Googles neue Niederlassung in San Jose soll eines Tages 25.000 Mitarbeitern Platz bieten. Mehr als die Hälfte der geplanten Baufläche soll jedoch für Mietwohnungen und öffentliche Einrichtungen wie Kindertagesstätten oder Freiluftkinos reserviert werden. Google verabschiedet sich damit von dem im Silicon Valley bislang präferierten Modell des abgeschlossenen Firmencampus. Das hat auch mit Kritik der Anwohner zutun.
Nachdem 2019 erstmals bekannt wurde, wo sich Google in San Jose niederlassen will, stiegen die Grundstückspreise in den angrenzenden Stadtgebieten um sieben Prozent. Anwohner schlossen sich zu Protesten zusammen, weil sie durch die Ankunft des Tech-Konzerns mit stark ansteigenden Lebenshaltungskosten rechneten. Google reagierte auf den gesellschaftlichen Druck und begann das Feedback der Bewohner einzuholen.
Das Ergebnis dieses Dialogs hat Google jetzt in Form eines umfangreichen Dokuments vorgestellt. „Tausende von Gesprächen haben uns geholfen, uns auf das zu konzentrieren, was wir an einem Standort wirklich wollen, der weniger der Firmencampus und der Finanzdistrikt als vielmehr eine stabile Nachbarschaft sein soll“, erklärt Google-Mitarbeiterin Alexa Arena in einem mit den Plänen veröffentlichten Video.
Der geplante Komplex soll aus insgesamt 30 Gebäuden bestehen, die neben den Google-Büros auch rund 4.000 Wohneinheiten sowie Büroflächen für gemeinnützige Organisationen beheimaten sollen. Am Ende soll mehr als die Hälfte der Fläche öffentlich zugänglich sein. Bei dem geplanten Gelände will Google darüber hinaus den Fokus auf den Umweltschutz legen: Fast alle Gebäude sollen ihren Strom aus eigenen Solaranlagen beziehen. Außerdem will Google mindestens zehn Parkanlagen anlegen.
Tech-Branche verabschiedet sich langsam von dem geschlossenen Campus
Googles Pläne für San Jose stehen im krassen Gegensatz zu der erst vor drei Jahren fertiggestellten, kreisrunden Firmenzentrale von Apple. Doch mit einer so offen zur Schau gestellten Abschottung nach außen lassen sich Anwohner kaum mehr von derartigen Bauprojekten überzeugen. Zumal im Silicon Valley heute klar ist, welchen Einfluss die Büroflächen der Tech-Riesen auf den lokalen Wohnungsmarkt haben.
Das ist auch in der Branche angekommen. Facebook überarbeitete beispielsweise nach Kritik ein für das kalifornische Menlo Park geplante Bauvorhaben. In der Folge wurde die Anzahl der Büros um die Hälfte reduziert. Dafür soll es mehr Wohnraum, aber auch einen Park und weitere öffentliche Plätze geben. Und auch Googles zweites großes Bauvorhaben in Mountain View, der Heimatstadt des Konzerns, soll rund 20 Prozent der Gesamtfläche für den Wohnungsbau bereitstellen. Zusätzlich will Google rund eine Milliarde US-Dollar in bezahlbaren Wohnraum in der Gegend um die Bucht von San Francisco investieren.