Delivery Hero: EU-Kartellwächter durchsuchen mehrere Essenslieferdienste
Der Vorwurf, der im Raum steht, lautet: Kartellbildung. Davon betroffen ist auch der spanische Essenslieferant Glovo, dessen Übernahme Delivery Hero am Montag dieser Woche vollzogen hat. Bekannt gegeben worden war der Deal am 31. Dezember 2021 – und noch vor der nun vollzogenen Übernahme haben sich beide Unternehmen laut dem Handelsblatt schon abgestimmt und gegenseitig Landesgesellschaften aneinander abgetreten. So hatte Delivery Hero bereits im Jahr 2020 in neun Ländern Südamerikas die jeweilige Glovo-Dependance erstanden. Kostenpunkt: 230 Millionen Euro.
Hohe Bußgelder drohen
Sowohl Delivery Hero als auch Glovo gaben bekannt, vollumfänglich mit der EU-Kommission zusammenzuarbeiten. Diese erklärte in einer Mitteilung, dass die Durchsuchungen nicht bedeuten würden, die Unternehmen hätten tatsächlich gegen Wettbewerbsrecht verstoßen. Klar ist aber, dass Delivery Hero und Glovo im Falle eines Verstoßes gegen die EU-Normen Bußgelder von bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes drohen.
Ob auch weitere Essens- oder Lebensmittellieferanten von dem Vorwurf betroffen sind, teilte die EU-Kartellbehörde nicht mit. Sie beschränkte sich darauf, bekannt zu geben, dass sie Untersuchungen in zwei Ländern durchgeführt habe. Andere große Namen der Branche wie etwa Just Eat, Uber Eats oder die Lebensmittellieferdienste Flink und Gorillas erklärten, dass es bei ihnen keine Durchsuchungen gegeben habe.
Delivery-Hero-Aktie auf dem absteigenden Ast
Laut dem Handelsblatt hat Deutschlands Bundeskartellamt die EU bei der Untersuchung, die eine „mutmaßliche Vereinbarung oder aufeinander abgestimmte Verhaltensweise zur Aufteilung nationaler Märkte für die Onlinebestellung und -lieferung von Lebensmitteln und anderen Konsumgütern“ betreffe, unterstützt.
Delivery Hero wurde 2011 in Berlin gegründet und erreichte 2019 einen Umsatz von mehr als 1,2 Milliarden Euro. Durch die Coronakrise erlebte die Aktie des Konzerns einen extremen Hype und schaffte den Sprung in den Dax. Dieser ist mittlerweile verflogen: Alleine im Kalenderjahr 2022 verlor die Aktie bisher rund zwei Drittel ihres Wertes.