Künstliche Intelligenz: 7 Thesen des Salesforce-Chefwissenschaftlers

(Grafik: Shutterstock)
Er ist einer der prägenden Köpfe für künstliche Intelligenz (KI): Richard Socher, mit 34 Jahren Chef des Salesforce-Forschungsprogramms und Gründer eines KI-Startups. Warum er in der Wirtschaft und nicht an der Uni forscht, begründet er einerseits mit den viel besseren Forschungsbedingungen, die er für sich nutzen kann und andererseits damit, dass er seine Ergebnisse in der Wirtschaft schneller in die Praxis bringen kann.
Immer wieder nutzt der sympathische Mann mit den rotblonden Locken und dem gewinnenden Lächeln Auftritte und Pressetermine, um die künstliche Intelligenz zu entmystifizieren und allgemein verständlich zu erklären.
Nun hat er sieben Thesen zur Zukunft der künstlichen Intelligenz vorgestellt. t3n präsentiert sie:
1. Nicht jeder Hype bleibt
Gerade besteht wieder eine große AI-Euphorie. Laut Socher wird einiges davon nicht wahr werden. Eines der wichtigsten Themen zur Zeit: das autonome Fahren. Socher ist sich sicher, dass sich die Technologie in den nächsten Jahren nicht grundlegend ändern wird und selbstfahrende Autos noch weit davon entfernt sind, die Straßen zu übernehmen. Die künstliche Intelligenz wird besser werden, graduell. Wir werden uns mehr daran gewöhnen. Aber die künstliche Intelligenz, die wir aus Science-Fiction-Filmen kennen, wird erst einmal genau das bleiben: Science-Fiction.
2. Die Zeit der Koadaption beginnt
Zur Zeit sind die Ängste in Bezug auf KI mindestens so groß wie die Hoffnungen. Vor allem um Arbeitsplätze bangen die Menschen. Socher zieht die Parallele zur Erfindung der Dampfmaschine, die ähnliche Ängste auslöste – und schließlich das Leben der Menschen erleichterte. Er glaubt, wir stehen wieder an einer solchen Schwelle und werden bald KI so selbstverständlich benutzen wie Elektrizität. Das liegt auch daran, dass nach den Digital Natives die Kinder heranwachsen, für die Alexa, Siri und Co. selbstverständlicher Bestandteil ihres Alltags sind.
3. Es wird keine Superintelligenz geben
Das Rennen um die eine alles umfassende KI wird abflachen, zugunsten der Erforschung vieler sich parallel entwickelnder Anwendungen, da ist sich Socher sicher. Anstatt ganze Industrien komplett zu automatisieren, wird sich die Suche nach zielgerichteten Anwendungen, die abgegrenzte Automatisierungen ausführen, intensivieren. Jede Industrie hat zu spezifische Herausforderungen und eine „Eine für alle“-Lösung wird in der näheren Zukunft nicht sinnvoll sein.
4. Die Blackbox KI muss transparent werden
Da die KI immer mehr aus den Laboren in den Alltag vordringt, muss es Regulierungen geben. Es ist entscheidend, dass nicht nur die Anwendungen kontrolliert werden. Die Skepsis gegenüber den Anwendungen wird wachsen und es schließlich nötig machen, dass mehr Arbeit investiert wird, die angewendeten Algorithmen verständlich zu machen. So, meint Socher, werden die Funktionsweisen der eingesetzten KI verständlich und es ist nachvollziehbar, wie viel Verzerrung und Vorurteile in den Trainingsdaten und dem eingesetzten Model stecken.
5. Der Übergang zwischen Forschung und Umsetzung muss besser werden
Je mehr die KI ihren Weg aus den Laboren in die Produkte findet, desto mehr wird deutlich, dass in der Forschung andere Techniken angewendet werden. Daran muss gearbeitet werden, zum Beispiel durch das Kennzeichnen von Daten oder eine durchgängige Sprache, damit der Übergang leichter fällt.
6. KI-Anwendungen werden mehr auf einmal erledigen
Bisher kann die KI nur eine bereits bekannte Aufgabe bewältigen. Das wird sich ändern und die Anwendungen werden komplexer, sodass sie mehrere Fragestellungen erledigen. Die Forschungsabteilung von Salesforce hat dabei bereits Erfolge erzielt und andere werden bald folgen, da ist sich Socher sicher. Vermutlich werden Chatbots bald auch mit allgemeineren Themen fertig werden und können Kunden besser beraten.
7. KI wird die Medizin verbessern
Socher sieht die KI in der Medizin an einem Tipping Point und denkt, dass es bald Anwendungen gibt, die neue Medikamente entwickeln können, den Verlauf einer Behandlung ändern und sowohl Überlebenschancen von Patienten verbessern als auch die Effizienz erhöhen.
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