Wer sich ab Version 69 bei Chrome auf der Website eines Google-Dienstes wie Gmail, Maps oder Youtube anmeldet, wird automatisch mit demselben Nutzerkonto auch in Chrome angemeldet. Bislang war der Browser-Login von der Anmeldung auf Google-Websites getrennt. Auf das veränderte Anmeldeverhalten angesprochen argumentierten einige von Googles Chrome-Entwicklern auf Twitter, dass die Änderung zu weniger Verwirrung auf Anwenderseite führen soll. Wer sich mit einem Google-Konto anmeldet, soll sicher sein, dass auch dieses Konto zur Anmeldung in Chrome genutzt wird.
Außerdem, so Google-Entwicklerin Adrienne Porter Felt, müsse sich ein Nutzer künftig nur noch einmal abmelden, bevor er das Gerät an eine andere Person weitergeben kann. Auch sollen persönliche Browser-Daten nicht automatisch durch die Anmeldung auf einem Google-Dienst an die Server des Werbegiganten übertragen werden. Dazu müssten Chrome-Nutzer nach wie vor explizit die Synchronisierungsfunktion des Browsers aktivieren.
Viele Kritiker überzeugte die Argumentation allerdings nicht wirklich. Das Chrome-Team hat daher jetzt reagiert und einige Anpassungen angekündigt. Zukünftig soll eine Einstellung erlauben, das Chrome-Login wieder von der Anmeldung auf Google-Diensten zu entkoppeln. Außerdem soll das Nutzer-Interface klarer machen, dass durch die Verknüpfung nicht automatisch die Synchronisation von Daten aktiviert wird. Die Änderungen sollen mit Chrome Version 70 ausgerollt werden. Das Update soll im Oktober 2018 erscheinen.
Chrome: Verändertes Anmeldeverhalten stößt auf heftige Kritik
Für den Kryptografieprofessor Matthew Green handelt es sich bei der Änderung um nicht weniger als einen Vertrauensbruch. „Zehn Jahre lang stellte mir der Chrome-Browser eine Frage: ‚Willst du dich mit deinem Google-Konto anmelden?‘. Und zehn Jahre lang sagte ich nein danke. Chrome stellt mir diese Frage immer noch – nur respektiert es meine Entscheidung nicht mehr.“
Deswegen, so Green, überzeuge ihn auch das Argument nicht, dass seine Browser-Daten nicht automatisch in die Cloud wandern. „Wenn Chrome mein mangelndes Einverständnis bei der größten nutzerseitigen Datenschutzoption nicht respektiert, warum sollte ich dann einer anderen Option vertrauen, die nach meiner Zustimmung fragt?“, fragt Green in einem Blogbeitrag. Die jetzt angekündigte Option bezeichnet Green als „Schadensbegrenzung“, auch wenn er dem Chrome-Team auf Twitter für die angekündigten Verbesserungen dankt.
Andere sehen aber ein noch grundsätzlicheres Problem: Da die Anmeldungen auf Google-Diensten und im Chrome-Browser nicht länger getrennt voneinander sind, ist das Google-Login privilegiert gegenüber anderen Webdiensten. Chrome, so die Kritiker, ist damit nicht länger ein neutraler Vermittler sondern „ein Google-Dienst, der eine Browser-Engine enthält“. Darüber hinaus gibt es auch praktische Bedenken. Manche Nutzer verwenden beispielsweise ein geschäftliches Google-Konto, melden sich in Chrome aber lieber mit ihrem privaten Account an.
Zwangslogin: Das können Chrome-Nutzer schon vor dem Update auf Version 70 tun
Das veränderte Anmeldeverhalten lässt sich auch derzeit schon deaktivieren. Dazu müsst ihr chrome://flags/#account-consistency
in die Adressleiste von Chrome eingeben. Anschließend wählt ihr Disabled aus dem Dropdown-Menü hinter dem gelb hervorgehobenen Eintrag aus. Jetzt sind die Anmeldungsmechanismen der Google-Dienste und des Chrome-Browsers wieder getrennt.
Wem das nicht reicht, der kann letztlich natürlich auch einen radikaleren Schnitt machen und Chrome gleich ganz durch einen anderen Browser ersetzen. Der quelloffene Firefox-Browser kann seit dem Quantum-Update aus Performance-Sicht durchaus wieder mit dem Chrome-Browser mithalten. Alternativ dazu könnten Chrome-Fans auch Ungoogled-Chromium einsetzen. Das Open-Source-Projekt stellt einen Fork von Chromium bereit, der um sämtliche Google-spezifischen Komponenten bereinigt wurde. Unter der Bezeichnung Chromium veröffentlicht Google einen Großteil, aber nicht den gesamten Quellcode des Chrome-Browsers.