Mit ihrer Idee war sie Xing Millionen wert: Honeypot-Gründerin Emma Tracey
Sie ist Gründerin, Weltenbummlerin und unglaublich erfolgreich: Mit ihrem Startup Honeypot hat Emma Tracey den großen Wurf gelandet und geschafft, wovon alle Gründer träumen – den Millionendeal. Wie sie das erreicht hat, wie sie das Recruiting für IT’ler revolutioniert und woher sie ihre Motivation nimmt, darüber spricht die Irin gerne.
Beim ersten Blick auf den Lebenslauf von Emma Tracey fällt auf: Diese Frau ist schon ganz schön weit rumgekommen. Wenn man die Antarktis mal außen vor lässt, hat sie bereits auf jedem Kontinent gelebt und gearbeitet. Die 31-jährige Mitgründerin von Honeypot, einer Reverse-Recruiting-Plattform für IT-Talente, wurde in Irland geboren, lange hielt es sie dort allerdings nicht. Denn noch während des Studiums ging sie zum Arbeiten nach San Francisco, wurde anschließend Journalistin in Südamerika. Nächster Halt? Afrika. In Ghana berichtete Tracey über Burkina Faso, Nigeria und den Senegal, bis sie schließlich mit einer Kollegin nach Australien ging. Spricht man mit der herzlichen Irin, spürt man förmlich, wie bereichernd diese Erfahrungen im Ausland für sie waren. Man spürt, wie erfüllt sie zurückblickt. Man merkt dabei aber auch: Diese Frau hat ganz schön Power! Zufälle waren diese Erfahrungen nämlich nicht. „Ich habe mir schon im Studium vorgenommen, bis zu meinem 25. Lebensjahr auf jedem Kontinent einmal gearbeitet zu haben – und das habe ich auch geschafft“, erzählt Emma Tracey.
Woher die Idee zu Honeypot?
Trotzdem fragt man sich, woher die Idee mit der Jobbörse für Entwickler kam. Denn die Irin hat englische Literatur und Film studiert, und auch journalistische Publikationen über Investitionen in Schwellenländern lassen kaum eine Verbindung zur IT-Branche zu. „Auch wenn es nicht so scheint, so weit ist das gar nicht voneinander entfernt“, sagt Tracey. „Mein Antrieb waren schon immer die Menschen, in allem, was ich tue. Ich interessiere mich für die Schicksale der Leute und ihre Geschichten, das habe ich als Journalistin und das tue ich auch jetzt bei Honeypot.“ Die wichtigste Erkenntnis auf all ihren Zwischenstopps rund um die Welt war für Tracey deshalb: Bei allen kulturellen Unterschieden eint die Menschen vor allem ihre Motivation. „Egal, wo ich gelebt habe, und egal, wie sehr Politiker auf Unterschiede zwischen den Menschen pochen – die Dinge, die jeder braucht, um glücklich zu sein, sind doch fast überall die gleichen“, erklärt die gebürtige Irin.
„Die Dinge, die jeder braucht, um glücklich zu sein, sind doch fast überall die gleichen.“
Honeypot ist tatsächlich auch nicht das erste Unternehmen, das Tracey gegründet hat. In Südafrika hat die ehemalige Journalistin eine PR-Agentur zum Leben erweckt, die bis heute unter der Führung ihrer ehemaligen Mitgründerin existiert. Und obwohl die Agentur ein voller Erfolg wurde, hatte Tracey das Bedürfnis, sich noch einmal weiterzuentwickeln. Sie ging nach Berlin, um einen Master zu studieren, in Chinesisch und Europäischen Wirtschaftswissenschaften. Mit Berlin hat Tracey außerdem den optimalen Nährboden für ihre Ideen gefunden – und Kaya Taner kennengelernt, der den Grundstein für Honeypot bereits gelegt hatte. Das Ergebnis: Mittlerweile hat Honeypot 100 Mitarbeiter, seit 2017 schreibt das Startup grüne Zahlen. Und: Seit der Übernahme von New Work SE – ehemals Xing – läuft die Expansion auf Hochtouren. Erst am Dienstag dieser Woche hat Honeypot eine Dependance in Wien eröffnet. Die Leidenschaft für das Unternehmen hat bei der Gründerin auch nach dem Verkauf nicht nachgelassen, immerhin leiten Taner und Tracey die Geschäfte nach wie vor.
Die Unternehmen bewerben sich um die Developer
Das Besondere an Honeypot? Hier bewerben sich die Programmierer nicht bei den Unternehmen, sondern die Unternehmen bei den Programmierern. „Wir haben gemerkt, dass der Recruiting-Prozess für viele Developer unheimlich zeitraubend ist. Man bewirbt sich, geht zu etlichen Gesprächen, nur um dann festzustellen, dass Projekt- und Gehaltsvorstellungen vielleicht gar nicht zusammenpassen. Das wollten wir neu denken“, erklärt Tracey das Konzept. „Darum können Entwickler ihre Qualifikationen, ihre Wünsche und ihre Gehaltsvorstellung bei uns im Portal hochladen, die Firmen bewerben sich dann bei den Talenten.“ Das zieht!
Woher die Irin ihren Unternehmergeist hat, weiß sie übrigens ganz genau: „Meine Mutter ist mein größtes Vorbild“, sagt Tracey. „Als ich jung war, hatte meine Mutter eine Wäscherei und im Alter von vierzehn oder fünfzehn Jahren musste ich immer mit anpacken. Früher fand ich das nicht so cool, rückwirkend weiß ich aber, dass mich das unheimlich geprägt hat. Das war eine sehr wertvolle Erfahrung. Ich habe gelernt, was es bedeutet, ein Unternehmen zu leiten, wie viel Arbeit dahintersteckt. Gleichzeitig ist meine Mutter das perfekte Vorbild, wenn es um eine gesunde Balance geht. Trotz viel Arbeit hat sie sich immer Zeit für ihre vielen Freunde und die Familie genommen.“
Und jetzt?
Wie es jetzt weitergeht? Erstmal volle Kraft voraus! „Wir haben durch den Verkauf von Honeypot erstmals richtig viel Kapital für Investments zur Verfügung. Wir wollen das Marketing neu aufstellen und weiter expandieren – und dann mal schauen, was die Zukunft so bringt.“
Zum Glück „träumen“ nicht „alle Gründer“ davon, ihre Firmen aufzugeben und zu verkaufen (ungeachtet, ob überhaupt jemals Einnahmeüberschüsse aus Umsätzen generiert worden sind oder nicht) – sonst gäbe es keine Wirtschaft wie unsere, deren mittelständisches Rückgrat unsere Volkswirtschaft stützt und ernährt.
Bei Honeypot wurden immerhin erste Umsätze aus Vermittlungsgebühren verdient; XING wird nun aus den operativen Verlusten (Quelle: Honeypot EBITDA) Gewinne machen müssen; Synergien dürften dabei helfen.
Oh, wie erfreulich! Genau das dachte ich auch. Die Formulierung zeigt, daß leider auch bei t3n die Leerformel „Startup = einfach geil viel Kohle machen“ angekommen ist.
Zitat: Seit der Übernahme von New Work SE – ehemals Xing – läuft die Expansion auf Hochtouren.
Gemient ist wohl Übernahme DURCH ….