Verzweiflung auf Knopfdruck: Studie zeigt die Gefahren des Doomscrollings für unsere Psyche

Doomscrolling tut den meisten Menschen nicht gut. (Foto: Olezzo/Shutterstock)
Schon länger steht das Doomscrolling, also das anhaltende Konsumieren negativer Nachrichten und Inhalte, im Verdacht, Gefühle der Hoffnungslosigkeit und der Verzweiflung auszulösen. Das kann bei einigen Menschen zu psychischen Problemen wie Ängsten und Depressionen führen.
Existenzängste und Verzweiflung
Aber das ist noch nicht alles, wie Forscher:innen jetzt herausgefunden haben. Demnach steht das Doomscrolling in Verbindung mit echten Existenzängsten und Verzweiflung sowie Misstrauen und Argwohn gegenüber anderen, wie es in einer entsprechenden Studie heißt.
Das Ganze könne dazu führen, dass die Konsument:innen von schlechten Nachrichten sich – quasi stellvertretend – ähnlich betroffen fühlen wie Menschen, die das entsprechende Trauma selbst erlebt haben.
Doomscrolling bringt Glaubenssätze ins Wanken
„Wenn wir im Internet ständig negativen Nachrichten und Informationen ausgesetzt sind, kann das unseren Glauben an unsere eigene Sterblichkeit und die Kontrolle, die wir über unser eigenes Leben haben, ins Wanken bringen“, sagte Studienautor Reza Shabahang von der australischen Flinders University dem Guardian.
Die ständige Konfrontation mit negativen Nachrichten würde dazu führen, dass manche das Gefühl hätten, alle Menschen seien grundsätzlich allein und der:die Einzelne habe nicht mehr die volle Kontrolle über sein:ihr Leben. Zudem habe die Studie gezeigt, dass die Betroffenen das Leben grundsätzlich für zerbrechlich und begrenzt hielten.
Hass und Misstrauen gegenüber Menschen
Die Forscher:innen haben für ihre Studie 800 Student:innen aus den USA und dem Iran befragt. Demnach war vor allem bei den iranischen Student:innen das Doomscrolling mit einem Gefühl der Menschenfeindlichkeit verbunden sowie mit Hass und Misstrauen gegenüber Menschen.
Allerdings räumten die Forscher:innen ein, dass die befragten Student:innen danach ausgewählt worden waren, ob sie für die Forschung zugänglich waren. Außerdem sei die Größe der Stichprobe nicht ausreichend um belastbare Schlussfolgerungen ziehen zu können.
Alle Altersgruppen betroffen
Derweil erklärte Joanne Orlando, Expertin für digitales Verhalten der University of Western Sydney im Guardian, dass die Ergebnisse für sie nicht überraschend seien. Zudem könnten sie auf Menschen jeden Alters angewendet werden.
Doomscrolling sei in seiner Wirkung auf die psychische Gesundheit vergleichbar damit, sich in einem Raum zu befinden, in dem die Leute sich ständig anschreien würden. „Es beeinflusst wirklich, wie man die Welt und seinen Platz darin versteht“, so Orlando.
Akute Hilfe bietet die Telefonseelsorge – entweder telefonisch unter 0800 1110111 und 0800 1110222, online per Mail oder Chat und vor Ort.