Anzeige
Anzeige
Fundstück

KI: Forscher entwickeln automatische Texterkennung für uralte Keilschrifttafeln

Ein Forschungsteam aus Deutschland hat eine neue Software mit künstlicher Intelligenz (KI) entwickelt, die in der Lage ist, schwer lesbare Texte auf Keilschrifttafeln zu entziffern. Der Ansatz ist ungewöhnlich.

2 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige
Stötzner zeigt sein KI-System. (Quelle: Uni Halle / Maike Glöckner)

Ein Team der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Fachhochschule Mainz hat eine KI trainiert, die Keilschrift auf der Basis von 3D-Modellen der zu entziffernden Tafeln erkennen kann. Das soll weit bessere Ergebnisse liefern als es bei der Verwendung von Fotos der Fall wäre.

Anzeige
Anzeige

KI erkennt älteste schriftliche Aufzeichnungen der Menschheit

So sei es etwa möglich, den Inhalt mehrerer Tafeln zu durchsuchen und sie miteinander zu vergleichen, erläutern die Wissenschaftler:innen. Außerdem ebne das Verfahren den Weg für völlig neue Forschungsfragen.

Ihren neuen Ansatz testeten die Forscher:innen an 3D-Modellen von fast 2.000 Keilschrifttafeln, darunter rund 50 aus einer Sammlung der MLU. Von solchen teils über 5.000 Jahre alten Tafeln sollen weltweit noch etwa eine Million Stück existieren. Diese Tafeln gehören zu den ältesten erhaltenen schriftlichen Aufzeichnungen der Menschheit.

Anzeige
Anzeige

„Vom Einkaufszettel bis zum Gerichtsurteil findet sich alles darauf. Die Tafeln geben einen Einblick in die Vergangenheit der Menschheit vor mehreren Jahrtausenden. Allerdings sind sie stark verwittert und daher selbst für geübte Augen schwer zu entziffern“, sagt Hubert Mara, Assistenzprofessor an der MLU.

Keilschrifttafeln sind schon konzeptionell schwierig

Das liegt nicht allein an deren Alter. Schon das Konzept der Keilschrifttafel an sich stellt ein Hemmnis für die Lesbarkeit dar. Immerhin handelt es sich um ungebrannte Tonklumpen, in die die Schrift gepresst wurde.

Anzeige
Anzeige

Erschwerend komme hinzu, dass das damalige Schriftsystem sehr komplex gewesen sei und mehrere Sprachen umfasst habe. Man benötige somit nicht nur optimale Lichtverhältnisse nötig, um die Symbole richtig zu erkennen, sondern auch viel Hintergrundwissen.

„Bisher war es schwierig, sich den Inhalt vieler Keilschrifttafeln auf einmal zu erschließen – man muss sozusagen genau wissen, was man wo sucht“, so Mara.

Anzeige
Anzeige

OCR-System für 3D-Schriften

Maras Team entwickelte sein KI-System nach demselben Prinzip wie OCR-Software (optische Zeichenerkennung), die Bilder von Schrift und Text in maschinenlesbaren Text umwandelt. So können die Texte der Keilschrifttafeln einfach weiter verarbeitet werden.

„OCR funktioniert normalerweise mit Fotos oder Scans. Bei Tinte auf Papier oder Pergament ist das kein Problem. Bei Keilschrifttafeln ist es jedoch schwieriger, weil Licht und Blickwinkel die Erkennbarkeit bestimmter Zeichen stark beeinflussen“, erklärt Ernst Stötzner von der MLU.

Weitere Anwendungen denkbar

Bislang kann das neue System „nur“ zwei von zwölf bekannten Keilschriftsprachen erkennen. Die KI ist indes nicht auf diese Tafeln beschränkt, sondern könnte in der Zukunft etwa eingesetzt werden, um verwitterte Inschriften, zum Beispiel auf Friedhöfen, zu entziffern, die wie die Keilschrift dreidimensional sind.

Anzeige
Anzeige

Mara und Stötzner haben ihre Arbeit auf mehreren internationalen Konferenzen vorgestellt, zuletzt auf der International Conference on Computer Vision.

Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Schreib den ersten Kommentar!
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige