Klima: Sieben gute Nachrichten, die dir Hoffnung machen sollen – und nur drei schlechte

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Während Kriege und politische Querelen die Nachrichten dominieren, schreitet der Klimawandel voran. Gleich drei kürzlich erschienene, alarmierende Analysen schafften es nicht in die Schlagzeilen. Dennoch: Es gibt auch hoffnungsvolle Botschaften. Mit den sieben wichtigsten Erfolgsmeldungen versucht das Weltwirtschaftsforum (WEF) der Klimatristesse entgegenzuwirken. Zunächst die drei schlechten Nachrichten:
- Mai 2024 war wärmster Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen: Das teilte Anfang Juni der Klimawandel-Dienstes (C3S) des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus mit. Außerdem war er der zwölfte Monat in Folge, in dem die globale Durchschnittstemperatur einen Rekordwert für den entsprechenden Monat erreichte. In Europa lag die Land-Durchschnittstemperatur über die vergangenen fünf Jahre übrigens bereits um 2,3 Grad höher als vor 1850.
- CO2-Budget reicht nur noch für fünf Jahre: Der Climate Change Tracker rechnete ebenfalls Anfang Juni vor, dass der Menschheit nur noch ein Kohlenstoffdioxidbudget von 200 Gigatonnen zur Verfügung stehe, wenn die globale Erwärmung im Zehnjahresdurchschnitt die 1,5 Grad nicht überschreiten soll. Gemessen an den derzeitigen Emissionen, ist das Budget in fünf Jahren verbraucht.
- Die globale Durchschnittstemperatur eines der nächsten fünf Jahre liegt wohl über der 1,5-Grad-Schwelle: Das vermeldete die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ebenfalls Anfang Juni.
Aber es gibt auch Institutionen, die Zuversicht verbreiten wollen. So ist Internationale Energieagentur (IEA) nach wie vor überzeugt, dass die Menschheit es schafft, unterhalb der 1,5-Grad-Grenze zu bleiben.
Und mit sieben der wichtigsten Klima-Lichtblicke versuchte das Weltwirtschaftsforum den drei aktuellen Hiobsbotschaften ein Quantum Hoffnung entgegenzusetzen:
- Sensationelles globales Wachstum der erneuerbaren Energien im Jahr 2023: Die weltweite Kapazität an erneuerbaren Energien wuchs laut Internationaler Energieagentur 2023 um 50 Prozent. Das war die höchste Wachstumsrate seit 20 Jahren. Sollte es so weiter gehen, wird sich die Kapazität der erneuerbaren Energien bis zum Ende des Jahrzehnts um das 2,5-fache erhöhen. Damit bliebe eines der Ziele der Klimakonferenz 2023 in Dubai (COP28) in Reichweite, das eine Verdreifachung der erneuerbaren Kapazitäten anstrebt.Haupttreiber des rasanten Wachstums war die chinesische Solarindustrie. Aber auch Europa, die USA und Brasilien schlugen sich ganz ordentlich.
- EU-Parlament: Neue Richtlinie kriminalisiert Umweltzerstörung: Die Europäische Union hat als erster internationaler Staatenverbund beschlossen, die schwersten Fälle von Ökosystemzerstörung unter Strafe zu stellen.Straftaten, die „mit einem Ökozid vergleichbar“ sind, wie der Verlust von Lebensräumen und illegaler Holzeinschlag, können nach dieser Richtlinie des europäischen Parlaments und des Rates über Umweltkriminalität mit harten Strafen und Gefängnisaufenthalten geahndet werden. Die Mitgliedstaaten der EU haben zwei Jahre Zeit, die Direktive in nationales Recht zu übernehmen.
- Sieben Länder decken ihren Strombedarf jetzt zu fast 100 Prozent aus erneuerbaren Energien: Inzwischen können sieben Länder ihren Strombedarfs vollständig aus Erdwärme, Wasserkraft, Sonnen- oder Windenergie decken. Zu den Ländern, die ihren Strom zu mindestens 99,7 Prozent regenerativ erzeugen, gehören Albanien, Bhutan, Äthiopien, Island, Nepal, Paraguay und die Demokratische Republik Kongo. In Norwegen und Costa Rica sind es schon mehr als 98 Prozent.
- Die Ankündigung staatlicher Maßnahmen zur Bekämpfung der Entwaldung und zum Schutz der Natur haben sich verdoppelt: Laut einer Studie der Prognosegruppe Inevitable Policy Response hat sich die Zahl der Naturschutzmaßnahmen, die Regierungen auf der ganzen Welt angekündigten, im vergangenen Jahr verdoppelt.Mehr als 90 Prozent der in 2023 angekündigten Naturschutzmaßnahmen hatten jedoch nur die 2-Grad-Grenze in Auge gefasst, nicht die 1,5-Grad-Grenze.
- Der weltgrößte Offshore-Windpark ist jetzt voll ausgebaut: Hornsea 2, der weltgrößte Offshore-Windpark hat mit 165 Turbinen auf 462 Quadratkilometern seine volle Kapazität erreicht. Der Windpark liegt fast 90 Kilometer vor der Küste von Yorkshire, Nordostengland. Mit seiner Gesamtkapazität von 1300 Megawatt kann er genug Windstrom liefern, um jährlich 1,4 Millionen Haushalte im Vereinigten Königreich zu versorgen.
- Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte entschied, dass Untätigkeit in Sachen Klimawandel gegen die Menschenrechte verstößt: Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hat in einem wegweisenden Urteil zugunsten einer Vereinigung von 2500 Schweizer Frauen entschieden, dass die Untätigkeit der Schweizer Regierung in Bezug auf den Klimawandel gegen ihre grundlegenden Menschenrechte verstößt. Das Urteil könnte die Tür für weitere Klagen gegen die Untätigkeit der Regierungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel öffnen, so das WEF. Einen ähnlichen Fall, der von sechs portugiesischen Jugendlichen gegen alle EU-Mitgliedstaaten angestrengt wurde, wies das EGMR aus Gründen der Zuständigkeit jedoch ab.
- Das Wachstum der erneuerbaren Energien könnte die Kohle bis 2025 überholen: Der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge werden saubere erneuerbare Energien bis zum Jahr 2025 voraussichtlich die weltweit größte Stromquelle sein und dann die Kohle überholt haben. Die erneuerbaren Energien werden in den kommenden Jahren mehr als 90 Prozent des weltweiten Stromausbaus ausmachen. Zwischen 2022 und 2027 prognostiziert die IEA ein Anstieg der weltweiten Stromerzeugungskapazität aus erneuerbaren Energien um 2400 Gigawatt.
Es sei zwar noch ein weiter Weg bis zu Netto-Null-Treibhausgasemissionen, aber für das WEF sieht es immerhin so aus, als bewege sich die Menschheit in die richtige Richtung.
Trotz aller Zuversicht beendet das Forum die Liste der Hoffnungsschimmer mit der Frage: „Sind wir schnell genug unterwegs?“