iPhone 12: In Deutschland ohne schnelles 5G mmWave – was das bedeutet
Vier Gigabit pro Sekunde und höher sollen die Übertragungsraten der mmWave-Version von 5G ausfallen, das hat Verizon-CEO Hans Vesterberg bei der Präsentation der iPhone-12-Modelle angekündigt. Der Haken: Diese spezielle Form von 5G werden nur die iPhones unterstützen, die in den USA verkauft werden. Zudem gesteht Vesterberg in seinem Part: Es gibt nirgendwo in der Welt ein so schnelles Netz. Im Umkehrschluss bedeutet das, der Rest geht leer aus. Doch in mmWave liegt keineswegs der Gral des Mobilfunks. Der Standard hat mit einigen Einschränkungen zu kämpfen, daher setzen viele Regionen mit gutem Grund nicht darauf oder verwenden andere Frequenzen als die US-Amerikaner.
Das bedeutet mmWave
Auf die Lösung, elektromagnetische Ultrakurzwellen (mmWave) zu verwenden, kam man, da der „Platz“ auf dem Frequenzband langsam knapp wird. Neben digitalem Radio und Fernsehen sowie WLAN belegen vier Mobilfunkstandards Frequenzbereiche. Der für den Mobilfunk reservierte Bereich zwischen 700 MHz bis 3,8 GHz bleibt auch prall gefüllt, wenn die Mobilfunkanbieter 3G demnächst abschalten, um 4G und 5G mehr Bänder zur Verfügung zu stellen. Denn gleichzeitig steigt der Bedarf an schnellem Internet. Um die einst versprochene Datenrate von fünf Gigabyte pro Sekunde (GB/s) liefern zu können, muss 5G neue Bänder erschließen. So gerieten die hohen Frequenzbereiche ins Visier: mmWave-Bänder liegen im Bereich von 24 bis 49 GHz. Doch es gibt gute Gründe, warum viele Länder sie bisher nicht nutzen.
Nachteile summieren sich
Die USA haben im Gegensatz zu vielen anderen von Beginn an auf den Ausbau von mmWave gesetzt. Die hohe Datenrate spricht für sich: Normales 5G liefert zwischen 0,5 und 2 GB/s, während mmWave theoretisch Raten bis zu 20 GB/s erreicht. Allerdings reichen die Wellen sehr viel kürzer. Während LTE etwa zwei bis drei Kilometer weit funken kann, gelingen mmWave nur wenige Hundert Meter. Zudem ist die Gebäudedurchdringung sehr schlecht. Auch Wasser wirkt als Isolator, sodass bei Regen oder hoher Luftfeuchtigkeit die Signalstärke abnimmt. Selbst die menschliche Hand blockiert das Signal, weshalb Hersteller Antennen in verschiedene Richtungen verbauen. Dementsprechend ist Ernüchterung bei den Verbrauchern vorprogrammiert. Möglicherweise schieben jedoch weitere Entwicklungen einigen Nachteilen einen Riegel vor.
Gesundheitliche Risiken sind nicht ausgeschlossen
Schon zu Beginn der 5G-Thematik wurden Stimmen laut, die Strahlenbelastung im Mikrowellenbereich könnte biologische Systeme schädigen. So besteht eine Einstufung der IARC-WHO (International Agency for Research on Cancer – World Health Organisation), nach der Mikrowellen möglicherweise krebserregend wirken. Sie beruht auf einer Einschätzung für spezielle Kopftumore. Der österreichische Umweltmediziner Prof. Dr. med. Hans-Peter Hutter gibt zu bedenken, dass sich gesundheitliche Nachteile zumindest nicht ausschließen lassen. Zu der Einschätzung der UN-Strahlenschutzkommission ICNIRP, 5G sei ungefährlich, merkte er an, die Organisation tue Beobachtungen im Niedrigdosisbereich als nicht gesundheitlich relevant ab und stelle nur thermische Effekte als relevant dar. Er fordert eine Technikfolgenabschätzung und eine Prüfung gesundheitlicher Auswirkungen. Auch das Bundesamt für Strahlenschutz hat zugegeben, dass zu diesen Aspekten der Strahlung wenig Untersuchungsergebnisse vorliegen und daher diesbezügliche Gefahren nicht ausgeschlossen werden können.
Vorerst kein mmWave für Deutschland
Der Ausbau des gerade erste entstehenden 5G-Netzwerks mit mmWave ist in Deutschland noch kein Thema. Zwar hat die Bundesnetzagentur mit 26 Ghz auch eine Frequenz im Millimeterbereich zertifiziert, aber es hat noch keine Zuteilung stattgefunden. Bis dahin können auch noch Jahre vergehen. Aus Mobilfunkkreisen heißt es, dieser Ausbauschritt könnte in der Reifephase von 5G erfolgen. Als Zeitpunkt kursiert das Jahr 2026.