Millionengrab Elektroschrott: Tonnenweise Edelmetalle liegen in unseren Schränken

Der Berg an kaputten oder ungenutzten Smartphones wächst jedes Weihnachten beachtlich. (Foto: Poravute Siriphiroon/ Shutterstock.com)
Technologie-Trends und der Druck, die neueste Technik besitzen zu müssen, führen zu immer mehr Elektronikschrott. Das sagt eine Studie des Second-Hand-Marktplatzes Rebuy. Eine große Anzahl der abgelegten Telefone funktioniere sogar noch, heißt es weiter. Das durchschnittliche Mobiltelefon nutzen Besitzer 18 bis 21 Monate lang, dann wandert es in den Schrank. Die Studie hat in 27 Ländern, darunter fast ganz Europa, Kanada, Neuseeland und die USA, die Menge an Elektroschrott, deren Recycling- und Wiederverwertungsquote sowie ungenutzte Umwelt-Potenziale errechnet.
Es bestehen diverse Einsparmöglichkeiten in Bezug auf die Umweltbelastung. Zunächst nahmen sich die Verfasser die CO2-Bilanz vor, die bei der Produktion anfällt. Als Nächstes berechneten sie die Gesamtmenge der Giftstoffe (Blei, Arsen und Quecksilber), die ins Erdreich gelangen kann, wenn Nutzer das Gerät nicht ordnungsgemäß entsorgen. Der Wert der eingebauten Edelmetalle stand an dritter Stelle. Gold, Platin, Palladium und Kupfer nahmen die Autoren dabei in den Blick. Mithilfe nationaler Recyclingquoten ermittelten sie die Gesamtmentalität des Landes in Sachen umweltfreundlicher Schrottentsorgung.
Die interaktive Tabelle gibt ein paar interessante Informationen preis: So liegen in Schweden mit 1,31 Geräten pro Einwohner die meisten Handys im Schrank rum. Deutschland steht auf Platz 13. Die USA, Kanada und Neuseeland bilden die Letztplatzierten. Insgesamt liegen in Deutschland rund 84,7 Millionen ungenutzte Mobiltelefone herum, in Großbritannien sind es mit 83,1 Millionen kaum weniger – bei 16,4 Millionen weniger Einwohnern.
In Dänemark verschenkt oder verkauft fast jeder Zweite sein Alttelefon, Deutschland steht in dieser Kategorie mit 40 Prozent auf Platz 4. In den ausgedienten Handys Deutschlands schlummern Edelmetalle im Wert von 214,10 Millionen Euro – und zugleich 29 Kilo Giftstoffe. Bei der nationalen Recyclingquote stehen wir nach Slowenien auf Platz 2.
Gerade zu Weihnachten gilt: Jedes nicht gekaufte Gerät ist gelebter Umweltschutz. Aber auch Second-Hand-Geschenke schonen die Umwelt und den Geldbeutel. Gerade in der Coronakrise kommen vielleicht einige Menschen darauf, dass Erlebnisse glücklicher machen als Konsum. Bevor man ein Gerät ersetzt, sollte man sich überlegen, was mit dem Vorgänger passiert. Umso länger etwa Handys im Schrank liegen, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie nie wieder genutzt werden (können).
Raimund Schesswendter
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien
Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.
Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.
Dein t3n-Team