In Anbetracht jüngster Studienergebnisse könnte man fast schon erfreut darüber sein, dass weltweit nur neun Prozent der Kunststoffabfälle tatsächlich recycelt werden. In den Vereinigten Staaten liegt die Quote derzeit bei 5 Prozent. Das meiste gebrauchte Plastik wird deponiert, verbrannt – oder landet in der Umwelt.
Platikrecycling in jetziger Form schwierig
Aus einer neuen Studie, über die Wired berichtet, geht nun hervor, dass selbst das Recycling keine vernünftige Alternative zu den anderen schlechten Alternativen sein könnte. Denn die hat herausgefunden, dass Kunststoff selbst dann, wenn er in einem Recyclingzentrum landet, in kleinste Teile zersplittert, die die Luft und das Wasser verunreinigen können.
Zwar konzentrierte sich die Studie auf eine einzige Anlage, in der Kunststoffe sortiert, zerkleinert und zu Pellets eingeschmolzen werden. Allerdings handelte es sich dabei um eine brandneue, dem aktuellen Stand der Technik entsprechende Anlage.
Dennoch fanden die Forschenden alarmierende Ergebnisse. So wird etwa das Plastik in der Anlage mehrmals gewaschen, wodurch Mikroplastikpartikel – Fragmente, die kleiner als 5 Millimeter sind – in das Abwasser der Anlage gelangen.
Die festgestellte Mikroplastikmenge war unfassbar hoch. Selbst mit Filterung könnten die gesamten Abwässer aus den verschiedenen Waschanlagen bis zu 75 Milliarden Partikel pro Kubikmeter Abwasser enthalten.
„Es scheint fast ein wenig rückwärtsgewandt, dass wir Plastikrecycling betreiben, um die Umwelt zu schützen, und dann ein anderes und potenziell schädlicheres Problem verstärken“, sagt Kunststoffwissenschaftlerin und Studienleiterin Erina Brown von der schottischen Universität Strathclyde in Glasgow gegenüber Wired.
„Das gibt Anlass zu ernsten Bedenken“, stimmt Judith Enck zu. Sie ist Präsidentin von Beyond Plastics und ehemalige Regionalverwalterin der US-Umweltschutzbehörde: „Und ich denke auch, dass dies auf die Tatsache hinweist, dass Kunststoffe grundsätzlich nicht nachhaltig sind“.
Dennoch macht die Filtration einen Unterschied. Ohne sie, so berechneten die Forschenden, könnte diese einzige Recyclinganlage bis zu 3,3 Millionen Kilogramm Mikroplastik pro Jahr ausstoßen. Die Filterung reduziert die Menge also ungefähr um die Hälfte.
Ein Problem des Studiendesigns besteht indes darin, dass das Team nur Mikroplastik bis zu einer Größe von 1,6 Mikrometern getestet hat. Kunststoffpartikel können aber sehr viel kleiner werden.
Winzig, aber nicht ungefährlich
So ist Nanoplastik etwa so winzig, dass es in einzelne Zellen eindringen kann. Die Studie dürfte das Problem also sogar eher noch unterschätzen. Die Forschenden fanden ebenso hohe Konzentrationen von Mikroplastik in der Luft innerhalb der Anlage.
Das Problem: Beim Recycling einer Plastikflasche wird nicht einfach eine neue Flasche hergestellt. Zunächst muss sie zerlegt und wieder zusammengesetzt werden.
„Die Recyclingzentren verschlimmern die Situation möglicherweise noch, indem sie Mikroplastik schneller erzeugen und in Wasser und Luft freisetzen“, sagt Deonie Allen, Mitautorin der Studie und Mikroplastikforscherin an der Universität Birmingham. „Ich bin mir nicht sicher, ob wir dieses Problem mit technischen Mitteln lösen können.“
Recycling ist tatsächlich nicht die beste Idee. So lässt sich etwa eine Plastikflasche lzwar eicht im Recycling verarbeiten. Allerdings können wir das nur ein paar Mal tun, bevor das Material zu sehr abbaut, um wieder recycelt zu werden.
Beste Lösung: kein Kunststoff
So ist es das, was Wired als das buchstäblich schmutzige Geheimnis der Industrie bezeichnet. Berge von Kunststoffabfällen würden in wirtschaftliche Entwicklungsländer verschifft. Dort werde das Material oft in offenen Gruben verbrannt.
Wissenschaftler:innen und Umweltschutzgruppen sind sich einig, dass die Plastikproduktion massiv reduziert werden muss. „Ich denke, dies zeigt, dass das Kunststoffrecycling in seiner traditionellen Form einige ernsthafte Probleme hat“, sagt Enck. „Dies ist ein weiterer Grund, alles Menschenmögliche zu tun, um den Kauf von Kunststoffen zu vermeiden.“