Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
MIT Technology Review News
Verpasse keine News mehr!

Neues Rezept: Mit diesen natürlichen Produkten verbessern Forscher transparentes Holz

Das Versprechen von transparentem Holz als Ersatz für Glas oder Kunststoff klingt verlockend. Erste Prototypen gibt es bereits. Jetzt präsentieren Forschende ein fast durchsichtiges Holz, das dazu noch biologisch abbaubar sein soll. Doch das klingt natürlicher, als es ist.

3 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige
Dieses Stück halbtransparentes Holz wird aus natürlichen Materialien hergestellt und könnte in Anwendungen von tragbaren Sensoren bis hin zu energieeffizienten Fenstern eingesetzt werden. (Foto: Bharat Baruah)

Dieses Holz hat weder Maserung noch Astlöcher, denn es ist fast durchsichtig. Ein wenig trübe sieht es noch aus, aber Geschriebenes darunter lässt sich durchaus lesen. Ein Team um Bharat Baruah, Hobbytischler und Chemieprofessor an der Kennesaw State University im US-Bundesstaat Georgia, präsentierte das Material kürzlich auf der Frühjahreskonferenz der American Chemical Society in San Diego. Anders als Kunststoffe und bisheriges durchsichtiges Holz soll es biologisch abbaubar sein. Das Material sei unter anderem als besonders wärmedämmende Glasalternative geeignet und es lasse sich für elektronische Anwendungen auch mit Silberdrähten versehen, berichten die Forschenden.

Anzeige
Anzeige

Es ist nicht der erste Prototyp aus transparentem Holz. Immer mal wieder ist von Erfolgen aus dem Labor zu lesen. Ein Team der Königlichen Technischen Hochschule in Schweden etwa zeigte im letzten Jahr Holzproben, die auf den ersten Blick von Glas praktisch nicht zu unterscheiden, aber offenbar deutlich bruchfester sind. Das Material tauge unter anderem als Ersatz für Displays aus Kunststoff oder Glas, hieß es.

Wie Holz transparent wird

Mit einem Naturprodukt hat transparentes Holz allerdings nur noch wenig gemein. Das liegt vor allem am Herstellungsprozess. Zunächst werden Hemizellulose und Lignin herausgelöst, das dem Holz die braune Farbe und Stabilität verleiht. Übrig bleibt ein poröses, papierartiges Zellulose-Netzwerk, das üblicherweise mit einem kunststoffähnlichen, farblosen Epoxidharz gefüllt wird. Ein Härter sorgt für die Vernetzung der Substanz zu einer stabilen Masse.

Anzeige
Anzeige

Baruah berichtet, es habe ihn gestört, dass diese Epoxidharze nicht bioabbaubar sind. Er ließ einen Bachelor-Studenten eine ökologische Alternative aus Reisextrakt und Eiweiß testen. Auf diese Idee sei er gekommen, weil die Häuser in seiner indischen Heimatregion früher statt mit Zement mit Sand, klebrigem Reis und Eiweiß gebaut worden seien, so der Forscher.

Neue Holz-Entwicklung dämmt besser als Glas

Das Ergebnis ist ein halb-transparentes Holz, das besser wärmedämmend wirkt als Glas. Ein Vogelhäuschen aus dem Material, das von außen mit einer Wärmelampe bestrahlt wurde, blieb Baruah zufolge um mehrere Grade kälter als ein gläsernes Vergleichsobjekt. Seine Gruppe konnte zudem Silberdrähte in das Material einbauen, sodass es auch für elektrische Anwendungen, etwa in Solarzellen oder Sensoren, taugen könnte.

Anzeige
Anzeige

Allerdings kommt auch dieses durchsichtige Holz nicht ohne die chemieintensive Ligninentfernung aus und nicht ohne ein umweltschädliches Vernetzungsmittel, damit sich Reisextrakt und Eiweiß festigend in das Holzgrundgerüst einfügen. Die Mengen des Härters Diethylentriamin im Holz seien jedoch so gering, dass sie keine Probleme machten, glauben die Forschenden. Der Kritik, dass wertvolle Nahrungsmittel für die Produktion gebraucht werden, widerspricht Baruah nicht. „Das ist unser erster Versuch mit natürlichen Materialien. Wir planen, mehr dieser Art herzustellen“, so der Forscher.

Hinweis: Dieser Podcast wird durch Sponsorings unterstützt. Alle Infos zu unseren Werbepartnern findest du hier.

Anzeige
Anzeige

„Eine Menge Chemie im Spiel“

„Ein unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten ideales transparentes Holz gibt es aktuell nicht“, sagt Peter Meinlschmidt vom Fraunhofer-Institut für Holzforschung WKI in Braunschweig. „Da ist immer eine Menge Chemie im Spiel und die Frage der Bioabbaubarkeit ist bisher nicht gelöst.“ Es gebe zwar Bestrebungen, die gängigen Epoxidharze statt aus fossilen aus nachwachsenden Rohstoffen herzustellen und die Epoxidharze aus Verbundstoffen, etwa in alten Rotorblättern, zu recyceln. Daran arbeite er gerade gemeinsam mit einem Team vom Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme (IWES) in Bremerhaven, so der Forscher. „Doch das funktioniert bestenfalls nur für die Grundkomponente eines Epoxidharzes. Für die ökologisch besonders bedenklichen Vernetzungsmittel gibt es bislang keine Alternativen.“

Fensterglas wird daher wohl nicht so bald durch Holz ersetzt werden. Auch wenn die Glasproduktion viel Energie verschlingt, ökologisch ist sie eher unproblematisch. Beim Vergleich mit transparenten Kunststoffen müsse man im Einzelfall prüfen, welche Variante vorteilhafter ist, sagt Forscher Meinlschmidt.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren