Tests und Überwachung: Wie Apple das Thema Home-Office in den Griff bekommen will
Von zu Hause zu arbeiten, kann für Unternehmen und Mitarbeiter Vor- und Nachteile haben. Die tägliche Kommunikation wird durch die Entfernung beispielsweise erschwert. Egal ob E-Mails, Videokonferenzen, Chats oder Telefonate – meist lassen sich Irrtümer und Missverständnisse in einem Vieraugengespräch einfacher vermeiden. Je nach Art der Arbeit lässt es sich für Unternehmen auch schwieriger ermessen, wie produktiv die Angestellten eigentlich sind.
Als Yahoo-Chefin Marissa Mayer zu Beginn des Jahres 2013 ankündigte, alle Mitarbeiter zurück die Firmenzentrale zu holen, führte das zu heftigen Debatten. Nicht zuletzt, weil Heimarbeitsplätze auch Flexibilität im Bezug auf den Wohnort der Mitarbeiter schaffen. Der Pool an möglichen Angestellten wird je nach geografischer Lage des Unternehmens um einiges erweitert. Schließlich wohnt der perfekte Kandidat unter Umständen nicht in derselben Stadt und hat aus persönlichen Gründen auch nicht die Möglichkeit, umzuziehen.
Home-Office für den Apple-Kundendienst
Wie Apple mit der Thematik umgeht, zeigt ein Bericht der amerikanischen IT-News-Seite TechCrunch am Beispiel der At-Home-Apple-Advisors. Dass diese Kundenbetreuer von zu Hause aus arbeiten, spart dem Unternehmen die Mieten für ihre Büros. Damit der Computer-Konzern aber auch die richtigen Mitarbeiter für den Job findet, setzt er laut dem Bericht auf eine Reihe von schwierigen und bisweilen recht merkwürdigen Praktiken.
Für einen zukünftigen Kundenbetreuer beginne die Anstellung mit einem vierwöchigen Trainingsprogramm. Wobei: Genauer betrachtet beginnt für Apple seine Anstellung mit diesem Training. Den potenziellen Mitarbeitern wird anscheinend nicht mitgeteilt, dass diese ersten vier Wochen einen Test darstellen. In diesem Zeitraum müssen die Mitarbeiter insgesamt vier Trainingseinheiten durchlaufen. Sie bestehen aus einer Mischung aus Live-Instruktionen und nach eigenem Tempo zu absolvierende Lernmodulen. Am Ende jeder Woche müssen die Mitarbeiter eine Prüfung ablegen, wobei die Jobanfänger dabei zweimal die Chance haben, die geforderte Punktzahl zu erreichen. Schaffen sie es nicht, dürfen sie wieder gehen.
In den ersten paar Tagen des Trainings gehe es übrigens hauptsächlich um die Apple-Firmenkultur – darum beispielsweise, wie die Arbeit auf dem Apple-Campus abläuft und wie es war, unter Steve Jobs zu arbeiten. Darüber hinaus sollen die zukünftigen Mitarbeiter Pakete mit T-Shirts, Tassen und anderen Apple- Merchandising-Artikeln geschickt bekommen.
Um sicherzustellen, dass die zukünftigen Kundenbetreuer während des Trainings auch an ihrem Platz sind, werden laut TechCrunch die Mausbewegungen überwacht. Bewege sich der Cursor über einen bestimmten Zeitraum nicht, werde eine Anfrage an den Jobanfänger geschickt. Das könne eine Frage oder ein einfacher Hinweis sein, den man mit einem Klick bestätigen müsse. Werde auch darauf nicht reagiert, sollen die Trainer bei den zukünftigen Mitarbeitern anrufen.
Damit nicht genug, kann es offenbar zu jedem Zeitpunkt dazu kommen, dass die Trainer von den Jobanfängern verlangen, ihre Kameras einzuschalten um eine Gruppendiskussion zu beginnen. So ist sofort klar, wenn jemand nicht an seinem Arbeitsplatz ist. Außerdem nutzten die Ausbilder diese Funktion, um sich bei den zukünftigen Mitarbeitern gelegentlich über ihr Privatleben zu erkundigen – so solle ein Teamgefühl aufgebaut werden. Manche Gruppen gingen wohl auch einen Schritt weiter und führten Tage ein, an denen jeder einen verrückten Hut tragen sollte.
Auch nach dem Training bleibt Home-Office für Apple hart
Nach dem Training scheint der Job nicht einfacher zu werden. Manager scheinen die Kundengespräche streng zu überwachen und nur Mitarbeiter mit nahezu perfekten Bewertungen dauerhaft auf ihrer Position zu belassen. Das alles machen die Apple-Mitarbeiter für einen Betrag zwischen neun und 12 US-Dollar die Stunde. Zum Vergleich: Der Mindestlohn in den USA betrug im Jahr 2012 7,25 Dollar pro Stunde, wobei einzelne US-Bundesstaaten oder Gemeinden höhere Levels ansetzen können. In Washington beträgt der Mindestlohn daher beispielsweise 9,19 US-Dollar pro Stunde.
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