Lieferdienst-Markt in Bewegung: Lieferando steht erneut vor Besitzerwechsel

Lieferando soll bald einen neuen Besitzer bekommen. (Foto: pim pic/Shutterstock)
Während der Pandemiezeit hatten Lieferdienste sowohl für Lebensmittel als auch für fertig zubereitetes Essen Hochkonjunktur. Doch in den letzten Jahren hat eine Konsolidierung stattgefunden – und die könnte jetzt einen weiteren Schritt gehen.
Denn der Technologieinvestor Prosus plant, den niederländischen Anbieter Just Eat Takeaway.com zu übernehmen. Der hat mit Lieferando in Deutschland, aber auch in den Niederlanden und Großbritannien erfolgreiche Brands im Segment der Essenslieferdienste am Start. Namentlich ist Prosus hierzulande eher unbekannt, doch das Unternehmen, das zum südafrikanischen Naspers-Konzern gehört, ist unter anderem an Delivery Hero und am Lebensmittellieferdienst Flink beteiligt. Insofern lautet die Meldung, um die es hier geht eigentlich, dass Lieferando den Besitzer wechselt.
4,1 Milliarden Euro schwer soll der Deal laut einer Ankündigung von Prosus-Chef Fabricio Bloisi sein. Man wolle dadurch einen europaweiten Marktführer aufbauen. „Prosus sieht die Möglichkeit, das Wachstum von Just Eat Takeaway.com zu beschleunigen, indem es seine umfangreiche Branchenerfahrung nutzt, um Innovationen voranzutreiben und Effizienz zu steigern“, erklärt das Unternehmen..
Schwierig zu skalierendes Geschäft
Und in der Tat ist sowohl das Geschäft mit Lebensmittellieferungen als auch das mit geliefertem Essen ein erstaunlich länderspezifisches und personalintensives. Doch während einige Anbieter zeitweise sogar ihre Kurier:innen angestellt hatten und das Equipment finanzierten, werden die Kurier:innen in vielen Fällen nur nach Aufträgen abgerechnet.
Bisher verfügt Prosus vor allem über ein erfolgreiches Portfolio außerhalb Europas und setzt in den dortigen Märkten auf eine ausgefeilte Logistik mit KI-Innovation. Ob man sich hier einen Wissenstransfer durch die neuen Partnerunternehmen verspricht oder ob es eher, wie Prosus erklärt, um die eigentlichen Märkte geht, lässt sich nur mutmaßen. Der CEO von Just Eat Takeaway.com, Jitse Groen, ergänzt jedenfalls, Prosus könne für Just Eat Takeaway.com dazu beitragen, das Wachstum in den Bereichen Lebensmittel, Lebensmittelgeschäfte, Fintech und weiteren angrenzenden Märkten zu beschleunigen.
Ob und wie gut es gelingt, das Segment der Lieferdienste international zu skalieren, bleibt abzuwarten. In den vergangenen Monaten hatte es eher Schlagzeilen um Schließungen von Geschäftsbereichen und Zusammenlegungen von Marken gegeben. Etwa übernahm der US-Player Doordash den finnischen Mitbewerber Wolt und Takeaway.com übernahm das Deutschlandgeschäft von Delivery Hero. Die Lieferdienste schließlich tun sich ebenfalls schwer: Selbst Amazon baut nach einigen eigenen Versuchen und Kooperationen bei Lebensmittellieferungen derzeit vor allem auf Knuspr, während Getir und die Gorillas vom deutschen Markt nach einigem Hin und Her verschwunden sind.