Mudita Pure: Minimalistisches Handy mit E-Ink-Display und 14 Tagen Standby-Zeit
Das Mudita Pure ist ein Mobiltelefon. Es ist am ehesten mit den Feature-Phones der Neunzigerjahre vergleichbar und bringt eine zeitlose Designästhetik mit. Es ist kein Smartphone, bietet keine Apps und keinen Internetzugang. Ebenso bietet es weder eine Kamera noch einen Touchscreen.
Das Mudita Pure bietet viel Design und wenig Leistung
Mit Maßen von 14,4 mal 5,9 Zentimetern und einer Dicke von 1,4 Zentimetern bei einem Gewicht von 140 Gramm kann das Gerät auch nicht als ausgesprochen kompakt bezeichnet werden.
Dafür bringt es eine Akkulaufzeit von bis zu zwei Wochen im Standby und bis zu fünf Tagen bei täglicher Nutzung. Der 1.900-Milliamperestunden-Akku ist austauschbar und soll mit dem beigelegten Ladekabel innerhalb von sechs Stunden wieder aufgeladen sein. Das frontbeleuchtete E-Ink-Display hat 16 Graustufen, eine Diagonale von rund 2,8 Zoll und eine Pixeldichte von 270 ppi. Das Gerät ist für wenig mehr als Telefonate und SMS gedacht.
Angetrieben wird das Mudita Pure von einem Cortex M7 mit 600 Megahertz und dem 16 Megabyte kleinen SD-RAM. Mit an Bord sind nicht erweiterbare 16 Gigabyte Flash-Speicher. Das Gerät kann zwei Nano-SIM-Karten gleichzeitig aufnehmen.
Auf der Hardware-Seite ist noch der Staub- und Spritzwasserschutz nach IP54 erwähnenswert sowie der Schieberegler an der Seite des Geräts, der, ähnlich den Oneplus-Geräten, den Erreichbarkeitsstatus des Nutzers von Klingeln über „Nicht stören“ zu Offline ändern kann.
Zudem kann es Musik in gängigen Formaten abspielen, die zuvor per USB-C auf das Gerät übertragen wurde. Das Abspielen erfolgt über die integrierte Klinkenbuchse, per Bluetooth oder über den integrierten Lautsprecher, den Audio-Spezialist Harman beisteuert. Die numerische Tastatur verfügt über die T9-Texteingabe, an die sich heutzutage kaum noch jemand erinnern dürfte, die aber in den Neunzigern und Anfang der Nuller die gängige Form des Text-Input darstellte.
Das Telefon verfügt nicht über WLAN, operiert ansonsten maximal im 4G-Netz und kann per USB-Tethering als Datenmodem für einen angeschlossenen Laptop eingesetzt werden. Der Hersteller weist auf den besonders niedrigen SAR-Wert von voraussichtlich 0,08 Watt pro Kilogramm hin. Das entspräche einem Bruchteil des üblichen Wertebereichs, der bis zu einem von der WHO empfohlenen oberen Grenzwert von zwei Watt pro Kilogramm gehen kann.
Das Telefon setzt mit dem proprietären Mudita-OS eine Software ein, die keinem offenen Standard anhängt und insofern nicht als Basis für etwaige Erweiterungen taugt. Die Benutzeroberfläche steht auch in deutscher Sprache zur Verfügung.
Neben Telefonaten und SMS bietet das Mudita Pure einen Kalender, einen Taschenrechner, einen Wecker, eine Notiz-App, den erwähnten MP3-Spieler und eine Diktierfunktion. Ein einfacher Meditations-Timer soll den Aspekt der Achtsamkeit unterstreichen, den die Macher für ihr Produkt in Anspruch nehmen.
Muditas Pure muss erst noch gebaut werden
Das Mudita Pure ist ein Handy, das es noch nicht gibt. Auf Kickstarter läuft seit gerade zwei Tagen das Funding. Dabei wurde der Zielwert von 100.000 US-Dollar bereits deutlich überschritten. Das Handy scheint einen Nerv zu treffen.
Mit einem professionellen Video stellen die Macher ihren Ansatz eingehend vor:
Die Kickstarter-Kampagne läuft überaus erfolgreich und darf nach dem Erreichen des Ziels nun als Vorbestellungsplattform für das kommende Telefon betrachtet werden. Damit kostet das Mudita Pure aktuell 258 Dollar plus Versandkosten. Die Auslieferung ist für April 2020 geplant. Nach Ablauf der Kampagne soll das Gerät regulär für 369 Dollar verkauft werden.
Das steckt hinter Mudita
Mudita ist ein zentraler Begriff aus dem Buddhismus und bedeutet so viel wie Freude über das Wohlbefinden anderer. So soll wohl das Feature-Phone der polnischen Minimalisten eine Form der Mitfreude an eurem künftigen Wohlbefinden sein, das sich einstellt, wenn ihr das Gerät benutzt. Jedenfalls wird so das Storytelling hinter dem Namen lauten.
In der Gaming-Community erweckt das Mudita Pure einige Aufmerksamkeit, weil einer der Gründer des Unternehmens gleichzeitig einer der Köpfe hinter dem Entwicklerstudio CD Projekt ist. Michal Kicinski steckt hinter der überaus erfolgreichen Spielserie „The Witcher“, sowie dem für 2020 erwarteten und mit vielen Vorschusslorbeeren versehenen „Cyberpunk 2077“.
Mudita operiert vom polnischen Warschau aus und verspricht, die Lieferkette bis zur Endfertigung in Europa anzusiedeln.
Es ist ja immer wieder schön zu sehen, wie sich Menschen über die Auswirkungen des Smartphones Gedanken machen und alternative Lösungen vorschlagen. Dabei sollte aber nicht übersehen werden, dass Feature-Phones nicht etwa neu sind. Vielmehr hatten wir solche Geräte gute 15 Jahre lang im Alltag im Einsatz. Dann kamen die Smartphones und lösten die Feature-Phones komplett ab. Social Media war nicht der Grund dafür, denn das kam erst später, zumindest aufs Smartphone.
Der Grund bestand und besteht nach wie vor eher darin, dass uns Smartphones eine Produktivität im Alltag erlauben, die wir zuvor nicht hatten. Und wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Der Verzicht auf den Produktivitätsgewinn kann doch nicht die Lösung sein.
Dieter Petereit
„Der Verzicht auf den Produktivitätsgewinn kann doch nicht die Lösung sein.“
Das ist schon ein falsch, denn das Smartphone ist i.d.R. kein Produktivitätsgewinn, sondern ein Zeiträuber.
Viel wichtiger: Warum sollte man 314 Euro für ein Mudita ausgeben, wenn man ein gelichwertiges Nokia für 30 Euro bekommt. Oder für 0 Euro noch in der Schublade liegen hat …