Holistic Webdesign: Das steckt dahinter und so setzt du es um

(Grafik: Adobe Stock – elenabsl)
Bei Wikipedia klingt die Bedeutung von Holismus gar nicht mal so kompliziert: „Holismus, auch Ganzheitslehre, ist die Vorstellung, dass natürliche (gesellschaftliche, wirtschaftliche, physikalische, biologische und so weiter) Systeme und ihre Eigenschaften als Ganzes und nicht als Zusammensetzung ihrer Teile zu betrachten sind.“
Übertragen auf Webdesign könnte die Antwort also so lauten: Holistic Webdesign ist das Bewusstsein für den gesamten Prozess und die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Teilen. Guter Content bringt nichts, wenn die visuelle Unterstützung schlecht ist und ebenso bringt die bestaussehendste Website der Welt nichts, wenn die User-Experience (UX) versagt.
Schwierigkeiten, die Holistic Webdesign lösen kann, bevor sie überhaupt zu Problemen werden. Und auf was sollt ihr jetzt genau achten? Das erklären wir jetzt etwas tiefgründiger.
5 Fragen, die im Holistic Webdesign von großer Bedeutung sind
Im Webdesign sind Ursache und Wirkung meist unmittelbar zu erkennen. Änderungen passieren schnell und haben einen sofortigen Einfluss auf den Nutzer, Verursacher und vielleicht auf einige, an die man im ersten Moment nicht denkt – im Guten wie Schlechten.
Aus dem Grund sollte immer, wenn etwas Neues released oder etwas Bestehendes verändert wird, genau überprüft werden, welche Auswirkungen die Veränderung haben könnte. Natürlich kann niemand das Worst-Case-Szenario vorhersehen, aber mit bestimmten Fragen, die ihr euch vorab stellen solltet, könnt ihr dem zumindest entgegenarbeiten. Wir stellen euch fünf davon genauer vor:
1. Wie wirkt sich meine Veränderung auf bestehendes UX aus?
Angenommen, ihr habt bereits ein Produkt und ihr wollt dem etwas cooles Neues hinzufügen. Wie wird sich das auf die Nutzung des Produktes auswirken? Natürlich kann die Veränderung auch unbemerkt und unbedeutend sein. Auf der anderen Seite könnte es bisherige Funktionalitäten plötzlich verkomplizieren. Vielleicht wurde ein Link aus der ersten Ebene in die zweite verschoben, um Platz für das große Feature zu machen.
Selbst die kleinsten Veränderungen können bestehende Nutzer aus der Bahn werfen. Besonders, wenn sie nicht wissen, wo ihr altes Lieblingsfeature jetzt ist. Bei Nutzern, die das Produkt – zum Beispiel eine App für öffentlichen Verkehrsmittel – jeden Tag nutzen, ist es enorm wichtig, zu beachten, wie die kleinste Änderung ihr tägliches Leben beeinflussen kann.
2. Welche Auswirkung kann das auf die Performance haben?
Bleiben wir bei dem Beispiel mit der App und dem neuen, coolen Feature, das sogar etwas animiert ist. Die App wurde mit einigen Anforderungen und Zielen ins Leben gerufen und vermutlich so optimiert, dass diese Ziele auch erreicht werden. Was passiert also, wenn das neue Feature hinzukommt oder ein Element, das vorher etwas trostlos war, auf einmal animiert ist?
Wie werden sich diese Veränderungen auf die Ladezeiten und Verarbeitung auswirken? Wird es überhaupt von allen Endgeräten unterstützt? Ist die Zielgruppe immer auf dem neusten Stand der Technologie?
3. Wie wirkt es sich auf dich und deine Angestellten aus?
Sobald ein Design steht, ist die Arbeit nicht getan. Ihr kennt es sicher: Ein Projekt wurde gestartet, ohne im Voraus zu wissen, wie viel Zeit es bis zur Fertigstellung wirklich in Anspruch nehmen wird. Oder eine Zeit- und Geld-Budgetierung wurde vergessen, die benötigt wird, um das Projekt zu unterstützen.
Selbst wenn ihr der Chef seid: Jedes neue Projekt oder Feature in eurem Lineup wird vermutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen, als ihr vielleicht geschätzt habt. Es gibt einen abschätzbaren Zeitraum, das Feature zu erstellen, aber dann folgt das Debuggen, der Kundensupport und eventuell sogar weitere Aufwendungen, um dem Nutzer zu zeigen, welchen Vorteil er davon hat.
4. Kann jemand verletzt werden?
Zugegeben, die Frage klingt erstmal etwas komisch. Und ja, wahrscheinlich haben sie sich die wenigsten von euch vor einem Projektauftakt gestellt. Es vergeht kein Tag, an dem gute Ideen nicht von Trollen verdreht werden – ein Blick in soziale Netzwerke reicht aus. Viele dieser Ideen wurden mit den besten Gedanken umgesetzt, waren aber leider nicht auf das Schlimmste vorbereitet. Ein Beispiel ist Peeple:
Peeple ist eine App zum Bewerten von Menschen. Wer also Kollegen, Babysitter oder Ex-Freunde beurteilen will, hatte mit Peeple einen Weg. Die Texte waren zwar erst nur gegen Zustimmung der anderen Nutzer freigeschaltet, mit der „Truth License“ wurde jedoch alles angezeigt, das jemals über eine Person geschrieben wurden, egal, ob es auf deren Profil veröffentlicht wurde, oder nicht.
5. Wird dieses Feature wirklich von jemanden benötigt?
Bei dieser Frage solltet ihr ehrlich mit euch selbst sein. Benötigt wirklich – also so wirklich – jemand dieses Feature? Das beste Beispiel kommt aus der Offline-Welt: Ein paar Tech-Genies wollten gerne die Saftindustrie aufmischen. Also erfanden sie eine Saftmaschine, die Saft-Pakete ausdrückt, die voll mit püriertem Obst und Gemüse waren. Sie nannten es „Juicero“ und verlangten 400 US-Dollar. Leider ließen sich die Saftpakete auch einfach mit der Hand direkt ins Glas drücken.
Die Erfinder hatten Deals mit Herstellern, lokalen Bauern, Vermarktern und so ziemlich jedem. Außer mit ihren potenziellen Kunden. Es wurde anscheinend sehr wenig Marktforschung durchgeführt, um zu sehen, ob jemand tatsächlich an einem derart teuren Entsafter interessiert ist. Das Ende der Geschichte könnt ihr euch denken.
Fazit: Über den Tellerrand hinaus schauen
Also, um es auf den Punkt zu bringen: Wenn ihr „holistisch“, also ganzheitlich, an ein Webdesign-Projekt herangeht, denkt über all diese Dinge gleichzeitig nach. Der vorherige und nächste Schritt sowie Ziele und Umfang sollten immer bereits beim ersten Gedanken eine Rolle spielen.
Im Design ist vieles miteinander verbunden. Das zu verstehen kann die Wurzel der Entstehung eines schönen, funktionierenden Produkts sein. Seid euch der gesamten Aufgabe und Auswirkung bewusst, denkt über den Tellerrand hinaus.