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Microsoft ersetzt Redakteure durch KI – auch in Berliner Newsroom geht die Angst um

Die Redakteure von Microsofts Webportal MSN haben über Monate eine Nachrichten-KI trainiert. Jetzt haben sie Angst, dass genau diese KI ihnen die Jobs wegnimmt.

Von Jan Vollmer
3 Min. Lesezeit
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In den USA und England übernimmt eine KI die Jobs der MSN-Redakteure. Wie es mit dem Berliner Standort weitergeht, ist noch unklar. (Foto: dpa)

„Ich weiß nicht was schlimmer ist: zu wissen, dass du dabei bist, deinen Job an eine Maschine zu verlieren. Oder zu wissen, dass dein Management versucht, es vor dir geheim zu halten“, schrieb ein Insider der MSN-Redaktion an t3n.

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In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass Microsoft die Redaktionen von MSN.com ausdünnt. Während in den USA laut Medienberichten 50 Mitarbeiter gehen müssen, sollen in Großbritannien 27 Stellen gestrichen werden. Die Inhalte auf MSN sollen demnächst stärker von einer KI zusammengestellt werden.

Auch am Berliner Standort geht daher die Angst um. Im Sommer 2017 war in Berlin ein MSN-Newsroom entstanden, in dem damals 70 Redakteure und Redakteurinnen Nachrichten für MSN und andere Dienste von Microsoft in verschiedenen Sprachen für ganz Europa kuratierten. Betrieben wird dieser Newsroom noch von Wunder Media, einer Agentur im Verbund der Agentur C3, die wiederum größtenteils Hubert Burda Media gehört.

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Inhalte für 10 Länder in 8 Sprachen

Zuletzt versorgte der Wunder Media-C3-Burda-Newsroom Nachrichtenangebote von Microsoft mit Content – von MSN.com über Bing und Edge bis zu diversen Apps; Inhalte für zehn Länder in acht Sprachen.

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So wie Microsoft weltweit bei den Nachrichtenangeboten umstrukturiert, stellt sich auch die Frage, wie es mit dem europäischen Newsroom in Berlin weitergeht. Bisher haben sich weder Microsoft noch die Betreiber zu möglichen Folgen für den Standort Berlin geäußert. Nur die Berichte über die Entlassungen in den Newsrooms in den USA und im Vereinigten Königreich wurden von einer knappen Pressemitteilung von Microsoft begleitet. „Wie alle Unternehmen evaluieren wir unser Geschäft regelmäßig. Das Resultat kann mehr Investment in manchen Orten sein, und, von Zeit zu Zeit, Umstrukturierung in anderen.“

Im Gespräch mit t3n wollte Microsoft sich nicht zu möglichen Entlassungen äußern. „Ganz sicher ist, dass alle Kommunikation mit den Mitarbeitern geführt wird, nicht mit den Medien“, so ein Microsoft-Sprecher.

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„Auch wenn die Redakteure in der vergangenen Woche aus den Medien über Microsofts Plan hörten, die Geschäfte einzustellen, will das Management von C3 gegenüber den 120 Redakteuren nicht bestätigen, dass sie dabei sind, ihre Jobs zu verlieren“, schrieb ein Insider der Berliner MSN-Redaktion an t3n.

„Die Redakteure haben geholfen, KI-Systeme zu testen. Diese KI-Systeme ersetzen sie jetzt.“

„Die Ironie dabei ist, dass die Redakteure in den letzten Monaten geholfen haben, KI-Systeme zu testen, um die Inhalte automatisch zu kuratieren.“ Nun befürchtet der Mitarbeiter, der anonym bleiben will, dass genau diese KI die Mitarbeiter ersetzen wird.

Über Feedback-Mechanismen, so der Insider gegenüber t3n, habe die Redaktion mitgeholfen, die KI zu trainieren, die in Zukunft die Jobs der Redakteure übernehmen könnte. „Sie haben ständige Rückmeldungen zur Performance gegeben, zu Messungen und Qualität. Sie haben Probleme gekennzeichnet. Alles, was Entwickler brauchen, um die KI besser zu machen.“

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Plötzlich riss der Kontakt zu Microsoft ab, alle Meetings wurden abgesagt

Als in der vergangenen Woche die Nachrichten über die Entlassungen bei den Partnern von Microsoft News in den USA und im Vereinigten Königreich die Runde machten, sei am Berliner Standort plötzlich der Kontakt zwischen dem Auftraggeber – Microsoft – und der Redaktion abgerissen, berichtet der Insider weiter.

„Jedes Berliner Team hat einen Ansprechpartner bei Microsoft. Das italienische Team arbeitet mit Microsoft Mailand, das norwegische Team mit Microsoft Norwegen und so weiter. Sie sprechen täglich über die Nachrichtenlage. Und von einem auf den anderen Tag hat niemand mehr geantwortet – und alle geplanten Meetings wurden abgesagt.“

Townhall abgesagt: „Ich hoffe, ich beanspruche eure Geduld nicht zu sehr“

Auch ein Townhall-Meeting der Redakteure mit ihrem Chef von Wunder Media – Christian Breid – ist dem Insider zufolge spontan abgesagt worden. „Natürlich verstehe ich, dass ihr auf Infos wartet, und ich hoffe, ich beanspruche eure Geduld nicht zu sehr“, schrieb Breid in einer Rundmail, die t3n als Screenshot vorliegt.

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Eine weitere Person aus dem Umfeld der Berliner MSN-Redaktion bestätigte die Aussagen des Insiders gegenüber t3n.

Dabei scheint es so, als sei Burda von Microsofts Umstellung auf KI für die Kuration von Nachrichten selbst überrascht worden. Laut der Quelle aus dem C3-Umfeld sollte C3-Content-Director Janina Schüller eine Führungsrolle bei der Zusammenarbeit mit Microsoft bekommen – trat ihren neuen Job aber nicht an.

Janina Schüller wollte sich gegenüber t3n nicht zu dem Vorgang äußern. Eine Sprecherin von C3 schrieb t3n in einer E-Mail: „Microsoft hat C3 über die geplanten Veränderungen informiert, und beide Parteien prüfen gerade die Optionen einer weiteren Zusammenarbeit.“

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Mehr zum Thema: KI ersetzt Journalisten: Microsoft testet automatische News-Verwaltung

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Dein t3n-Team

Jürgen Schulze

Da die meisten Artikel heutzutage nur noch aus Clickbaits bestehen und den Content so aufpimpem und aufbauschen, um der Google-KI zu gefallen, ist es auch nur logisch und auch kein Verlust, wenn dieser Content von Maschinen generiert wird. Denn diese „Artikel“ lese ich sowieso nicht.

Richtiger (um es platt zu sagen) Journalismus, wird auch weiterhin funktionieren.

Und wer Artikel von Bots favorisiert, wer setzt sich auch beim Tesla auf allein auf den Beifahrersitz – kann man machen, muss man nicht.

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