Kollisionen mit Schiffen ist die häufigste Todesursache für Pottwale im Mittelmeer. Schätzungen zufolge sind diese Kollisionen für mehr als die Hälfte aller Todesfälle der Meeresriesen verantwortlich.
Um das zu verhindern, haben Wissenschaftler aus Griechenland ein System entwickelt, das die bis zu 16 Meter langen Wale orten und Schiffe frühzeitig warnen kann. So können sie die Fahrt verlangsamen oder ihren Kurs anpassen, um eine Kollision zu vermeiden.
Entwickelt wurde das System von der griechischen Stiftung für Forschung und Technologie Hellas. Sie nennen es „System for the Avoidance of Ship-Strikes with Endangered Whales” oder kurz: SAvEWhales, wie Hakai Magazine berichtet.
So funktioniert das System
Das System besteht aus drei Bojen, welche das Team im Hellenischen Graben, einer fünf Kilometer tiefen Unterwasserschlucht südlich von Kreta, in einem Dreieck angeordnet haben. Die Bojen sind dabei jeweils zwei Kilometer voneinander entfernt. An diesen hängt ein Hydrophon, quasi ein Unterwasser-Mikrofon, mit dem die Forscher Ton wahrnehmen können.
Mit den Hydrophonen können sie die Klickgeräusche der Wale hören und so dessen Position bestimmen. Das lief allerdings nicht von Anfang an rund.
Anfangs wunderte sich einer der Wissenschaftler, Alexandros Frantzis, warum sich die Klickgeräusche echoartig wiederholen. Später fanden sie heraus, dass der Sound von der Meeresoberfläche abprallt und sich so wiederholt.
Die Forscher nutzen nun beide Klickgeräusche, um Pottwale ausfindig zu machen. Je länger die Pause zwischen dem ersten und dem zweiten Klick ist, desto tiefer befindet sich der Wal unter Wasser. Ein Algorithmus kann mit diesen Geräuschen die Position auf bis zu 30 Meter genau bestimmen.
Insgesamt kann das SAvEWhales-System bis zu 900 Meter tief und bis zu 10 Kilometer um die Bojen Wale ausfindig machen. Allerdings gibt es auch Einschränkungen.
Das sind die Herausforderungen
Bisher hat das System lediglich eine zweijährige Testphase durchgeführt, wobei einige Herausforderungen zutage gekommen sind. Es ist gar nicht so einfach, das Ortungssystem im Meer zu betreiben, da es hier den Witterungsbedingungen ausgesetzt ist. Zwei der Bojen wurden zum Beispiel durch die Strömung nach einem Hurrikane unter Wasser gezogen.
Außerdem kann das System nur Klickgeräusche der Wale wahrnehmen und auswerten. Arten, die über Gesang kommunizieren, können die Forscher damit nicht orten. Das wären zum Beispiel Finnwale, die ebenfalls in dem Gebiet aktiv sind.
Ob und wann das System dauerhaft in Betrieb genommen werden kann, ist momentan noch unklar. Es könnte aber trotz der Schwächen vielen Pottwalen das Leben retten.
Bojen werden aber nicht nur genutzt, um Wale zu orten, sondern auch Plastikmüll im Ozean. Dafür kommt auch Satellitentechnik zum Einsatz.