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Studie zeigt: Schon 6-Jährige haben Vorurteile, wer für MINT-Berufe geeignet ist

Gerade einmal 15 Prozent der Beschäftigten in MINT-Berufen – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – sind Frauen. Das hat der neue MINT-Report des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ergeben. Eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, sieht das IW nicht zuletzt in den Schulen – Mädchen und auch deren Eltern neigen dazu, die eigenen Fähigkeiten ganz wesentlich zu unterschätzen.
Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Studie der Universitäten Washington und Houston. Bereits sechsjährige Jungen und Mädchen – die Untersuchung geht von einem binären Geschlechtsmodell aus – gehen demnach davon aus, dass Mädchen sich weniger für Computer- und Naturwissenschaften interessieren als Jungen. Derartige Vorurteile können bestehen bleiben und sich sogar verfestigen, bis ins Jugend- und Erwachsenenalter hinein.
Wenn es an der Zeit für junge Menschen sei, einen Beruf zu wählen, hätten viele Frauen bereits das Gefühl, keinen Platz in den MINT-Fächern zu haben, erklärt Allison Master, Dozentin für Psychologie, Gesundheitswissenschaften und Didaktik an der Universität Houston und Hauptautorin der Studie.
Insgesamt haben die Wissenschaftler:innen vier verschiedene Untersuchungen durchgeführt, eine Kombination aus Befragungen und Versuchen. Dabei zeigte sich, dass fast zwei Drittel – 63 Prozent – der Kinder überzeugt sind, dass sich Mädchen weniger für Ingenieursberufe interessieren. Gerade einmal neun Prozent sahen es andersherum.
Auch wenn es darum ging, unter verschiedenen Spielen zu wählen, wirkten sich die Vorurteile aus. Wurde Kindern zuvor gesagt, dass sich Jungen eher für eine Aktivität entschieden, entschieden sich nur 35 Prozent der Mädchen dafür. Umgekehrt wählten 65 Prozent der Mädchen ein Spiel aus, von dem es zuvor geheißen hatte, dass es für Jungen und Mädchen interessant sei.
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„Kinder haben das kulturelle Vorurteil verinnerlicht, dass Mädchen sich weniger für Computer- und Naturwissenschaften interessieren“, fasst Mitautor Andrew Meltzoff zusammen. „Wer Aktivitäten auf eine vorurteilsbehaftete Art labelt, beeinflusst das Interesse der Kinder daran […] – die alleinige Existenz eines Vorurteils hat Kinder dramatisch beeinflusst.“
Eltern und Lehrende müssten aktiv daran arbeiten, diesen Stereotypen entgegenzuwirken. Beispielsweise durch qualitativ hochwertige Spielsachen und Aktivitäten im Grundschulalter – und indem sie insbesondere Mädchen dazu ermutigen, sich damit zu beschäftigen.
Ähnlich sieht das auch das Institut der deutschen Wirtschaft: Auch hier wünscht man sich mehr Unterstützung vonseiten der Schulen. Bereits in der Sekundarstufe I könnten sich nicht einmal zehn Prozent der Mädchen vorstellen, später einen MINT-Beruf zu ergreifen.
Das hat freilich auch Auswirkungen auf den Fachkräftemangel, der gerade in diesem Bereich vorherrscht. Laut MINT-Report fehlen aktuell 276.900 Fachkräfte – und der Bedarf wird in den kommenden Jahren eher steigen als sinken, warnt das IW.
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Wenn man die biologischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern, wie gerade en vogue, aus ideologischen Gründen ausschließt, ist erlerntes Rollenverhalten natürlich die einzig übrige Erklärung. Ich wage das allerdings stark zu bezweifeln. Wenn man gezielt nach wissenschaftlichen Ergebnissen sucht, die nur dazu dienen sollen ein bereits bestehendes Weltbild zu untermauern und davon abweichende Erkenntnisse gezielt ignoriert, kann das schon vom Ansatz her nur falsch sein.
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/gender-debatte-tv-bericht-biologen-widersprechen-gender-theorie/8309672.html