Was macht Fränzi Kühne nach TLGG? Abschiedsfeier, Keller aufräumen, Weltreise
Wenn man Fränzi Kühne anruft und fragt, wohin sie wechselt, lacht sie erstmal. „Ich wechsle nicht. Ich hab noch nichts Neues“, sagt sie. Dass Fränzi Kühne nichts vorhat, ist ungewöhnlich.
Seit sie vor elf Jahren die Agentur TLGG gegründet hat, ist ihre Firma so etwas wie die Digitalisierungs-Nachhilfelehrerin der Nation geworden: Fränzi Kühne und ihre Mitgründer Christoph Bornschein und Boontham Temaismithi haben mittlerweile mehr als die Hälfte aller Dax-Unternehmen zur Digitalisierung beraten. Und gerne auch die Politik, wie zum Beispiel das Kabinett Merkel II. Im t3n Podcast sprach Bornschein über den Stand der Dinge in Deutschland und wie sich ihre Arbeit gestaltet.
Fränzi Kühne war die jüngste Aufsichtsrätin eines Dax-Konzern – so lange Freenet noch Dax-Konzern war. Seit letztem Jahr sitzt Kühne auch im Aufsichtsrat der Württembergischen Versicherung. Zwischendurch haben Kühne und ihre Mitgründer ein Büro in New York eröffnet und Schlagzeilen zum Thema Haltung gemacht: mal, als sie mit dem ganzen Unternehmen zum Demonstrieren nach Chemnitz gefahren sind. Mal, als sie beschlossen haben, alle All-Male-Panels abzusagen.
„Erstmal Klimbim: Keller aufräumen, eine Kofferversteigerung und so. Dann eine Weltreise“
Von daher ist es etwas überraschend, wenn man sie am Telefon fragt: Fränzi, wohin wechselst du? Und sie antwortet: „Also, bis Mai mach ich erstmal Klimbim. So Sachen, für die ich die letzten elf Jahre keine Zeit hatte. Zum Beispiel den Keller aufräumen. Ich wollte auch immer mal zu einer Kofferversteigerung am Flughafen gehen. Danach will ich mit meiner Familie auf Weltreise gehen. Mit dem Rucksack. Und nein, wir werden uns dabei sicher keine Startups im Silicon Valley anschauen.“
„Wir machen auf jeden Fall zehn Jahre voll. Dann kann jeder wieder machen, was er will.“
Dass Fränzi Kühne gerade jetzt TLGG verlässt, ist aber nicht ganz zufällig, erzählt sie. „Als wir TLGG gegründet haben, haben wir gesagt: ‚Wir machen auf jeden Fall zehn Jahre voll. Dann kann jeder wieder machen, was er will‘“, erklärt sie. Abgesehen davon wäre TLGG – „mein erstes Baby“ – jetzt schon groß und könne alleine laufen.
„Es war die schwerste Entscheidung meines Lebens.“
Die Entscheidung, zu kündigen, erzählt Fränzi Kühne, sei die schwerste Entscheidung ihres Lebens gewesen: „Eigentlich entscheide ich alles sofort, aber dafür habe ich lange gebraucht. Ich habe über Wochen mit Freunden darüber gesprochen und sogar ein Coaching gemacht.“ Das Coaching, so Kühne, habe allerdings nur vier Stunden gedauert. „Dann war klar, wie sich das anfühlt, und was ich möchte.“
Was genau sie machen will, wenn sie den Keller aufgeräumt hat (und die Weltreise hinter sich), weiß Fränzi Kühne noch nicht. Nur dass es etwas anderes sein soll, sagt sie. „Durch die Aufsichtsratsmandate habe ich festgestellt, dass es noch ganz andere Welten gibt als TLGG. Und jetzt will ich noch mehr Welten erkunden.“
t3n: Was war das Schwerste an der Entscheidung?
Das Schwerste daran war die Ungewissheit der Zukunft. Und natürlich auch die Angst davor, die Entscheidung kommunizieren zu müssen, gegenüber den Menschen bei TLGG. Es gab dabei Tränen bei mir und bei TLGG.
t3n: Was war das Schönste an der Entscheidung?
Das Schönste an der Entscheidung war auch die Ungewissheit der Zukunft.
t3n: Kommt deine Firma denn ohne dich zurecht?
Wir haben zwei Jahre lang das Management ausgebildet. Und mit meiner Nachfolgerin Stefanie Lüdecke kommt jemand, der fünf Mal mehr Erfahrung hat als wir drei Gründer zusammen.
t3n: Wenn jemand wie Stefanie Lüdecke mit 25 Jahren Erfahrung kommt – geht dann nicht so etwas wie die jugendliche Leichtigkeit oder die Qualität als Digital Natives verloren?
Nein. Wir haben ja auch sonst Experten von außen eingestellt. Die eigentliche Aufgabe dabei ist, unsere Kultur zu verstehen, wie wir so ticken, und den Leuten zuzuhören. Aber Christoph ist ja auch noch da – und der trägt einen großen Teil dieser Kultur in sich.
„Dann feiern wir eine 24-Stunden-Abschiedsparty und übernachten in der Firma.“
t3n: Und wie geht’s jetzt weiter, bis zum Abschluss?
Ich bin gespannt, wie es wird, wenn ich plötzlich montags aufwache und Zeit habe. Bis jetzt war Zeit knapp. Und bis zu meinem letzten Arbeitstag ist auch noch alles durchgetaktet. Dann feiern wir eine 24-Stunden-Abschiedsparty und übernachten in der Firma.
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