Der „heilige Gral der Astrobiologie“: KI soll Anzeichen für Leben erkennen
Auf dem Mars oder auf anderen Himmelskörpern nach Spuren von ehemaligem Leben suchen: Das ist für die Wissenschaft bisher wie die Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen.
Ein internationales Forscherteam hat nun ein System entwickelt, das mithilfe von künstlicher Intelligenz Proben untersucht und mit einer Sicherheit von bis zu 90 Prozent anorganisches Material von solchem trennt, das auf biologische Prozesse in der Vergangenheit hinweist.
Der „heilige Gral der Astrobiologie“?
Eine Forschungsgruppe, die unter anderem aus Wissenschaftler:innen des Tokyo Institute of Technology, der Johns Hopkins University und dem Geophysical Laboratory der Carnegie Institution besteht, hat ihre Ergebnisse jüngst in der Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences vorgestellt. Carnegie Science spricht vollmundig vom „Heiligen Gral der Astrobiologie“ und verspricht, dass man mit der neuen Technik schon bald wissen kann, ob es Leben auf dem Mars gab.
Die neue Methode soll auch an Proben funktionieren, die Hunderte von Millionen Jahre alt sind. Das Alter war bisher nämlich eine der Hauptschwierigkeiten bei der Suche nach außerirdischem Leben. Denn organische Moleküle zerfallen nach einer Zeit, egal, ob sie biotisch oder abiotisch waren. Das erschwerte bisherige Messungen, die bereits mittels Sensoren an Raumfahrzeugen durchgeführt werden.
Suche nach uralten Spuren von Leben auf der Erde
Die neue KI-basierte Technologie soll nicht nur in der Astrobiologie, also bei der Suche nach außerirdischem Leben, eingesetzt werden, sondern auch in der Paläobiologie, der Untersuchung ausgestorbener Organismen auf der Erde. So könnte die neue Methode laut Carnegie Science eingesetzt werden, um die über drei Milliarden Jahre alten Steine zu untersuchen, die im australischen Bundesstaat Western Australia gefunden wurden.
In der Forschung ist umstritten, ob sie die ältesten fossilen Mikroben der Erde enthalten oder ob sie völlig leblos sind. Eine verlässliche Untersuchung könnte Hinweise darauf finden, dass Leben auf der Erde schon länger existiert als bisher angenommen
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So wurde die künstliche Intelligenz trainiert
Um die künstliche Intelligenz zu trainieren, haben die Forscher:innen sie mit 134 Proben verschiedener Materialen gefüttert. Dabei handelte es sich um sowohl um organische als auch um anorganische Stoffe – von Muscheln und menschlichen Haaren über Spuren alten Lebens wie in Öl oder Kohle bis hin zu im Labor hergestellten Chemikalien und Meteoriten.
Der künstlichen Intelligenz gelang es laut der Studie nach dem Training, Proben mit einer Sicherheit von knapp 90 Prozent entweder als organisch oder anorganisch zu benennen. Denn auf biochemischer Ebene, bei der Verteilung von Biomolekülen, lassen sich diese Kategorien recht deutlich unterscheiden.