Innovation und Wachstum: Wie der Mittelstand zum Inkubator wird
Der Mittelstand ist nicht nur das Rückgrat der Wirtschaft in Deutschland, er treibt auch die Innovation maßgeblich voran. Erfolgreiche Innovation, insbesondere in Zeiten der Digitalisierung, ist herausfordernd. Ein besonders vielversprechender, klangvoller Weg in Richtung Zukunft und Vision ist die Inkubation: Viele Unternehmen, darunter auch mehr und mehr aus dem Mittelstand, entscheiden sich dazu, ein eigenes Startup innerhalb der Organisation aufzubauen beziehungsweise „auszubrüten“.
Doch die Bilanz ist eher traurig: Nur wenige deutsche Firmen haben das bisher gewagt, sind daran gescheitert oder haben es wieder bleiben lassen. Gründe liegen vor allem darin, dass entscheidende Erfolgsfaktoren zum Inkubieren nicht umgesetzt wurden. Dabei zeigen zahlreiche Beispiele – man richte den Blick zum Beispiel auf Google, die Telekom und Co. –, dass Inkubatoren für positive Entwicklungen stehen. Doch mit etwas Mut und Weitblick können ähnliche Wirkungseffekte auch im deutschen Mittelstand erzielt werden – und zwar unter Einhaltung der drei wichtigsten Schlüsselfaktoren zum Erfolg.
Warum es wichtig ist, Inkubator zu werden
Der internationale Wettbewerb wächst durch die fortschreitende Globalisierung und Digitalisierung stetig weiter. Um selbst ein ernstzunehmender Wettbewerber zu bleiben, darf man sich nicht auf Bewährtem ausruhen, sondern muss Produkte und Unternehmen kontinuierlich weiterentwickeln. „Innovate or die“ ist Realität, die Liste an „disrupteten“ Unternehmen lang: Polaroid, Videotaxi und sogar nativ digitale Unternehmen wie Myspace, Nokia oder Blackberry sind bekannte Beispiele.
Obwohl die deutsche Ingenieurskunst uns bisher Wohlstand und Reichtum bescherte, wird im digitalen Zeitalter der technologische Fortschritt zum wichtigsten Alleinstellungsmerkmal. Um die Strahlkraft des deutschen Mittelstands weiter aufrechtzuerhalten, müssen die Unternehmen umdenken – und sich immer wieder neu erfinden. Wie der Master der „Selbstdisruption“: Jeff Bezos und Amazon.
Der Schlüssel zur Innovation
Innovationsmöglichkeiten im eigenen Unternehmen gibt es zahlreiche. Die gilt es, mit einer spezifisch ausgewählten Taskforce sichtbar zu machen und zu fördern – am besten durch Inkubation, das Gründen und Pflegen eines internen, agilen Startups. Anders als übliche Startups verfügen traditionelle Unternehmen über das notwendige Kapital und besitzen so einen finanziellen Vorteil.
Dennoch ist der Prozess oft langwierig, denn Unternehmensstrukturen sind längst etabliert. Die gilt es, zu durchdringen. Kernfragen hier:
- Wie kann uns Digitalisierung und Technologie helfen, neue Produkte und Kundenfelder zu erschließen?
- Wie können wir Prozesse vereinfachen und herunterbrechen, um schneller auf Marktanforderungen reagieren zu können?
- Wie können uns digitale Strukturen helfen, die Effizienz zu steigern und einen größeren Nutzen hervorzubringen?
Agilität erreicht man schließlich nicht einfach durch das Kopieren einer Startup-Kultur. Folgende drei Schlüsselfaktoren sollten unbedingt berücksichtigt werden:
1. Wahre Unabhängigkeit erlangen
Neben finanzieller Unterstützung kann der Inkubator dem neuen Startup helfen, mit bestmöglichen Voraussetzungen in die Geschäftswelt zu starten. Darunter fallen zum Beispiel ein bestehendes Netzwerk an Kunden, eine renommierte Reputation oder fortlaufende Beratung. Somit ist ein optimales Klima geschaffen, in dem das Startup wachsen kann.
Wichtig dabei ist, zu verstehen, dass die Potenziale der Innovation erst vollständig gehoben werden können, wenn Prozesse und Strukturen des Startups unabhängig vom Mutterunternehmen aufgebaut werden. Ansonsten stehen sich Inkubator und neues Unternehmen gegenseitig im Weg. Nicht selten wird das neue, meist digitale Startup auch intern als Konkurrenz wahrgenommen: Digitale Produkte scheinen analoge zu bedrohen, dezentrale Vertriebsorganisationen blicken argwöhnisch auf zentrale, digitale Vertriebskanäle. Schnell gerät der Schnellbootmotor des Startups ins Stottern, wenn bestehende, einflussreiche Strukturen Steine in den Weg legen. Deswegen gilt: Unabhängig agierende Geschäftsführungen und unterschiedliche Zielgruppen bilden den Kern für langfristigen Erfolg am Markt.
2. Offene Fehlerkultur etablieren: Aus Fehlern lernen
Außerdem spielt eine offene Fehlerkultur eine wichtige Rolle. Gerade Startups arbeiten mit einer großen Unsicherheit. Man weiß vorher nie, ob das entwickelte Produkt auch von Anfang an den Marktbedarf trifft. Die Verantwortlichen werden dann oft mit der Realität konfrontiert: Umsatzplanungen sind falsch kalkuliert und Kosteneinschätzungen zu optimistisch.
Hier gilt es, trotz der Risiken mutig zu sein und eine offene Fehlerkultur nach dem Motto „Trial and Error“ zu etablieren. Wenn neue Märkte durch neue Produkte erschlossen werden, muss Trial and Error erlaubt sein, Passivität und Zurückhaltung bremsen den Unternehmergeist und stehen dem Erfolg im Weg.
3. Nicht am falschen Ende sparen
Neben der Risikobereitschaft, neue Strukturen einzuführen, sollte das Mutterunternehmen genügend Budget bereitstellen. Das inkubierte Unternehmen muss unabhängig vom Mutterunternehmen wachsen können. Die Verantwortlichen müssen Raum für Pivots geben und akzeptieren, dass Businesspläne von Startups einer hohen Streuung unterliegen. Es braucht Zeit und Geduld, ein Startup seinen Weg gehen zu lassen – den Markt ausreichend zu testen und agile Anpassungen an Produkten, Preisen und Vertriebswegen vorzunehmen. Nur durch ein genaues Verständnis für die Zielgruppe und deren Bedürfnisse kann ein Unternehmen gemeinsam mit ihr wachsen.
Fazit
Wenn der Mittelstand den Mut hat, zum Inkubator zu werden, ist das die große Chance, nicht nur das Rückgrat der Wirtschaft zu bleiben, sondern in Sachen Innovation und Fortschritt voranzugehen und zum Vorbild zu werden, vor allem auch für junge Gründer und Gründerinnen und deren ambitionierte Ideen in Sachen Zukunft.