Topverdiener sind nicht zwingend auch am klügsten, zeigt Studie
Wirklich überraschend ist das Ergebnis der Studie nicht, die schwedische Soziolog:innen veröffentlicht haben: Demnach werden die höchsten Gehälter nicht zwingend an diejenigen ausgezahlt, die am intelligentesten sind. Was auf den ersten Blick logisch wirkt, war bislang wissenschaftlich noch nicht erwiesen.
Wie korrelieren kognitive Fähigkeiten mit dem Einkommen?
Denn frühere Studien stellten zwar fest, dass der berufliche Erfolg mit den kognitiven Fähigkeiten zunimmt, sie untersuchten jedoch nicht, wie die kognitiven Fähigkeiten umgekehrt mit dem beruflichen Erfolg variieren. Andere soziologische Theorien legen zudem nahe, dass der soziale Hintergrund und kumulative Vorteile wichtigere Faktoren für hohen beruflichen Erfolg sind als die kognitiven Fähigkeiten.
Müssen Spitzenverdiener also überhaupt klug sein?
Die komplexe Fragestellung findet in der Studie „Ebenen der kognitiven Fähigkeiten von Spitzenverdienern“ eine Antwort. Die Forschungsarbeit untersuchte die kognitiven Fähigkeiten von fast 60.000 in Schweden geborenen Männern, die im Alter von 18 oder 19 Jahren auf eben jene Fähigkeiten getestet wurden, und ihr Einkommen während eines elf Jahre umfassenden Zeitfensters zwischen 35 und 45 Jahren.
„Wir haben keine Hinweise darauf gefunden, dass Menschen mit Spitzenjobs, die außerordentlich gut bezahlt werden, intelligenter sind als Menschen, die nur die Hälfte dieses Lohns erhalten“, heißt es in der Studie, die im Januar im Fachmagazin European Sociological Review erschien. Die Wissenschaftler:innen machten vielmehr andere Faktoren aus, die zu großem beruflichem Erfolg beitragen: „Extremer beruflicher Erfolg ist eher auf familiäre Ressourcen oder Glück als auf Fähigkeiten zurückzuführen.“
Studie hat Lücken
Allerdings: Da es sich bei der Studienbasis um Daten handelte, die im Rahmen eines obligatorischen Wehrpflichttests erhoben wurden, decken sie nicht alle Teilnehmenden des Arbeitsmarkts ab. Frauen und Einwanderer wurden nicht in die Studie einbezogen, da der Militärdienst für diese Gruppen im entsprechenden Zeitraum nicht obligatorisch war.
Zudem berücksichtigte die Studie nur die rein kognitiven Fähigkeiten, nicht aber nicht-kognitive Qualitäten wie Motivation, Kreativität, geistige Stabilität oder soziale Fähigkeiten, die ebenfalls dazu beitragen können, hochdotierte Arbeitsplätze zu finden.
Unberührt bleibt auch die Frage, ob sich die intelligentesten Menschen stets automatisch für einen gut bezahlten Beruf entscheiden. Kognitive Fähigkeiten seien für einige Berufe relevanter als für andere. Die Wissenschaft, für die Intelligenz wohl am relevantesten ist, sei weder das bestbezahlte noch das prestigeträchtigste Berufsfeld, heißt es in der Studie. „Unsere Ergebnisse werfen daher die Frage auf, inwieweit Spitzenlöhne auf andere, unbeobachtete Dimensionen der Fähigkeit hinweisen“, schlossen die Autor:innen ihre Arbeit ab.