Als 4 Megabyte alles veränderten: Die kuriose Geschichte des N64-Expansion-Paks

Das Nintendo 64 konnte man vielfältig erweitern, zum Beispiel mit dem RAM-Modul Expansion-Pak. (Foto: Luciano Marques / Shutterstock)
Die Xbox Series X und die Playstation 5 kommen mit viel Speicher. Sie unterstützen ab Werk zudem 4K-Auflösung und eine Bildrate von 120 Hertz. Gamer:innen kaufen hier also ein Komplettpaket. Früher, beim Nintendo 64, war das anders. Ende der 90er-Jahre musste man für manche Spiele das sogenannte Controller-Pak besitzen, wenn man den Spielstand speichern wollte. Erst das Rumble-Pak machte Games fühlbar. Vibrationsmotoren waren in die N64-Controller schließlich nicht eingebaut. Und wer bessere Grafik wollte, musste ins Expansion-Pak investieren. Das erweiterte die Konsole um vier Megabyte Arbeitsspeicher. Dazu steckte man es in den Slot, der sich unter der kleinen Klappe auf der Oberseite der Konsole befand. Insgesamt hatte das N64 dann acht Megabyte RAM.
Nur mit wenigen Spielen kompatibel
Bei ausgewählten Spielen sollten Gamer:innen von einer höheren Auflösung profitieren. „Die populärste Anwendung ist das Spielen von speziell programmierten Modulen mit hochauflösender Grafik (High-Resolution), sodass statt 320 x 240 Bildpunkte stolze 640 x 480 Pixel zu sehen sind”, ist noch heute auf einer Supportseite von Nintendo zu lesen. Kompatibel war da das Zubehör mit rund 60 Spielen. In der Regel brauchte man das Expansion-Pak aber nicht.
In der Reihe „Wisst ihr noch?“ blicken wir auf kuriose und spannende Ereignisse der Tech-Vergangenheit, die damals für Schlagzeilen gesorgt haben, heute aber kaum noch in Erinnerung sind. Alle Artikel der Reihe findet ihr hier.
Die Ausnahme bildeten vier Spiele. Der Shooter Perfect Dark war ohne das Modul nur im abgespeckten Multiplayer-Modus spielbar. In Starcraft 64 schaltete man mit dem Expansion-Pak den Multiplayer-Modus und das Addon Brood War dagegen erst frei. Beide Games erschienen jedoch nicht in Deutschland. Anders sah bei The Legend of Zelda: Majora’s Mask aus. Wer mit Link die Spielwelt Termina retten wollte, musste zusätzlich ins Modul investieren – oder Donkey Kong 64 besitzen.

The Legend of Zelda: Majora’s Mask war eines der wenigen Spiele, die das Expansion-Pak wirklich voraussetzten. (Foto: J.Papagoda Photo / Shutterstock)
Warum brauchte Donkey Kong 64 das Modul?
Das Spiel war der erste Titel, der das Expansion-Pak voraussetzte – und gleichzeitig im Bundle damit verkauft wurde. Laut Chris Marlow, einem der Programmierer von Donkey Kong 64, hatte das einen Grund. Wie er in einem Audiokommentar zu Conker’s Bad Fur Day auf Youtube (etwa bei Minute 3:40) erzählt, enthielt das Spiel einen Software-Fehler, der dazu führte, dass es abstürzte, wenn das Expansion-Pak nicht in der Konsole steckte. „Sie konnten nicht herausfinden, was dahintersteckte. Deswegen mussten sie es mit der Speicherkarte verkaufen“, erklärte Marlow in dem Video von 2013. Das Expansion-Pak lag dem Spiel ohne Aufpreis bei.
Mark Stevenson, der Lead Artist bei Donkey Kong 64 war, erinnerte sich 2019 bei Nintendolife anders an die Geschichte. Demnach handelt es sich bei Marlows Version um einen Mythos. „Die Entscheidung, das Expansion Pak zu verwenden, fiel schon lange vor der Auslieferung des Spiels”, wird er zitiert. Laut Stevensons Ausführungen hat das Management die Entwickler:innen darüber informiert. Das Team sollte Wege finden, „die seine Verwendung [die des Moduls] rechtfertigten und es zu einem Verkaufsargument machten”.
Zwar habe es am Ende von Donkey Kong 64 einen Fehler gegeben, das Expansion-Pak sei aber nicht die Lösung des Problems gewesen. Stattdessen erinnert sich Stevenson daran, dass es zu der Zeit bereits drei Revisionen des N64 gegeben hatte. Der Bug trat nur bei einer davon auf, wurde aber noch rechtzeitig behoben.
Das Expansion-Pak heute
Nostalgiker, die noch heute eine N64-Konsole haben wollen, können das Expansion-Pak nach wie vor bekommen, um bei den kompatiblen Games von einer höheren Auflösung zu profitieren. Auf den gängigen Auktions- oder Kleinanzeigenplattformen müssen sie dafür aber gutes Geld investieren. Gebraucht und ohne alles zahlt ihr um die 50 Euro. Soll der Karton dabei sein, steigt der Preis auf mindestens 90 Euro – für vier Megabyte Arbeitsspeicher extra.
Diese Konsolen und Spiele sind ein Vermögen wert