18 überdurchschnittlich warmen Sommer seit den 1960er Jahren korrekt „vorhersagen“.
Mit diesem neuen Baustein lassen sich wahrscheinlich Hitzeperioden und Dürrezeiten längerfristig vorhersagen und die mittelfristigen Vorhersagen verbessern. Allerdings, so schränkt Wallberg gegenüber der Tagesschau ein: „Es wäre natürlich toll, wenn man eine hundertprozentige Trefferquote hätte. Aber letztlich gibt es viele Dinge, die extrem warme Sommer bedingen können.“