iPhone 7 Plus und iPhone 7 im Test: So bereitet Apple sich auf die Zukunft vor
Highlights im iPhone 7 Plus und iPhone 7
Im Vorfeld wurde viel darüber geschrieben, dass Apple den 3,5-Millimeter-Klinkenanschluss streichen will. Genau das ist passiert, und auch wenn man darüber streiten kann, ob das wirklich ein Highlight ist, gehört der fehlende Anschluss zu den wohl auffälligsten Neuerungen. Beim iPhone 7 Plus fällt außerdem ins Auge, dass es jetzt zwei rückseitige Kameras gibt – ein Umstand, der mit dafür verantwortlich sein dürfte, dass sich das Plus-Modell derzeit besser verkauft als das iPhone 7. Auch beim Homebutton wurde Gewohntes geändert. In den neuen iPhones kommt statt des mechanischen Buttons eine Kombination aus Drucksensoren und haptischer Vibration zum Einsatz. Diese Entscheidung dürfte es Apple leichter gemacht haben, die neuen iPhones wasserabweisend zu gestalten.
Performance von iPhone 7 Plus und iPhone 7
Mittlerweile setzt Apple auf den A10-Fusion-Chip, der auf insgesamt vier Kerne zurückgreifen kann – zwei davon sind hochperformant, während die anderen beiden Kerne den Fokus auf einen geringen Stromverbrauch legen, um den Akku bei alltäglichen Aufgaben zu schonen. Der A10 Fusion ist sogar schneller als der im iPad Pro verbaute A9X, was allerdings im normalen Gebrauch des iPhones nicht auffällt. Erst bei aufwändigen 3D-Spielen und anderen rechenintensiven Aufgaben spielt der neue Chip seine Geschwindigkeit voll aus.
Der wahre Vorteil des neuen Chips liegt aber auch weniger in seiner Geschwindigkeit als vielmehr in der Leistungsaufnahme. Sowohl das iPhone 7 als auch das iPhone 7 Plus konnten in unseren Tests ein bis zwei Stunden länger durchhalten als die direkten Vorgänger. Die längere Akkulaufzeit wird allerdings durch ein Zusammenspiel des neuen Chips mit iOS 10 und einem größeren Akku erreicht.
Lautsprecher und die Sache mit dem Klinkenanschluss
Apple hat sich endlich erbarmt und der neuen Generation Stereo-Lautsprecher spendiert. Zusätzlich zu dem altbekannten Speaker an der Unterseite des Geräts bieten die neuen iPhones jetzt auch einen zweiten Lautsprecher, der im Hörer verbaut wurde. Ähnlich wie beim iPad Pro wird die Sound-Ausgabe angepasst, je nachdem, wie der Nutzer das Gerät dreht. Die Lautsprecher sind deutlich lauter als zuvor und die Soundqualität ist durchaus brauchbar.
Wie bereits erwähnt verfügen sowohl iPhone 7 Plus als auch iPhone 7 über keinen herkömmlichen Kopfhöreranschluss mehr. Man mag davon halten was man will, wichtig ist zu wissen, dass es weiter möglich ist, seine alten Kopfhörer direkt am neuen iPhone zu nutzen. In der Verpackung finden sich sowohl Earpods mit Lightning-Anschluss als auch ein Adapter von 3,5 mm auf Lightning. Der Adapter ist kompakt genug, um im täglichen Gebrauch nicht zu stören. Verwendet man jedoch den Adapter, um Kabelkopfhörer anzuschließen, ist es unmöglich, das iPhone zeitgleich zu laden. Die beiliegenden Kopfhörer unterscheiden sich bis auf den Lightning-Anschluss nicht von den Vorgängern: Klang und Tragekomfort lassen zu wünschen übrig.
Anders sieht das bei den ab Ende Oktober erhältlichen drahtlosen Airpods aus, die wir im Rahmen einer Präsentation bereits ausprobieren konnten. Die Zukunft des Sounds auf iPhones wird nämlich drahtlos sein. Die Usability der Airpods überzeugte uns bei einem kurzen Test auf ganzer Linie. Sowohl das automatische Pairing mit einem iPhone 7 über ein proprietäres Apple-Protokoll als auch die Nutzung gestalteten sich intuitiv. Spielt der Nutzer Musik über die iPhone-Lautsprecher ab und setzt die Airpods auf, wird der Sound automatisch auf die Kopfhörer geleitet. Nimmt der Nutzer einen Kopfhörer aus dem Ohr, wird die Wiedergabe pausiert. Ebenfalls beeindruckend ist, dass die Airpods nach der initialen Kopplung mit einem iPhone 7 mit allen Apple-Geräten des Nutzers funktionieren – ohne zusätzliche Kopplung. Das liegt unter anderem an dem in den Airpods verbautem W1-Chip sowie Features von iOS, macOS und watchOS.
Leider verzichtet Apple bisher darauf, Drittherstellern von Kopfhörern Zugang zu dem proprietären Protokoll für das Pairing zu geben. Daher werden andere drahtlose Kopfhörer auch weiterhin via Bluetooth mit iPhones gekoppelt werden müssen. Das ist schon etwas frustrierend, da die Kopplung über Bluetooth immer noch kein wirklich positives Nutzererlebnis liefert. Umso ärgerlicher wird dieser Aspekt vor dem Hintergrund, dass Apple einen etablierten und offenen Standard in Form des Klinkenanschlusses gestrichen hat. Die Alternativen, die von den neuen iPhones geboten werden, können zwar durchaus überzeugen, aber eben nur, wenn man komplett auf Apple-Hardware setzt. Wer drahtlose Kopfhörer eines Drittherstellers im Einsatz hat, kommt lediglich in den Genuss einer um einige Funktionen beschnittenen Technologie. Da Apple für die Zukunft offensichtlich komplett auf drahtlosen Sound setzt, muss das Unternehmen sicherstellen, dass auch Dritthersteller von drahtlosen Kopfhörern und drahtlosen Lautsprechern vollen Zugriff auf alle Airplay-Features und Protokolle haben. Nur wenn sich Nutzer völlig problemlos mit drahtlosen Audiosystemen verbinden können, wird sich die Vision einer kabellosen Sound-Zukunft erfüllen können.
Displays stellen mehr Farben dar
Das iPad Pro war das erste Apple-Gerät mit einem Wide-Gamut-Display. Das iPhone 7 und sein größerer Bruder sind nun die ersten Apple-Smartphones mit diesem Display, das 25 Prozent heller als der Vorgänger sein soll. Außerdem deckt das Wide-Gamut-Display den P3-Farbraum ab und regelt die Darstellung mittels Farbmanagement. In den meisten Apps fallen die Vorteile des neuen Displays nicht direkt ins Auge, aber besonders bei Fotos, die der Nutzer mit der Kamera des iPhone 7 aufgenommen hat, wird offensichtlich, dass jetzt eine deutlich breitere Palette an Farben sichtbar sind. Wer sich davon überzeugen will, sollte auf seinem iPhone 7 mal mit dem 6S aufgenommene Fotos mit Bildern vergleichen, die mit dem iPhone 7 geschossen wurden.
Lights, Camera, Action
Fotografie gehört nicht erst seit dem iPhone 7 zu den wichtigsten Features eines Smartphones. Auf t3n haben wir dem Thema bereits diverse Artikel gewidmet, zum Beispiel Phoneography: 15 Tipps für bessere Fotos mit dem Smartphone oder auch Knipsen mit iOS: Die 75 besten Foto-Apps für iPhone und iPad. Wie auch andere Smartphone-Hersteller verbessert Apple die Kamera in jedem neuen iPhone. Auch das iPhone 7 bietet im Vergleich zum Vorgänger erneut eine leistungsstärkere Kamera, die unter anderem mit einer lichtstärkeren Linse mit einer Blende von 1,8, einem optischen Bildstabilisator und einem vierfarbigen True-Tone-Blitz aufwartet. Die Verbesserungen beim iPhone 7 machen sich vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen bemerkbar. Der Front-Kamera des iPhone 7 hat Apple sieben Megapixel spendiert, was immerhin zwei Megapixel mehr sind, als das iPhone 6S bietet.
Einen deutlich größeren Unterschied sieht man bei der Doppelkamera des iPhone 7 Plus. Das Gerät beinhaltet sowohl das Objektiv aus dem iPhone 7 mit einer Blende von 1,8 und einer Brennweite von 28 Millimetern als auch zusätzlich eine Tele-Linse mit einer Brennweite von 56 Millimetern und einer Blende von 2,8. Der Clou daran: die beiden Kameras agieren zusammen. Aktuell kann der Nutzer mit einem einfachen Tap die Linsen wechseln. Später sollen allerdings weitere Funktionen hinzukommen, die sich der Dual-Kamera bedienen. Dazu gehören Bearbeitungsmöglichkeiten bezüglich Fokus und Schärfentiefe.
Haptische Täuschung: Taptic Engine und Homebutton
Neben dem fehlenden Klinkenanschluss scheiden sich die Geister auch am neuen Homebutton. Im Zusammenspiel mit dem neuen Unlock-Mechanismus von iOS 10 sorgt das Ganze anfangs doch für einen deutlichen Umgewöhnungsaufwand. Der Homebutton selbst bewegt sich bei iPhone 7 und 7 Plus gar nicht mehr. Stattdessen setzt Apple auf die Taptic Engine, die jetzt für ein haptisches Feedback sorgt, wenn der Nutzer den Homebutton „drückt“. Das Feedback lässt sich in drei unterschiedlichen Intensitäten konfigurieren. Das sorgt dafür, dass der Nutzer das Gefühl erhält, wirklich einen Klick des Buttons zu spüren. So ganz funktioniert die Illusion aber nicht – egal welche Intensität ihr einstellt. Hält der Nutzer das iPhone in der Hand, fühlt man das haptische Feedback über die gesamte untere Hälfte des Geräts. Liegt das iPhone auf einer Oberfläche, ist die Illusion eines Klicks jedoch komplett dahin.
Interessanter an der Taptic Engine sind ohnehin die Funktionen, die über den Homebutton hinaus gehen. Zieht man den Screen beispielsweise innerhalb der Mail-App zum Aktualisieren nach unten, gibt das komplette Gerät ein dezentes haptisches Feedback. Auch Apps von Drittanbietern können auf die Taptic Engine zurückgreifen. Davon profitiert nicht nur das komplette User Interface, sondern auch Spiele dürften den ein oder anderen innovativen Einsatz integrieren.
Ausführungen, Modelle und Preise
Beim iPhone 7 liegt der geringste erhältliche Speicher jetzt bei 32 Gigabyte – das Ganze zu einem Preis von rund 760 Euro. Die Version mit 128 Gigabyte kostet 870 Euro und 256 Gigabyte schlagen mit 980 Euro zu Buche. Das iPhone 7 Plus ist in den selben drei Größen verfügbar und die Preise belaufen sich auf rund 900, 1.010 beziehungsweise 1.120 Euro. Beide Modelle sind in den Farben Silber, Gold und Roségold erhältlich. Neu dazu kommen die Farben Diamantschwarz und Schwarz. Die Besonderheit an Diamantschwarz ist, dass diese Farbvariante lediglich bei den Modellen mit 128 und 256 Gigabyte zur Auswahl steht.
Fazit
Das iPhone 7 und das Plus-Modell sind sehr solide Smartphones und die leistungsstärksten Modelle mit den meisten Features in der iPhone-Geschichte. Dass sich am Design in den vergangenen drei Jahren kaum etwas geändert hat, ist für die Einen eine Enttäuschung. Andere sehen das eher als Ausdruck, dass sich der Formfaktor bewährt hat. Wichtiger ist in der Regel aber ohnehin, was unter der Haube passiert, und hier hat das iPhone 7 (Plus) einiges zu bieten. Die Performance schlägt sogar das iPad Pro, die Akkulaufzeit konnte gleichzeitig verbessert werden und die Kameras in beiden Modellen können überzeugen. Im Zusammenspiel mit dem neuen iOS 10 haben uns sowohl das iPhone 7 als auch das iPhone 7 Plus Spaß bereitet.
Für uns persönlich waren die viel diskutierten Kritikpunkte in Form des fehlenden Klinkenanschlusses und des geänderten Homebuttons im Test weniger störend als im Vorfeld erwartet. Beide Aspekte sind allerdings sehr subjektiv, weshalb Interessierte das Ganze einfach mal bei einem Retailer ausprobieren sollten, bevor sie sich für eines der beiden neuen iPhones entscheiden. Insgesamt fühlt sich das iPhone 7 an, als würde man einen Blick in die Zukunft erhaschen. Im kommenden Jahr feiert das iPhone seinen zehnten Geburtstag und schon vor Release des iPhone 7 lief die Gerüchteküche bezüglich eines revolutionären iPhone 2017 heiß. Viele der Features, die Apple aktuell eingeführt hat, wird das Unternehmen sicher im nächsten Modell weiter entwickeln und verfeinern.
All das hilft aber nicht, wenn man heute vor der Entscheidung steht, ob man sich ein iPhone 7 oder 7 Plus zulegen soll. Wer aktuell ein neues Smartphone benötigt kann völlig bedenkenlos zugreifen. Beide Modelle sind tolle Geräte. Wer ein iPhone 6s oder 6s Plus sein Eigen nennt, kann allerdings getrost auf 2017 warten. Auch wenn das iPhone 7 gegenüber seinem Vorgänger einige Verbesserungen und Neuerungen aufweist, ist keine von ihnen so revolutionär, dass man unbedingt zuschlagen muss. Besitzern eines iPhone 6 oder 6 Plus und abwärts wird allerdings genug geboten, um ein Aufrüsten sinnvoll erscheinen zu lassen. Wer dagegen ein iPhone SE gewohnt ist, wird wahrscheinlich ohnehin darauf hoffen, dass Apple auch die kleinere Größe weiterentwickelt.
Disclosure: iPhone 7 und iPhone 7 Plus wurden uns vom Hersteller zur Verfügung gestellt.
Zwei Jahre ist das iPhone 6 alt. Nicht drei.
Sehr aufmerksam. Das Kommentar ändert grundlegend die Aussage des Berichtes.Danke.
Ja und deinen kannst Du dir in Zukunft auch sparen….