KI als Mediator? Diese Studie zeigt, wie gut künstliche Intelligenz Streitigkeiten schlichten kann
Mediatoren müssen zwischen zwei streitenden Parteien verhandeln und eine Einigung erzielen. Gerade im rechtlichen Kontext werden die Vermittler:innen eingesetzt, um außergerichtlich eine strukturierte und konstruktive Diskussion zu gewährleisten. Bei vielen Streitgesprächen kann das eine Herausforderung sein.
KI als Mediator
In einer Studie (via Science) haben Forscher:innen von Google Deepmind untersucht, ob eine KI diesen Job ebenfalls übernehmen könnte – und wie sie im Vergleich zu menschlichen Mediatoren abschneidet. Um das herauszufinden, haben die Forscher:innen eine KI darauf trainiert, als Vermittler zu fungieren. Die KI wurde angewiesen, Gemeinsamkeiten in verschiedenen Ansichten zu finden und diese herauszustellen. Sie sollte dabei nicht versuchen, die Standpunkte der Parteien zu ändern.
Über 5.000 Teilnehmer:innen der Studie mussten in der ersten Runde des Experiments ihre Meinungen zu verschiedenen Themengebieten abgeben. Dabei wurden sie in kleinere Gruppen eingeteilt. Unter den Fragen befanden sich unter anderem, ob das Mindestalter zum Wählen auf 16 Jahre gesenkt werden sollte oder ob Religion wirklich an Schulen gelehrt werden sollte.
Die Teilnehmer:innen haben ihre Antworten samt einer Begründung ihres Standpunkts an die KI weitergegeben und diese fasste sie für die gesamte Gruppe zusammen. Die Gruppe konnte die Aussagen dann bewerten und kritisieren. Die KI überarbeitete die Statements anhand der Kritik und gab sie erneut an die Teilnehmer:innen zurück, um eine finale Bewertung der Aussagen abzugeben.
Anschließend wurden die Teilnehmer:innen erneut in Gruppen eingeteilt. Allerdings übernahmen sie dieses Mal abwechselnd die Rolle der Mediator:innen und versuchten Statements zu finden, auf die sich die ganze Gruppe einigen kann. Am Ende der Diskussionen wurde den Teilnehmer:innen eine Aussage der menschlichen Mediator:innen und eine KI-Zusammenfassung gezeigt. Sie sollten festlegen, mit welcher Aussage sie sich am ehesten anfreunden könnten.
Erste Ergebnisse, aber weitere Forschung notwendig
Das Ergebnis: In 56 Prozent der Fälle haben die Gruppenteilnehmer:innen das KI-Statement bevorzugt. Zudem bewerteten die Beteiligten die Aussagen der künstlichen Intelligenz als hochwertiger, präziser und informativer. Gegenüber The Guardian sagte Co-Autor und Professor Chris Summerfield: „Die KI respektiert die Meinung der Mehrheit in der Gruppe, aber versucht dabei, Zusammenfassungen zu schreiben, die die Meinung der Minderheit nicht außer Acht lässt.“
Dennoch braucht es weitere Experimente und Forschung, um KI als Mediator einzusetzen, wie die Verantwortlichen betonen. In ihrer aktuellen Form hat die künstliche Intelligenz noch ein paar Limitierungen. Sie kann etwa keinen Faktencheck durchführen. Sind alle Aussagen der Gruppenteilnehmer:innen falsch und potenziell schädlich, generiert auch die KI solche Aussagen. Zudem ist die KI nicht in der Lage, die Diskussionen wirklich zu leiten, wie es menschliche Mediator:innen machen.