Zu viel KI, zu wenig Substanz? So punkten Startups bei Investoren
Künstliche Intelligenz ist nicht nur eine Technik, sondern mittlerweile auch ein Werbeversprechen. Gerade Startups aus der Tech-Bubble kennen die Erwartungen potenzieller Investor:innen, die teilweise gern die allumfassende KI-Lösung hätten, wie auch Sunhat-Gründer Lukas Vogt jüngst im exklusiven Interview bei t3n sagte.
Junge Unternehmen setzt das unter Druck, wenn sie auf der Suche nach Geldgeber:innen sind. Das wissen auch Lauriane Requena, Tech-Investorin bei KKR, Lena Hackelöer, Gründerin des Fintechs Brite Payments und David Roldán, Head of Startup Business Developments & GTM – EMEA bei Amazon Web Services. Sie haben bei einem gemeinsamen Panel auf der Viva Technology ihre Tipps geteilt, wie Startups aktuell Investor:innen für sich gewinnen können.
1. Unternehmen aus Investoren-Sicht sehen
Für Tech-Investorin Requena ist das ein entscheidender Punkt: Junge Unternehmen brennen für ihre Idee, aber betrachten das Unternehmen damit auch in der Regel aus der eigenen Perspektive. Das kann dazu führen, die Erwartungen möglicher Investor:innen gar nicht zu kennen. Ein Perspektivenwechsel ist daher notwendig.
Dabei ist es laut Hackelöer wichtig, auch den Punkt des eigenen Unternehmens der aktuellen Marktlage gegenüberzustellen. Die erste Frage: An welchem Punkt in seiner geplanten Entwicklung befindet sich das Startup? Die zweite Frage: Wie sind die Erwartungen am Markt? Daraus lässt sich schließen, wie die Unternehmensplanung sowie Meilensteine möglicherweise angepasst werden müssen.
Speziell zum Thema KI teilte Requena außerdem ihre persönliche Lage: Auch sie sei immer noch dabei, herauszufinden, wo sich die Technik lohne und Sinn mache. Auch die anderen sprachen davon, noch keine klare Antwort zu haben. Vielmehr geht es offensichtlich darum, sich erst dem eigenen Unternehmenszweck bewusst zu sein und diesen bestimmt nach außen zu vertreten – ob mit oder ohne KI-Nutzung.
2. Eigene Skills zuerst nutzen
Das Unternehmen soll wachsen und damit auch automatisch die Belegschaft? Für Roldán ist das nicht unbedingt der richtige Weg. Er rät: Schaut möglichst lang auf die eigenen Fähigkeiten, besonders auf jene, die die Gründer:innen mitbringen. Ihr Fachwissen sollten sie aktiv nutzen. Hackelöer lieferte dafür direkt ein Beispiel: In ihrem Unternehmen gebe es noch immer keine:n Chief Marketing Officer, da sie die entsprechenden Fähigkeiten mitbringe.
Durch das Sparen an solchen Positionen können Investitionen in andere Bereiche fließen. Welcher Bereich sich allerdings wann lohnt, ist in jedem Fall unterschiedlich – einen allgemeinen Hinweis wollte keiner der Speaker:innen geben.
3. Auf die richtigen Investoren warten
Gerade in der aktuellen Phase – mit einem laufenden KI-Hype und einer wirtschaftlich überdurchschnittlich schwer zu kalkulierenden Lage – sollten Startups sich nicht von kurzfristig angelegten Summen locken lassen.
Stattdessen sei es ratsam, auf Geldgeber:innen zu setzen, die im Zweifelsfall auch den „Rücken stärken“, wie Investorin Requena sagte. Für die Sicherheit des Unternehmens kann das nur vorteilhaft sein.
Zudem sollte nicht nur auf Geldgeber:innen geachtet werden, sondern auf die Konkurrenz. Dabei ginge es nicht nur um Vergleiche, sondern auch darum, mögliche Chancen für Zusammenarbeiten zu nutzen.