Ladenzeile macht dicht: Das sind die Gründe für das Ende des E-Commerce-Aggregators
Viele Endkund:innen kennen Ladenzeile kaum, da die Handelsplattform aus dem Hause Axel Springer und Idealo in den letzten Jahren immer weniger Relevanz hatte. Doch die Geschichte der Ladenzeile reicht bis ins Jahr 2008 zurück. Damals war es Rocket Internet, die das Unternehmen gründeten, doch schon 2011 übernahm Axel Springer die Beteiligung, deren Gründer Robert M. Maier und Johannes Schaback noch immerhin bis 2018 als geschäftsführende Gesellschafter an Bord blieben.
Dennoch war Ladenzeile über die Jahre zunächst ganz erfolgreich, zuletzt mehr schlecht als recht unterwegs. Das Geschäftsmodell bestand im Vermitteln von Kund:innen an Shops, doch schon vor mehreren Jahren erklärte ein von t3n befragter Händler, der von dort kommende Traffic sei eher zu vernachlässigen und definitiv nicht geschäftskritisch.
Ladenzeile: Vermittlung von Kund:innen an Shops
Jetzt hat die Idealo Internet GmbH, zu der Ladenzeile gehört, angekündigt, man habe sich zur Geschäftsaufgabe entschlossen. „Die Gründe für die Aufgabe sind vielfältig und letztlich einer sich veränderten Marktsituation geschuldet. Die Aufgabe von Ladenzeile ist auch eine Entscheidung für die Fokussierung auf Idealos Kernprodukt, den Produkt- und Preisvergleich, der weiterhin großes Potenzial bietet. Wir setzen unseren ganzen Fokus und unsere Ressourcen darauf, mit unserem Preisvergleichsangebot zu wachsen.“
Doch es geht dabei auch um den Digital Markets Act. „Wir hoffen, dass der DMA für dieses hochprofitable und erfolgreiche Geschäftsmodell zusätzlich positive Impulse setzen wird“, erklärt ein Unternehmenssprecher und betont zugleich: „Ein Angebot wie Ladenzeile ist in dem aktuellen Marktumfeld, in dem einige wenige beherrschende Player darüber entscheiden, wer wie viel Traffic bekommt, nicht profitabel zu betreiben. Letztlich sind auch diese Faktoren in die Entscheidung über die Zukunft von Ladenzeile eingeflossen.“
Scheiterte Ladenzeile an Google-Shopping?
Diese Sätze sind es, der aufhorchen lassen – denn insbesondere Google bringt Unternehmen wie Idealo und auch Ladenzeile Traffic. Dass der über die Jahre insbesondere für die Ladenzeile weniger geworden ist, hat mit den Bemühungen von Google zu tun, den eigenen Shopping-Dienst zu bevorzugen und dessen Suchergebnisse besonders klickstark zu positionieren. Schon 2019 hatte Idealo die Einreichung einer Schadenersatzklage gegen Google in Höhe von rund einer halben Milliarde Euro angekündigt.
Gestritten wird hierum seit Jahren, und Googles Jurist:innen betonen, dass Internetnutzer:innen lieber auf Produkte klicken, die nicht erst über einen dritten Dienst laufen. Sistrix-Zahlen zeigen insbesondere seit knapp zwei Jahren einen bemerkenswerten Sichtbarkeitsverlust für die Ladenzeile – ein Trend, der wohl zum schleichenden Bedeutungsverlust der Plattform beigetragen hat, aber eben auch mit der Marktmacht Googles zu tun hat.
Und der Sistrix-Gründer und Suchmaschinen-Experte Johannes Beus erklärt gegenüber OMR Daily: „Hinzu kommt, dass außerhalb der organischen Plätze die Aufmerksamkeit der Suchenden von massiv ausgebauten Google-Shopping-Integrationen gelenkt wird und bei vielen kommerziell-relevanten Suchen damit weniger Klicks auf die wirklichen Suchtreffer gehen.“
Schon vor der Corona-Pandemie versuchte Axel Springer, die inzwischen ungeliebte Ladenzeile an eine:n Investor:in zu verkaufen – offenbar erfolglos. Vielleicht ist die Zeit für einen Produkt-Aggregator nach dem Vorbild von like.com also einfach vorbei, so wie sich bestimmte Geschäftsmodelle im Netz nach und nach überlebt haben.