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KI-Verhandlungsführer über AI Act: „Etwas, das der Gesellschaft dienen wird“

Der EU-Politiker Dragoş Tudorache glaubt, dass die KI-Verordnung, an deren Verabschiedung er mitgewirkt hat, den KI-Sektor zum Besseren verändert.

Von MIT Technology Review Online
3 Min.
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Mit dem AI Act wurde im Europäischen Parlament die KI-Regulierung verhandelt. (Foto: symbiot/Shutterstock)

Dragoş Tudorache hat derzeit viel Grund zur Freude. Er sitzt in einem Konferenzraum in einem Chateau mit Blick auf einen See außerhalb von Brüssel und schlürft ein Glas Cava. Der liberale Abgeordnete des Europäischen Parlaments hat den Tag damit zugebracht, einer Konferenz über KI, Verteidigung und Geopolitik vorzustehen, an der fast 400 VIP-Gäste teilgenommen haben.

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Der ehemalige rumänische Innenminister gilt als einer der wichtigsten Akteure in der europäischen KI-Politik. Er war einer der beiden federführenden Verhandlungsführer für den AI Act im Europäischen Parlament. Die Verordnung, die weltweit erste umfassende KI-Gesetzgebung ihrer Art, wird noch in diesem Jahr in Kraft treten. Vor zwei Jahren wurde er in seine Position berufen.

Das Interesse an KI begann jedoch bei ihm schon viel früher, im Jahr 2015. Er sagt, die Lektüre von Nick Bostroms Buch „Superintelligenz“ habe ihn geprägt. Darin wird geschildert, wie eine allgemeine Künstliche Intelligenz geschaffen werden könnte und welche Auswirkungen diese haben könnte. Das Werk habe ihm das Potenzial und die Gefahren der KI und die Notwendigkeit ihrer Regulierung vor Augen geführt. (Bostrom selbst ist derzeit in einen Skandal verwickelt, weil er in E-Mails aus den Neunzigerjahren rassistische Ansichten geäußert haben soll. Tudorache sagt, er wisse nichts über die weitere Karriere des Philosophen nach der Veröffentlichung des Buches.) Als Tudorache dann 2019 in das Europäische Parlament gewählt wurde, war er entschlossen, an der Regulierung von KI zu arbeiten, wenn sich die Gelegenheit bieten würde.

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„Als ich [Ursula] von der Leyen in ihrer ersten Rede vor dem Parlament sagen hörte, dass es eine KI-Regulierung geben wird, sagte ich: ‚Juhu, das ist mein Moment'“, erinnert er sich. Seitdem hat Tudorache den Vorsitz des Sonderausschusses für KI inne und den AI Act durch das Europäische Parlament und in seine endgültige Form nach Verhandlungen mit anderen EU-Institutionen gebracht.

Es war ein wilder Ritt, mit intensiven Verhandlungen, dem Aufstieg von ChatGPT, der Lobbyarbeit von Technologieunternehmen und einem Hin und Her einiger der größten europäischen Volkswirtschaften. Doch nun, da der AI Act verabschiedet wurde, ist Tudoraches Arbeit daran erledigt und er sagt, dass er es nicht bereut. Obwohl das Gesetz kritisiert wurde – sowohl aus der Zivilgesellschaft, weil es die Menschenrechte nicht ausreichend schützen soll, als auch von der Industrie, die es für zu restriktiv hält – sagt Tudorache, dass die endgültige Form die Art von Kompromiss war, die er erwartet hatte. Politik sei nun einmal die Kunst des Kompromisses.

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„Es wird viel an dem Flugzeug herumgebastelt, während es in der Luft ist, und wir lernen viel von diesem Flug“, sagt er. „Aber wenn der wahre Geist dessen, was wir mit der Gesetzgebung gemeint haben, von allen Beteiligten gut verstanden wird, glaube ich, dass das Ergebnis positiv ausfallen kann.“ Es sei aber noch zu früh – das Gesetz tritt erst in zwei Jahren vollständig in Kraft. Tudorache ist jedoch davon überzeugt, dass es die Technologiebranche zum Besseren verändern und einen Prozess in Gang setzen wird, bei dem die Unternehmen beginnen, verantwortungsvolle KI ernst zu nehmen, da die KI-Unternehmen rechtlich verpflichtet sind, transparenter zu machen, wie ihre Modelle aufgebaut sind.

„Die Tatsache, dass wir jetzt eine Blaupause dafür haben, wie man die richtigen Grenzen setzt und gleichzeitig Raum für Innovationen lässt, ist etwas, das der Gesellschaft dienen wird“, sagt Tudorache. Es wird auch den Firmen nützen, weil es einen vorhersehbaren Weg bietet, was man mit KI anstellen darf und was nicht. Aber das KI-Gesetz ist erst der Anfang, und es gibt noch vieles, was Tudorache nachts wach hält. KI werde in allen Branchen und in der gesamten Gesellschaft große Veränderungen herbeiführen.

Sie wird seiner Ansicht nach alles verändern, von der Gesundheitsversorgung über Bildung, Arbeit und Verteidigung bis hin zur menschlichen Kreativität. Die meisten Länder haben noch nicht begriffen, was KI für sie bedeuten wird, sagt Tudorache, und es liegt nun in der Verantwortung der Regierungen, dafür zu sorgen, dass die Bürger und die Gesellschaft im weiteren Sinne für das KI-Zeitalter bereit sind. „Die Crunchtime beginnt jetzt“, sagt er.

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Melissa Heikkilä ist Redakteurin bei der US-Ausgabe von MIT Technology Review. Sie berichtet über Entwicklungen auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz.

 

 

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