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MIT Technology Review Kommentar

Mit KI gegen den Klimawandel? Das wird nicht ausreichen!

In Genf haben sich Experten auf einem KI-Gipfeltreffen mit der Frage beschäftigt, wie uns KI beim Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele helfen könnte. Spoiler Alert unserer Autorin: Zuversichtlich ist sie nicht.

Von MIT Technology Review Online
3 Min.
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Fachleute aus aller Welt trafen sich kürzlich auf dem UN-Gipfeltreffen "AI for Good" in Genf. (Bild: Wangbar/Shutterstock)

Grüße aus der Schweiz! Ich komme gerade aus Genf zurück, wo das „AI for Good“-Gipfeltreffen der Vereinten Nationen (UN) stattgefunden hat. Das Hauptaugenmerk des Treffens, das von der Internationalen Fernmeldeunion organisiert wurde, lag auf der Frage, wie sich KI einsetzen lässt, um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Dazu gehören etwa das Beseitigen von Armut und Hunger, die Gleichstellung der Geschlechter, die Förderung von sauberer Energie und Klimaschutz.

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Auf der Konferenz gab es viele Roboter zu sehen, darunter auch einen, der Wein ausschenkt. Am besten hat mir aber gefallen, dass es gelungen ist, KI-Fachleute aus der ganzen Welt zu versammeln, mit Rednern aus China, dem Nahen Osten und Afrika, wie Pelonomi Moiloa, dem CEO des Startups Lelapa AI, das KI für afrikanische Sprachen entwickelt. KI kann sehr US-zentriert und männerdominiert sein, und jede Bemühung, die Diskussion globaler und vielfältiger zu gestalten, ist lobenswert.

Wenig Zuversicht über KI-Hilfe für die UN-Ziele

Aber ehrlich gesagt habe ich die Konferenz nicht mit der Zuversicht verlassen, dass KI eine bedeutende Rolle bei der Verwirklichung der UN-Ziele spielen wird. Die interessantesten Reden handelten davon, wie KI das Gegenteil bewirkt.

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Die Klimaaktivistin Sage Lenier sprach darüber, dass wir nicht zulassen dürfen, dass KI die Umweltzerstörung beschleunigt. Tristan Harris, der Mitbegründer des Center for Humane Technology, stellte in seinem fesselnden Vortrag die Verbindung zwischen unserer Sucht nach sozialen Medien, den finanziellen Anreizen des Technologiesektors und unserem Versagen, aus früheren Technologiebooms zu lernen, her. Mia Shah-Dand, die Gründerin von Women in AI Ethics, schließlich erinnerte uns daran, dass es immer noch tief verwurzelte geschlechtsspezifische Vorurteile in der Technologiebranche gibt.

Auf der Konferenz selbst ging es zwar um den Einsatz von KI für „das Gute“, aber ich hätte mir mehr Gespräche darüber gewünscht, wie zusätzliche Transparenz, Rechenschaftspflicht und Inklusion KI von der Entwicklung bis zum Einsatz zu etwas Gutem machen können.

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Viel Energie verbraucht

Wir wissen inzwischen, dass die Erzeugung eines Bildes mit generativer KI so viel Energie verbraucht wie das Aufladen eines Smartphones. Ich hätte mir deshalb mehr ehrliche Gespräche darüber gewünscht, wie die Technologie selbst nachhaltiger werden kann, um die Klimaziele zu erreichen. Nicht zuletzt war es erschütternd, Diskussionen darüber zu hören, wie KI dazu beitragen kann, Ungleichheiten zu verringern, wenn wir wissen, dass so viele der von uns verwendeten KI-Systeme auf dem Rücken menschlicher Content-Moderatoren im Globalen Süden entwickelt werden, die für einen Hungerlohn traumatisierende Inhalte durchforsten.

Der CEO von OpenAI, Sam Altman, war der Hauptredner des Gipfels und argumentierte für den „enormen Nutzen“ von KI. Altman wurde aus der Ferne von Nicholas Thompson, dem CEO des Magazins The Atlantic interviewt, der gerade eine Vereinbarung mit OpenAI über die gemeinsame Nutzung seiner Inhalte zum Training neuer KI-Modelle bekannt gegeben hat. OpenAI ist das Unternehmen, das den derzeitigen KI-Boom ausgelöst hat, und es wäre eine gute Gelegenheit gewesen, ihn zu all diesen Themen zu befragen. Stattdessen führten die beiden eine relativ vage Diskussion über Sicherheit auf hohem Niveau und ließen die Zuhörer im Unklaren darüber, was genau OpenAI tut, um ihre Systeme sicherer zu machen. Es schien, als wurde von ihnen erwartet, dass sie Altman einfach glauben sollten.

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„Selbstregulation für KI-Firmen ist eine schlechte Idee“

Nur eine Woche vor Altmans Vortrag hatte Helen Toner, eine Forscherin am Georgetown Center for Security and Emerging Technology und ehemaliges Vorstandsmitglied von OpenAI, in einem Interview gesagt, dass der Vorstand über Twitter von der Einführung von ChatGPT erfahren habe und dass Altman dem Vorstand bei mehreren Gelegenheiten falsche Informationen über die formalen Sicherheitsprozesse des Unternehmens gegeben habe. Sie argumentierte zudem, dass es eine schlechte Idee sei, KI-Firmen sich selbst regieren zu lassen, da die immensen Gewinnanreize immer siegen würden. (Altman sagte, er stimme mit ihrer Erinnerung an die Ereignisse nicht überein).

Auf die Frage von Thompson, was das erste gute Ergebnis der generativen KI sein wird, nannte Altman die Produktivität und Beispiele wie Softwareentwickler, die mit KI-Tools ihre Arbeit viel schneller erledigen können. „Wir werden sehen, dass verschiedene Branchen viel produktiver werden als früher, weil sie diese Werkzeuge nutzen können. Und das wird sich auf alles positiv auswirken“, sagte er. Ich glaube, das ist noch nicht entschieden.

Dieser Artikel stammt von Melissa Heikkilä. Sie ist Redakteurin bei der US-amerikanischen Ausgabe von MIT Technology Review. Sie berichtet über Entwicklungen auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz.
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Kommentare (1)

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NanoPolymer

Die wissen halt selber nicht so richtig wo das alles hinführen soll. Also werden künstliche Verkaufsargumente geschaffen. Sicher sind nicht alle davon unrealistisch.

Schwierig dabei ist halt wo der Mensch bei dem ganzen dann noch Platz hat. Aus Sicht der Firmen ist ganz klar worum es geht. Weniger menschliche Mitarbeiter um kosten zu sparen und Gewinne zu maximieren.

Aktuell kann ich da nur aus der Ferne zu gucken.

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