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Erst Morddrohungen, dann Annulierung: Immigrams Slush-100-Gewinn wird widerrufen

Auf der Slush-Konferenz in Helsinki hat das britische Startup Immigram den mit einer Million Euro dotierten Hauptpreis gewonnen. Dafür hagelte es Kritik, denn Gründer und Gründerin kommen aus Russland. In der Folge hat die Slush den Gewinn widerrufen.

Von Insa Schniedermeier
3 Min.
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Die Slush ist nach eigenen Angaben die führende Startup-Konferenz der Welt. Sie findet seit 2008 jährlich im November in Helsinki statt. Daher auch der Name – Slush ist das englische Wort für Schneematsch. (Bild: Picture Alliance/dpa/Lehtikuva | Emmi Korhonen)

Am 18. November hat das britische Startup Immigram auf der Slush-Konferenz in Helsinki den Hauptpreis von einer Million Euro gewonnen. Dafür hagelte es Kritik, denn die Gründerin und der Gründer kommen aus Russland. Als Konsequenz widerrief die Slush den Gewinn am heutigen Montag.

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Im Statement der Slush heißt es: „Angesichts neuer Informationen über das Ausmaß der Aktivitäten des Gewinners des Slush-100-Pitching-Wettbewerbs in Russland hat Slush beschlossen, den Gewinn zu widerrufen. Slush hat die teilnehmenden Fonds, die derzeit ihre individuelle Bewertung durchlaufen, aufgefordert, ihre Investition in Immigram zurückzuziehen.“

Immigram selbst postete fast zeitgleich auf Linkedin, dass sich das Startup aus dem Wettbewerb zurückzieht.

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Was war passiert?

Slush 100 ist ein mit einer Million Euro dotierter Startup-Preis, der jährlich auf der Startupkonferenz Slush vergeben wird. Gesponsert wurde er von den bekannten Wagniskapitalunternehmen Accel, General Catalyst, Lightspeed Venture Partners, NEA und Northzone.

Bewerben konnte sich jedes Unternehmen, das 2019 oder später gegründet wurde und bislang nicht mehr als 500.000 Euro an Kapital eingesammelt hat.

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Von den mehr als 1.000 Bewerbungen konnte sich am Ende Immigram durchsetzen, eine Einwanderungsplattform für IT-Spezialist:innen und Techtalente. Auf der Shortlist standen auch Sociability und das ukrainische Startup Zeely.

Für die Entscheidung hagelte es Kritik. Denn hinter Immigram stecken zwei Russen: Anastasia Mirolyubova und Mikhail Sharonov.

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Morddrohungen für die Gründerin

Nach der Entscheidung soll Mirolyubova Morddrohungen bekommen haben, wie sie auf Linkedin berichtet. Nur weil ihr Pass „die falsche Farbe habe“.

„Ich werde danach beurteilt, woher ich komme“, sagt Mirolyubova gegenüber Sifted. Dabei sei es ja nicht sie persönlich, sondern das Unternehmen, das ausgezeichnet wurde. Es sei falsch, dass sie für ihre Herkunft bestraft werde, obwohl sie schon seit Jahren nicht mehr in Russland lebe.

Mirolyubova und Sharonov immigrierten 2016 nach England. Der Hauptsitz von Immigram befindet sich in London, wo Mirolyubova auch lebt. Sharonov lebt in Georgien. Immigram soll weder eine Niederlassung in Russland noch Mitarbeitende vor Ort oder Investitionen von russischen Investor:innen erhalten haben.

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Der einzige Link von Immigram zu Russland sollen die beiden russischen Pässe von Gründer und Gründerin sein. Andererseits rekrutiert das Startup aber auch IT-Spezialist:innen und Techtalente aus Russland.

Gründerin beklagt Fremdenfeindlichkeit und Rassismus

„Die meisten Kommentare, die ich bekomme, kommen von Ukrainer:innen, die sich wegen des russischen Einmarsches in die Ukraine in einer sehr schlechten Lage befinden“, so Mirolyubova weiter. „Ich kann ihre Gefühle verstehen. Aber die Tendenz geht eher in Richtung Fremdenfeindlichkeit und Rassismus.“

Auch Immigram verurteile den russischen Angriffskrieg. „Ich betone wirklich, dass ich auf der Seite der Ukraine stehe. Wir unterstützen die Aggression und die Invasion nicht und haben sie nie unterstützt“, schreibt Mirolyubova auf Linkedin.

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Im Gegenteil habe Immigram seinen ukrainischen Kund:innen seit Kriegsbeginn die Zahlungen erlassen, wodurch ein Rettungswagen für die Front gekauft werden konnte. „Wenn das keine Hilfe und Unterstützung ist, weiß ich nicht, was es ist“, so Mirolyubova.

Zudem sollten laut eines offiziellen Statements 100.000 US-Dollar des Preisgeldes an gemeinnützige Organisationen gespendet werden, die ukrainische Einwanderer:innen und Flüchtlinge unterstützen. Dazu wird es nun nicht kommen.

Trotz des Ausscheidens aus dem Wettbewerb wolle Immigram die Ukraine weiterhin unterstützen und „ein Unternehmen für Millionen von talentierten Menschen aufbauen, die sich international bewegen wollen“, schreibt das Unternehmen am heutigen Montag.

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Kommentare (1)

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Julia Birkefeld

Würdet ihr bitte beim nächsten Mal eine Liste von Ländern mitveröffentlichen, deren Bürger, so wie im Fall Russlands, offen und unwidersprochen diskriminiert werden können. Dann weiß der wissensbegierige Leser, welche Fremdenfeindlichkeit Rassismus ist und welche Fremdenfeindlichkeit richtig cool und woke. Ist sonst ein wenig verwirrend. Danke ;-)

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