Lantern: Outernet bietet gratis „Internet“ über Satellit
Eine öffentliche Bibliothek aber kein Internet
Eines direkt zu Beginn: Outernet ist nicht gleich Internet. Outernet sieht sich als öffentliche Bibliothek und gewährt ausschließlich Zugriff auf ausgewählte Internet-Inhalte auf den Servern von Outernet Die Daten werden von den Servern aus an einen Satelliten übertragen, der sie als Radio-Signal zurück in Richtung Erde sendet. Im Vergleich zur Daten-Autobahn Internet handelt es sich also um eine Einbahnstraße. Gegenüber dem konventionellen Internet kann der Empfänger allerdings nicht identifiziert werden kann – er bleibt anonym.
Die verfügbaren Inhalten umfassen sowohl ganze Webpages als auch News, E-Books, Videos oder Musik. Das Kern-Archiv bietet Inhalte, die nach Outernets Ansicht „wichtig für die Menschheit“ sind. Die Queue enthält Informationen, die von den Nutzern angefragt und als wichtig angesehen werden. Die dritte Kategorie trägt den Namen „Sponsored“ und enthält bezahlte Inhalte. Alle Daten werden regelmäßig aktualisiert oder ausgetauscht.
Zur Zeit sendet Outernet über zwei geostationäre Satelliten. Bis Ende des Jahres sollen es allerdings schon sechs sein. Eine Übersicht der geplanten Verfügbarkeit wurde vor kurzem in der LA Times veröffentlicht. Bisher nutzt das Unternehmen Satelliten und Infrastruktur anderer Unternehmen, für die Zukunft ist der Einsatz von CubeSats als Übertragungsmedium geplant. Da der Einsatz eigener Satelliten natürlich enorme Kosten verursacht, gibt es diesbezüglich noch keine konkreten Pläne – gerade vor dem Hintergrund, dass der Service kostenlos ist und auch bleiben soll.
Was ist Lantern?
Lantern dient als Empfänger, Speichermedium und WLAN-Hotspot. Empfangene Daten werden auf dem internen Speicher abgelegt und ihr verbindet euch per WLAN mit Lantern. Um sicherzustellen, dass Lantern immer einsatzbereit ist, bekommt es seine Energie von Solarzellen auf dem Gehäuse. Voll geladen reicht die Energie des Akkus für zwölf Stunden Datenempfang oder vier Stunden bei aktiviertem WLAN.
Die Download-Geschwindigkeit gibt Outernet zur Zeit mit 100 Kilobit pro Sekunde bis zu 25 Megabit pro Sekunde an. Rein technisch wären laut Outernet auch Download-Raten von bis zu 80 Megabit pro Sekunde möglich. Bis die Infrastruktur entsprechend ausgebaut ist, wird es allerdings eine Begrenzung auf 25 Megabit pro Sekunde geben. Zudem wird das tägliche Download-Volumen auf zwei Megabyte begrenzt. Wer sich für technischen Feinheiten von Lantern interessiert, findet hier eine detailliertere Beschreibung.
Outernet und die Zensur
Freier Empfang von Daten und das überall auf der Welt? Wie aber sieht es in Ländern aus, in denen Internetzensur an der Tagesordnung ist? Bei Outernet geht man eher gelassen mit diesem Thema um. Die Zensur einzelner Inhalte sei nahezu unmöglich. Die einzige Möglichkeit, den Empfang via Lantern zu unterbinden, wäre es, alle verwendeten Funkfrequenzen zu stören oder Lantern zu verbieten. Durch die Verwendung der Radiowellen ist es zudem nicht möglich, einzelne Empfänger zu identifizieren.
Damit wäre das Thema allerdings etwas vorschnell abgetan. Outernet stellt die Frage in den Raum, welche Regierung ein Interesse daran hätte, seine „öffentliche Bibliothek“ zu stören. Ich denke, hier fällt jedem mindestens eine Nation ein, die beim Gedanken an freies Internet unruhig wird. Die Einstellung des Unternehmens ist hier mehr als blauäugig.
Fazit: Outernet verfolgt ein nobles Ziel: Internet für jedermann und das auch noch kostenlos. Ob das Projekt ein Erfolg wird, hängt von der Qualität der Inhalte und der realisierbaren Verfügbarkeit ab. Ob sich Outernet wirklich gegen die Zensur mancher Länder durchsetzen kann, bleibt allerdings abzuwarten.