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Marginal Gains: Aus dem Leistungssport zur neuen Unternehmenskultur

Populär im Leistungssport, können Marginal Gains auch digital zum Erfolgsrezept werden. Unser Gastautor erklärt euch den Hintergrund und zeigt, wie ihr Marginal Gains in eurem Business implementieren könnt.

Von Hannes Heigenhauser
4 Min. Lesezeit
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(Bild: arfa adam / shutterstock)

Fragt man den Teammanager Dave Brailsford nach dem Geheimnis seines Erfolgs mit dem englischen Rennradteam Sky/Ineos, so erzählt er freimütig von Marginal Gains – kleinen Verbesserungen, die in Summe zu einem erheblichen Vorteil gegenüber anderen Teams führten. Mittlerweile ist der Begriff im professionellen Radsport zum Synonym für erfolgreiches Team-Management geworden.

Die Philosophie und Geisteshaltung hinter Marginal Gains funktionieren genauso im digitalen Kontext. Digital sind wie im Rennsport Millisekunden entscheidend, kleine Verbesserungen mit großer Wirkung.

Klein, aber oho – Marginal Gains

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Marginal Gains oder „kleine Gewinne“ sind nichts anderes als winzige Verbesserungen, die in Summe zu signifikanten Vorteilen gegenüber der Konkurrenz führen. Der grundlegende Kern dieser Philosophie ist der Drang nach fortlaufender Perfektion des Bestehenden. Einbezogen werden alle Bereiche, die nur im Entferntesten mit dem finalen Produkt zu tun haben. Kleine Stellschrauben sind für Konkurrenten schwer auszumachen oder können nur mit großem Aufwand kopiert werden.

Dieses Phänomen können wir mit dem Pareto-Prinzip erklären: Es besagt, dass 80 Prozent der Ergebnisse mit 20 Prozent des Aufwandes erzielt werden können. Umgekehrt bedeutet es, dass für die restlichen 20 Prozent der Ergebnisse 80 Prozent des Gesamtaufwandes notwendig sind. Im Grenzbereich, wo die Luft dünn ist, kann ein kleiner Vorsprung den entscheidenden Unterschied ausmachen.

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Im digitalen Umfeld müssen wir vielleicht keine Alpenpässe erklimmen, gleichwohl gibt es auch hier Regionen, in denen kleine Verbesserungen zu signifikanten Vorteilen führen können. Lange bekannt ist ja zum Beispiel die Ladezeit einer Website: Unternehmen wie Amazon, Google und Co. haben schon vor Jahren herausgefunden, dass Verbesserungen im Bereich von Millisekunden zu signifikanten Umsatzsteigerungen führen.

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Liebe dein Produkt! Mach es zu deinem Produkt!

Im Kern ist die Philosophie der Marginal Gains eine bestimmte Haltung an unser Produkt beziehungsweise die Dienstleistung. Überzeugung, Leidenschaft sowie Begeisterung sind Antrieb zur Verbesserung. Es gibt daher keinen Widerspruch zu bestehenden digitalen Methoden wie dem MVP-Ansatz (Minimal-Valuable-Product); Marginal Gains knüpft genau genommen am ersten Iterationsschritt an. Nur der Betrachtungshorizont weitet sich bei Marginal Gains. In unendlich vielen Iterationen verbessern, korrigieren und verändern wir unser Produkt immer weiter. Es gilt beim MVP-Ansatz ebenso wie bei Marginal Gains, dass ein Produkt oder eine Dienstleistung beim Launch nicht perfekt sein muss. Vielmehr geht es darum, beständig Verbesserungen zu erzielen. Mit jeder Neuerung stiften wir weiteren Nutzen. Wenn unser Produkt ein E-Commerce-Shop ist, verbessern wir nach vielen Iterationen eventuell noch Kleinigkeiten, verändern zum Beispiel einen einzelnen CTA.

Ganz klar, das sind minimale Verbesserungen. Viele Website-Besucher werden diese Änderungen gar nicht bewusst wahrnehmen. Doch genau sie heben das Endprodukt von der Konkurrenz ab und führen zu steigenden Umsätzen mit höheren Erlösen. Ein digitales Produkt ist nie „fertig“, es sollte immer noch weiter verbessert werden. Im Content-Marketing gewinnt beispielsweise die Microcopy fürs UX-Writing immer mehr an Bedeutung. Hinter diesem Begriff verbirgt sich der Drang nach kleinen Verbesserungen, die kumuliert zu einer deutlich besseren Website oder App-Performance führen.

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Marginal Gains setzt an bestehenden digitalen Optimierungsmethoden an, geht sogar noch einen Schritt weiter. So wird nicht nur das Produkt betrachtet, sondern auch alle Prozesse und Strukturen drumherum.

Marginal Gains im Business-Alltag

Genauso wie ein Radsport-Team ist ein Unternehmen kein Selbstzweck, es verfolgt ein Ziel. Marginal Gains kann Grundlage einer äußerst dynamischen und agilen, aber fordernden Unternehmenskultur werden. Denn letztendlich besteht das Ziel einer Führungskraft darin, das volle Potenzial der Teammitglieder im Hinblick auf das Unternehmensziel auszuschöpfen. Alle Strukturen, Prozesse und Ausstattungen sollten auf den Prüfstand kommen. Von der Ausstattung und dem Arbeitsmaterial jedes Mitarbeiters bis hin zur Kaffeesorte in der Kaffeemaschine im Büro. Hier ist als Manager Fingerspitzengefühl gefragt, um auf individuelle Bedürfnisse einzelner Teammitglieder einzugehen, ohne das Unternehmensziel außer Acht zu lassen.

Marginal Gains in der Unternehmenskultur ist ein ständiger Prozess, der vor allem zu Beginn starke Korrekturen benötigt. Denn nicht jede vermeintliche Verbesserung führt zum gewünschten Ergebnis. Vielmehr muss es innerhalb eines Unternehmens möglich sein, Veränderungen anzustoßen, auszuprobieren und die Ergebnisse zu bewerten. Marginal Gains bedeutet nicht, dass keine Fehler gemacht werden dürfen, sondern meint, beständig zu versuchen, sich zu verbessern. Schlussendlich sorgt diese Gier nach Verbesserung im gesamten Team zu positiven Veränderungen, da man sich stärker mit dem Unternehmen identifiziert.

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So kann sich ein Unternehmen von der Konkurrenz deutlich abheben. Nicht umsonst gibt es Unternehmen mit legendärer Firmenkultur, in denen Mitarbeiter seltener krank sind, gerne mal Überstunden machen, länger bleiben. Mitarbeiterzufriedenheit ist ein wichtiges Gut.

„Kleine Gewinne“ sind schwer imitierbar, da sie gar nicht oder nur schwer zu erkennen sind. Für Unternehmen kann es dennoch zielführend sein, mithilfe von Marginal Gains zu untersuchen, wodurch sich das eigene Unternehmen von der unmittelbaren Konkurrenz unterscheidet oder was Unternehmen anderer Branchen besser oder anders machen. So verschickt Red Bull beispielsweise keine normale Absage auf eine Bewerbung. Stattdessen erhalten Bewerber ein kleines Dankespaket mit persönlichem Brief plus ein paar Dosen Red Bull. Ganz klar, Absage bleibt Absage, aber welches Unternehmen bleibt nach so einer Geste schon negativ im Gedächtnis? Es lohnt sich für Unternehmen, die Konkurrenz sowie die gesamte Branche zu beobachten, um nach Best Practices Ausschau zu halten, und ebenso kritisch zu hinterfragen, wodurch man sich am Markt und als Arbeitgeber differenzieren kann.

Fazit

Natürlich gibt es für die Philosophie der Marginal Gains Grenzen. Das Risiko ist groß, sich in Details zu verlieren. Vor allem bei begrenztem Budget oder begrenzten Ressourcen müssen Aufgaben klar priorisiert werden. Große Unternehmen, die am Tag mehrere Hundert A/B-Tests durchführen können, haben hier einen klaren Vorteil gegenüber kleineren Betrieben. Die „Detailversessenheit“ darf nicht dazu führen, Mitarbeiter permanent zu überwachen oder in Micromanagement zu verfallen. Doch bietet Marginal Gains als Produkt-, Führungs- und Unternehmensphilosophie zahlreiche Vorteile. Sie können einen großen Beitrag dazu leisten, sich kritisch mit dem eigenen Produkt auseinanderzusetzen, innerhalb eines Unternehmens echte Begeisterung mit einem unglaublich motivierten Spirit zu erzeugen. Kleine Ideen können ganz groß werden!

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