Concorde-Revival: Nach den USA arbeitet auch Japan an Überschall-Jets
Japan Supersonic Research (JSR) heißt die neue Gruppe, die an dem Projekt arbeiten wird, das verkündete Japans Raumfahrtorganisation Jaxa kürzlich. Der Zusammenschluss aus Jaxa (Japan Aerospace Exploration Agency), Japan Aircraft Development Association, Japan Aerospace Exploration Association, Mitsubishi Heavy Industries, Kawasaki Heavy Industries, IHI Corporation und Subaru ist am 31. März entstanden. Das Ziel: Bis 2030 die internationale Entwicklung eines Überschallflugzeugs zu betreiben. Der Zusammenschluss unter Federführung der Raumfahrtagentur soll viele Probleme lösen, die das Vorbild hatte.
Mach 1,6 mit 50 Fluggästen an Bord
Die JSR soll zunächst eine Technologie-Roadmap erstellen. Darin will man die technischen Fragestellungen, Ziele und Forschungskonzepte beschreiben. Die Initiative soll zum Ausbau der japanischen Luftfahrt beitragen und internationale Relevanz erreichen. Jaxa schreibt: „Indem wir diese Technologie im Flug demonstrieren, werden wir zur Formulierung internationaler Standards beitragen, die von der internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) festgelegt werden.“ Das Passagierflugzeug soll 36 bis 50 Passagiere fassen, maximal mit Mach 1,6 fliegen und unter 70 Tonnen wiegen. Mit seiner Hilfe könnte man die Flugzeit zwischen Tokyo und San Francisco von zehn auf sechs Stunden drosseln. Schätzungen gehen von einer Nachfrage von 1.000 bis 2.000 Überschallflugzeugen aus, um Manager, Politiker und andere Luxusreisende um den Globus zu transportieren.
Geballte Kompetenz zusammenführen
Dazu hat sich Jaxa Partner gesucht, die bereits in dieser Richtung aktiv sind. So haben die Japan Airlines 2017 zehn Millionen US-Dollar in Boom Supersonic investiert. Damit verbunden war die Vorbestellung von 20 Flugzeugen des Typs „Overture“, die bis zu Mach 2,2 fliegen können sollen. IHI entwickelt mit Lockheed Martin gerade das Kampfflugzeug F-X und stellt die Triebwerke dafür her. Die Industriesparte von Kawasaki besitzt Messanlagen zur Kalkulation von Wind und Lärm von Flugzeugrahmen. Mitsubishi stellte kürzlich sein Space-Jet-Programm ein, sammelte aber einige Erfahrungen. Jaxa selbst hat sich in der Vergangenheit intensiv mit Überschalltechnologie befasst.
Jaxa erforscht seit zehn Jahren den Überschallknall. Die Organisation besitzt bereits ein Flugzeugdesign mit Concorde-ähnlicher Form. Allerdings läuft die Nase des Jets spitzer zu und ist nicht abgeknickt. Das Design reduziert die Schallwellen, die beim Durchbruch durch die Schallmauer entstehen. Laut Jaxa kann die Flugzeugtechnologie den Überschallknall im Vergleich zur Concorde um 50 Prozent vermindern. Ein Prototyp erreichte 2015 Mach 1,39. Zudem gelang es der Agentur, den Treibstoffverbrauch auf 77 Prozent der Concorde zu senken. Jaxa hat zudem das Gewicht um 21 Prozent reduziert, was weitere Einsparungen nach sich ziehen soll. Die verheerende Klimabilanz der Concorde wird als eines der Kernprobleme der Technologie gesehen.
JSRs Auswirkungen über den Überschall-Jet hinaus
Japanische Wissenschaftler für Luft- und Raumfahrt prognostizieren dem Zusammenschluss eine rosige Zukunft. Professor Masahiro Kanazi an der Tokyo Metropolitan University sagte dem Börsenportal Asia Nikkei: „Jaxa und andere in Japan haben einige der weltweit besten Technologien und Forschungen für Überschallflugzeuge angesammelt.“ Fachleute erhoffen sich von der Zusammenarbeit weitergehende Vorteile. So sagte ein Strömungsforscher der Universität Tohoku, die Technologie zur Lärmbekämpfung und zum Verringern des Luftwiderstandes könnte im nächsten Schritt auch auf Drohnen und andere Flugzeuge angewendet werden.
Das private Raumfahrtunternehmen Virgin Galactic hatte letzten Sommer die Entwicklung eines Überschall-Jets angekündigt. Zusammen mit Rolls Royce will man ein Modell bauen, das Mach 3 fliegen und bis zu 19 Passagiere aufnehmen kann. Auch Boom Supersonic verfolgt entsprechende Pläne. Zuletzt wurde bekannt, dass United Airlines dort 15 Flugzeuge des Typs Overture bestellt hat.