Microsoft zu teuer: Cern arbeitet an Software-Alternative

Warten auf die Teilchenkollision: Mitarbeitende im Control Center während einer Nachtschicht im November 2009. Wird in der Großforschungseinrichtung Software pro Kopf abgerechnet, muss Cern zehnmal so viel zahlen wie bisher. (Foto: Cern)
Die Kernforschungseinrichtung Cern will eine Alternative zu gängiger Software von Microsoft und anderen kommerziellen Anbietern entwickeln. Das Projekt heißt Microsoft Alternatives (Malt) und wurde schon vor einem Jahr ins Leben gerufen, wie das Cern am Mittwoch bekannt gab. Hintergrund ist eine Lizenzänderung, die laut Cern dazu führt, dass die Nutzung der Software in Zukunft mehr als zehn Mal so teuer werde wie bisher. Erklärtes Ziel des Projekts ist, mit Open-Source-Software wieder die Kontrolle zurückzuerlangen.
Das bei Genf gelegene Cern betreibt physikalische Grundlagenforschung unter anderem mit dem unterirdischen Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider und hat den rechtlichen Status einer internationalen Organisation. Microsoft ordnete das Cern bisher als „akademische Institution“ ein und gewährte der Forschungseinrichtung in den vergangenen 20 Jahren besondere Konditionen.
Damit ist Schluss, seit der letzte Vertrag im März 2019 ausgelaufen ist. Microsoft betrachtet das Cern nicht mehr als akademische Institution und will die Nutzung seiner Software jetzt auf einer Pro-Kopf-Basis abrechnen, wie es für Unternehmenskunden üblich ist. Würde das Cern weiterhin die Microsoft-Produkte nutzen, hätte es langfristig Kosten zu tragen, die für die Einrichtung „nicht nachhaltig“ seien. In Erwartung der Lizenzänderung hat die IT-Abteilung des Cern schon vergangenes Jahr das Projekt Malt ins Leben gerufen, das an Alternativen zu kommerzieller Software arbeitet. Vorerst haben sich das Cern und Microsoft auf einen Kompromiss geeinigt. So werden die Kosten nicht auf einen Schlag, sondern schrittweise über zehn Jahre erhöht.
Neben geringeren Kosten hat das Projekt Malt weitere Vorteile für die Forschungseinrichtung. So kann eigene Software passend für die üblichen Nutzungsszenarien geschrieben werden. Außerdem kann das Cern sicherstellen, dass es die Kontrolle über die eigenen Daten behält und sich nicht abhängig von kommerziellen Software-Anbietern macht.
Das Cern geht davon aus, längere Zeit zu benötigen, um das Projekt umzusetzen. Ab Sommer 2019 sollen die IT-Abteilung und Freiwillige ein neues E-Mail-Programm nutzen, auch werden einige der analogen Telefone und Skype-for-Business-Konten mit einer neuen Lösung für Internet-Telefonie ersetzt. Die komplette Migration soll frühestens in einigen Jahren abgeschlossen sein. Das Cern will über die Fortschritte auf seinem Blog und in einem internen Newsletter informieren und fordert die Mitarbeitenden auf, sich mit ihren eigenen Ideen einzubringen.
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Es war toll, das Projekt zu starten.
Ich verstehe nicht ganz, warum hier nicht OpenSource-Software genutzt wird. Es wäre sicher hilfreich, wenn das Cern da mitarbeiten würde statt so große Ressourcen für wieder etwas Neues zu binden.
Weiß da jemand die Hintergründe?
Sie nutzen bzw. wollen Open Source Software nutzen. Steht auch in der verlinkten Mitteilung vom CERN sowie gleich im ersten Abschnitt: „Erklärtes Ziel des Projekts ist, mit Open-Source-Software wieder die Kontrolle zurückzuerlangen.“ Sicher wird es darum gehen, diese an die speziellen Anforderungen des CERN anzupassen oder für bestimmte Szenarien auch mal eigene SW zu entwickeln. Bestimmt wird das CERN keine eigenes Officepaket programmieren.
Auf was für Systemen arbeiten die denn, auf Windows?
Wenn die so viel MS Software einsetzen wird es wohl so sein.
Kann gar nicht verstehen, warum die sich überhaupt damit rumschlagen …
Ich bin wirklich beeindruckt von Ihrem Blog. Ihr Blogartikel ist sehr informativ und hilfreicher.
Vielen Dank für die Weitergabe Ihrer wertvollen Informationen.
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soll … Cern mehr … Lizenzen zahlen *wie* bisher.
Wie = Du bist genauso so groß wie ich
Als = Du bist größer als ich.
„mehr“ und „wie“ geht nicht.