Warum wir nur noch in Häppchen lernen sollten
Attraktive Weiterbildungsangebote im Job sind für viele Arbeitnehmer ein Kriterium, das die Wahl eines neuen Arbeitgebers beeinflussen kann. Theoretisch sind Schulungen im Beruf immer möglich, doch Fakt ist, dass das menschliche Gehirn fast alle Lerninhalte (84 Prozent) nach rund drei Monaten wieder vergisst. Zusätzlich geht bei einer hohen Fluktuation im Arbeitsumfeld mit jedem ausscheidenden Team-Mitglied die Rentabilität individueller Fortbildung verloren – was wiederum die Gesamtrentabilität des Unternehmens negativ beeinflusst. Ergo: Der Großteil der beruflichen Lernmethoden ist höchst ineffizient. Doch wie können Unternehmen dieses Problem lösen? Bite-Sized-Learning, das häppchenweise, kleinformatige Lernen, könnte die Antwort sein.
Bite-Sized-Learning, auch Mikrolernen genannt, ist eine Methode, Lerninhalte in kleinen, „gedächtnisgerechten“ Portionen zu vermitteln. Informationen werden leicht zugänglich gemacht, ohne zeitintensive Trainingsblöcke. Tatsächlich wird auf diese Weise der Lerntransfer um 17 Prozent effizienter und auch das Engagement beim Lernen steigt – hier sogar um 50 Prozent (The Journal of Applied Psychology). Damit hat Bite-Sized-Learning das Potenzial, die Welt des Lernens und der beruflichen Weiterentwicklung zu revolutionieren.
Fünf Key-Facts für die Zukunft der unternehmensinternen Bildung:
1. Effizienz ist der Schlüssel
„Die wahre Mangelware wird in naher Zukunft menschliche Aufmerksamkeit sein“, so Satya Nadella, CEO von Microsoft.
Laut einer Studie von Microsoft ist unsere Aufmerksamkeitsspanne inzwischen von zwölf auf nur noch acht Sekunden gesunken – dank unseres zunehmend digitalisierten Lebensstils ist unsere Konzentration schon nach acht Sekunden erschöpft. Angesichts dessen ist Effizienz wichtiger denn je. Das „Journal of Applied Psychology“ fand heraus, dass das Lernen von schulischen Lerninhalten in kleinen Portionen um 17 Prozent effizienter ist. Bite-Sized-Learning ist folglich fokussiertes Lernen. Der Inhalt umfasst in der Regel nur ein bis drei Lernziele, sodass das Gedächtnis nicht mit irrelevanten und zu vielen Informationen überladen wird.
2. Schnell und wirtschaftlich
Das Lernen in Etappen von jeweils drei bis sieben Minuten harmoniert mit der Art und Weise, wie unser Gehirn funktioniert. Es ist so strukturiert, dass es in kurzen Episoden präsentierte Inhalte, die mit geringem Zeitabstand wiederholt werden, besser lernt. Bite-Sized-Learning ist darauf abgestimmt und besticht nicht nur durch Lernen im Kleinformat, sondern durch den lang anhaltenden, schnell realisierbaren Lerneffekt. Da Schulungen schneller durchgeführt werden können, ist diese Lernmethode für Unternehmen auch kostengünstiger. Lernen in kleinen Dosen leistet so, was traditionelles Lernen nicht mehr leisten kann: Effektive Aneignung von Wissen, das sich schnell und einfach umsetzen lässt. Mitarbeiter verbringen weniger Zeit auf Schulungen und mehr Zeit mit der Praxis des neuen Wissens.
3. Timing ist alles
Bei traditionellen Lernmethoden gibt es häufig eine Fülle an Materialien, die zuerst gesichtet werden müssen. Beim Bite-Sized-Learning kann darauf verzichtet werden. In der Regel ist es effektiver, wenn man bestimmte Schulungsthemen bei akutem Bedarf abrufen kann. Werden Inhalte kurz und prägnant präsentiert, kann sich das Gehirn diese besser merken. Kommt nun noch die passende Technologie zu diesem Mix hinzu, wird aus individuellem Timing das perfekte Timing. Bite-Sized-Learning, vor allem technologiegestütztes, bietet die Unterstützung, die für das aktuelle Problem auch relevant ist. Das neu erlernte Wissen können Mitarbeiter sofort umsetzen. Passende Lerninhalte werden so an den Lernenden herangetragen, zur richtigen Zeit und, wenn gewünscht, auch mobil. Lernen wird so zu einem regelmäßigen, routinierten Teil des Tages, wenn es jederzeit verfügbar sowie portionsweise und leicht zugänglich ist.
4. Perfekt portioniert
Alles, was wir lernen, wird in unserem Arbeitsgedächtnis verarbeitet. Das Arbeitsgedächtnis ist Teil des Kurzzeitgedächtnisses, welches nur eine begrenzte Kapazität hat. Forschungen haben ergeben, dass das Arbeitsgedächtnis nur drei bis fünf Informationen gleichzeitig aufnehmen kann. Diese Fähigkeit wird als unsere kognitive Belastung bezeichnet. Ein Übermaß an Information führt zu einer Überlastung. Bei Bite-Sized-Learning kommt es zu möglichst wenig kognitiver Überlastung des Arbeitsgedächtnisses. Infolgedessen wird mehr Wissen gespeichert, das vom Lernenden abgerufen werden kann.
5. Fazit
Eine Studie des Rapid Learning Institute ergab, dass 65 Prozent der Online-Trainingsmodule zu viele Informationen enthalten. In einer weiteren Studie gaben 94 Prozent der befragten Lern- und Entwicklungsexperten an, dass sie Lernen im Kleinformat traditionellen, zeitaufwendigen Kursen vorziehen. Die Zahlen sprechen für sich, denn moderne Lernende möchten ein Training, das perfekt auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Berufliche Weiterbildungen zu planen und zu realisieren, kann für den Arbeitgeber eine große Hürde darstellen, doch mit Bite-Sized-Learning kann diese überwunden werden. In kleinen Portionen servierte Inhalte, die im richtigen Kontext vermittelt werden, sind eine Erfolgsformel, mit der das gesamte Team gewinnt. Denn Mitarbeiter profitieren durch Lernen in kleinen Dosen, ohne Produktivität einbüßen zu müssen. Mit Bite-Sized-Learning gewinnen also sowohl das Unternehmen als auch die Mitarbeiter. Das Sprichwort stimmt: Die längsten Wege legt man am besten in kleinen Schritten zurück.