IPO-Kandidaten: Das werden die spannendsten Tech-Börsengänge 2023 - t3n

2022 war ein mieses Jahr für Börsengänge. Viele Jungunternehmen im Tech-Bereich haben daher ihre IPO-Pläne verschoben. Diese Börsenkandidaten sollten Anleger für 2023 im Auge behalten. Tech-Aktien waren bis Ende 2021 auf der Erfolgsspur, doch das hat sich in Zeiten von Inflation und Zinswende massiv geändert. Die neue Zinspolitik der Notenbanken setzt den Technologie- und Wachstumsunternehmen besonders stark zu, weil ihre Bewertung vom Glauben an künftige Profite abhängt. Die großen Tech-Konzerne wachsen daher nicht mehr rasant, bei vielen gab es Massenentlassungen. Vor diesem Hintergrund ist auch die große Zeit der Tech-Börsengänge erst einmal vorbei. Im Jahr 2021 gab es in den USA noch mindestens zehn Tech-Börsengänge, die eine Milliarde Dollar oder mehr einbrachten – unter ihnen Roblox, Coinbase und Squarespace. Im Jahr 2022 erfüllte nur noch Mobileye, ein Unternehmen, das Technologien für selbstfahrende Autos herstellt, dieses Kriterium. Laut der Unternehmensberatung EY brach das gesamte globale IPO-Volumen (Initial Public Offering) im vergangenen Jahr um 61 Prozent auf 180 Milliarden US-Dollar ein. Viele IPO-Kandidaten hatten ihren Börsengang nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine und angesichts verschlechterter Wirtschaftsaussichten erst einmal auf Eis gelegt. Fintechs in der Bewertungsklemme Auch 2023 wird wohl kein neues Boom-Jahr für Tech-IPO werden. Startups, die sich aktuell auf das Parkett wagen wollen, müssen derzeit Abschläge von ihrer Bewertung hinnehmen, weil Kapitalgeber die Geschäftsmodelle nun genauer prüfen. So soll etwa der Online-Bezahldienst Stripe seine interne Bewertung im Juli um 28 Prozent, von 95 auf 74 Milliarden Dollar, korrigiert haben, wie das Wall Street Journal unter Berufung auf interne Quellen berichtete. Im November mussten rund 14 Prozent der Belegschaft aufgrund des veränderten Investitionsklimas für Startups gehen. Stripe ist trotzdem einer der heißen Kandidaten für einen Börsengang in 2023. Der Zahlungsdienstleister aus dem Silicon Valley wickelt unter anderem für Internetunternehmen wie Shopify und Instacart Transaktionen ab. Im Januar hieß es aus dem Unternehmen, man wolle Stripe innerhalb der nächsten zwölf Monate entweder an die Börse bringen oder den Mitarbeitern den Verkauf von Aktien im Rahmen einer Private-Market-Transaktion ermöglichen. [crosslinks ids="1510816,1485394,1365771"] In einer ähnlichen Situation steckt der schwedische Bezahldienstleister Klarna. Zwar schloss der Buy-now-pay-Later-Anbieter im schwierigen Jahr 2022 noch eine Finanzierung ab. Dabei lag allerdings die Bewertung mit 6,7 Milliarden Dollar rund 85 Prozent unter der früheren Unternehmensbewertung von 46 Milliarden Dollar. Den eigentlich für 2022 geplanten Börsengang hat der Zahlungsabwickler verschoben. Auch Klarna hat im vergangenen Jahr rund zehn Prozent der Belegschaft entlassen und sein Geschäftsmodell neu justiert. Einen Termin für den möglichen IPO in 2023 gibt es aber noch nicht. Milliarden-IPO in der Pipeline Größere Börsengange in den USA könnten die Stimmung in der Tech-Branche wieder aufhellen, aber auch große Börsen-Aspiranten, wie die Social-Media-Plattform Reddit, die Instant-Messaging-Plattform Discord oder der Cloud-Computing-Spezialist Databricks warten noch auf die Stabilisierung des Marktes. Das globale Halbleiterunternehmen Arm ist dabei einer der heißesten Kandidaten. Das Management spricht selbst von „fortgeschritten“ Plänen für einen Börsengang. Die mögliche Bewertung könnte dabei zwischen 40 bis 60 Milliarden Dollar liegen. Reddit bringt sich laut Medienberichten bereits für eine IPO in der zweiten Jahreshälfte in Stellung. Die Social-Media-Plattform mit über 1,2 Milliarden Nutzern könnte dann mit einer potenziellen Bewertung von 10 bis 15 Milliarden Dollar in den Markt starten. Sogenannte Meme-Investoren nutzen die Plattform weiterhin, womit Reddit einen der wichtigsten Anlaufpunkte für Kleinanleger bietet. [crosslinks ids="1534619,1397899,1514907"] Ein noch eher wackeliger Börsenkandidat ist dagegen die Instant-Messaging-Plattform Discord, die besonders bei Gamern beliebt ist, weil man mit ihr über den Rechner telefonieren kann. Über 150 Millionen Nutzer hat die App pro Monat. Das Management von Discord hat Berichten zufolge ein Übernahmeangebot von Microsoft in Höhe von zwölf Milliarden Dollar abgelehnt. Die Frage ist allerdings, ob die gewünschte Bewertung von 15 Milliarden Dollar bei einem eher ungewissen Erlösmodell derzeit erreicht werden kann. Einer der wahrscheinlichsten IPO-Kandidaten ist dagegen Databricks, die ein effizienteres Cloud-Computing anbieten. Mit einem Umsatz von über einer Milliarde Dollar und einer sich von Jahr zu Jahr beschleunigenden Wachstumsrate steht Databricks solide da, hat aber noch keinen Termin für einen Börsengang im Jahr 2023 festgelegt. Marktbeobachter gehen von einem potenziellen Börsenwert vor 38 Milliarden Dollar aus. Ionos-Börsengang floppte Ein eher schlechtes Omen für den deutschen IPO-Markt war Anfang des Jahres das Börsendebüt des Internetdienstanbieter Ionos. Anfang Februar hat United Internet seinen Webhosting-Anbieter in Frankfurt an die Börse gebracht. Allerdings lag schon der Ausgabepreis des Papiers mit 18,50 Euro am unteren Rand dessen, was Analysten erwartet hatten. Die erste Notierung enttäuschte dann mit 18,40 Euro sogar noch mehr. Auch hierzulande haben viele heiße Börsenkandidaten ihren IPO 2022 auf unbestimmte Zeit verschoben, wie etwa das Dating-Portal Parship oder die Jobbörse Stepstone. Aussichtsreich könnte dagegen der IPO des Berliner Fintech Solaris werden. Das Unternehmen stellt mit einer Vollbanklizenz der Bafin die Infrastruktur für Finanzdienstleistungen anderer Fintechs und Unternehmen bereit. CEO Roland Folz hatte einen Börsengang von Solaris eigentlich schon für 2022 angepeilt. Doch auch hier kam es wegen des schlechten Marktumfelds zum Stopp der Pläne. Die könnten nun in diesem Jahr reaktiviert werden. Mittlerweile prüft das Unternehmen aber wohl auch Alternativen zum IPO.