Mond-Geheimnisse gelüftet: Chinesische Raumsonde entdeckt erstaunliche Verbindung zur Erde

Regolith-Proben weisen auf irdischen Ursprung des Mondes hin. (Foto: arte.inteligente1/Shutterstock)
Diese Annahme, die sogenannte Giant-Impact-Theorie, ist keine neue These, sondern die wissenschaftlich führende Theorie zur Entstehung unseres Begleiters im All. Jetzt haben Forscher:innen der Chinesischen Akademie der Wissenschaften erstmals Gestein von der Rückseite des Mondes untersucht – und diese neuen Daten stützen dieses Bild eindrucksvoll.
Material von der Mondrückseite liefert Antworten
Das Team um den Geologen Hu Sen vom Institut für Geologie und Geophysik in Peking analysierte die Zusammensetzung des Mondmaterials aus der Raumsonde Chang’e 6. Die Sonde war im Juni 2024 im Südpol-Aitken-Becken gelandet – einem riesigen Einschlagkrater auf der Rückseite unseres Trabanten. Dort sammelte sie rund 1,9 Kilogramm Regolith – jenes staubige Oberflächenmaterial, das den Mond bedeckt – und brachte es zurück zur Erde.
Die Ergebnisse der Analyse stimmen auffallend gut mit den Vorhersagen aus bestehenden Modellrechnungen überein. „Die neuen Ergebnisse passen zur Giant-Impact-Theorie“, zeigt sich Studienleiter Hu Sen überzeugt. Die Ergebnisse des Forschungsteams wurden am 9. April 2025 im Fachjournal Nature veröffentlicht.
Der trockene Mondmantel erweist sich als passendes Puzzlestück
Vor allem zeigt sich, dass in den Proben extrem wenig Wasser steckt – nur 1 bis 1,5 Mikrogramm pro Gramm Gestein. Genau das hatten Modellrechnungen vorhergesagt, die auf der Einschlagstheorie basieren. Demnach entstand der Mond, als ein marsgroßer Protoplanet, den die Forschung Theia nennt, mit der jungen Erde kollidierte. Trümmer aus dieser Kollision sammelten sich in der Umlaufbahn und bildeten den Mond.
Zum Vergleich: Proben der Apollo-Missionen von der Vorderseite des Mondes zeigen mit teils 200 μg/g Wasser ein Vielfaches.
Die unterschiedlichen Wassergehalte auf der Vorder- und Rückseite des Erdtrabanten werfen auch Fragen zum Ursprung des Mondwassers auf. Es könnte sein, dass Wasser, das durch den Einschlag von Theia auf die Erde gelangte, beim Entstehen des Mondes auch in dessen Mantel eingebracht wurde.
Vorder- und Rückseite des Mondes unterscheiden sich fundamental
Die Rückseite des Mondes unterscheidet sich in vielen Punkten von der Vorderseite. Sie hat weniger vulkanische Aktivität, ist geologisch älter und enthält deutlich weniger Thorium – ein chemisches Element, das beim Schmelzen von Gestein zusammen mit Wasser in flüssiger Form bleibt. Da Thorium und Wasser oft zusammen vorkommen, kann der Gehalt an Thorium also als Hinweis auf den Wassergehalt im Mondmantel dienen.
Das Südpol-Aitken-Becken stellt eine Ausnahme dar: Es handelt sich um den größten bekannten Einschlagkrater des Mondes. Der Einschlag, der das Becken vor rund 4,5 Milliarden Jahren bildete, war so gewaltig, dass er nicht nur die Oberfläche unseres Trabanten durchbrach, sondern auch tiefer in dessen Mantel vordrang.
Diese geologische Besonderheit macht das Becken zu einem besonders wertvollen Ziel für die Mondforschung, da es Material aus seinem Inneren zugänglich gemacht hat, das sonst nicht erreichbar wäre. Deshalb hat Chang’e 6 dort die Proben gesammelt.
Neue Daten passen ins Bild
Schon frühere Studien hatten die Giant-Impact-Theorie mit verschiedenen Indizien gestützt:
- Sauerstoffisotope auf dem Mond stimmen fast exakt mit denen der Erde überein.
- Edelgase und Thoriumspuren deuten auf Ursprungsgestein aus dem Erdmantel hin.
- Nasa-Simulationen zeigen, wie ein einziger Aufprall Erde und Mond in ihrer heutigen Form erklären kann.
- Eine Theorie von 2023 vermutet, dass Reste des kollidierenden Himmelskörpers namens Theia noch heute tief in der Erde stecken könnten.
Mit den von Chang’e 6 gesammelten Proben kommt jetzt erstmals Material von der Mondrückseite hinzu – und ergänzt das Puzzle um ein entscheidendes Stück. Die Chang’e 6-Mission ist nur eine in einer Reihe von geplanten Mondmissionen, die mehr Proben vom Erdtrabanten zurückbringen sollen. Zukünftige Missionen, wie das Artemis-Programm der Nasa, sollen noch tiefere Daten sammeln, die unser Verständnis des Mondmantels und seiner geochemischen Entwicklung weiter präzisieren könnten.
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