Eingerichtet wurde die .NET-Foundation von Microsoft, um Open-Source-Projekte rund um .NET- und verwandte Projekte zu unterstützen. Ein ehemaliges Vorstandsmitglied hat sich nach seinem Rücktritt jetzt öffentlich über Missstände in der Foundation geäußert.
Rodney Littles ist ein Entwickler bei einer Firma namens Megsoft Consulting und einer der Hauptverantwortlichen für das Open-Source-Projekt ReactiveUI, einem Projekt der .NET-Foundation. Littles war dem Board im August 2020 beigetreten. Schon in seinem Wahlkampfauftritt hatte er von einer Dissonanz im .NET-Ökosystem gesprochen. Microsoft werbe zwar für .NET-Open-Source-Projekte, die Community werde allerdings nicht ausreichend unterstützt. Er wolle daran mitwirken, das zu ändern.
Das ist die .NET-Foundation
Gegründet wurde die .NET-Foundation im Jahr 2014. Nach ihrem eigenen Selbstverständnis handelt es sich dabei um eine unabhängige, gemeinnützige Organisation – gegründet, um ein innovatives, kommerziell freundliches Open-Source-Ökosystem rund um die .NET-Plattform zu fördern.
Littles war von seiner Position innerhalb der Foundation im September dieses Jahres zurückgetreten. Zunächst wollte sich der Entwickler offenbar nicht öffentlich über seinen Rücktritt äußern. Ein Statement der Foundation, in dem „persönliche Gründe“ genannt wurden, bewog ihn dann doch zu einer öffentlichen Äußerung.
„Für Microsoft oder für die Community?“
„Mir geht es gut“, schreibt er in einem Blogpost. Sein Rücktritt sei nicht aufgrund persönlicher Probleme erfolgt. Ihm sei klar geworden, dass die Gründe, aufgrund derer er der Foundation beigetreten war, Microsoft nicht wichtig waren. Während seiner Zeit auf dem Board habe er zusehen müssen, wie Microsoft ein Open-Source-Projekt beerdigt habe. Forderungen aus der Community danach, dass die Foundation sich einschalte, hätten ihm nur das Gefühl von Machtlosigkeit gegeben. In einer direkt an die Foundation gestellten Frage formuliert er Zweifel an deren Ausrichtung: „Seid ihr hier, um Microsofts Willen in Bezug auf Open Source durchzusetzen oder seid ihr hier, um die Community zu supporten?“
Gegenüber The Register benannte Littles Microsofts Umgang mit einem Open-Source-Projekt namens AppGet, von dem Microsoft viele Feature in deren proprietären Software WinGet übernahm, sowie das aufgrund von Druck aus der Community mittlerweile abgebrochene Project Maturity, das ihm und vielen Community-Mitgliedern als zu bürokratisch und elitär erschienen war, als weitere Indikatoren dafür, dass die Foundation sich nicht angemessen für die .NET-Open-Source-Community einsetze.