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Obike: Fahrrad-Startup hinterlässt Schulden und tausende gelbe Räder

Beim Fahrrad-Startup Obike stehen die Räder still. Das Unternehmen hat Insolvenz angemeldet. Zurück bleiben tausende Obikes, einige Lösungsvorschläge – und ratlose Kommunalpolitiker. Doch nicht alle Lösungsansätze sind legal.

3 Min.
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Obikes standen nur selten so akkurat wie hier. (Bild: ENCIK KOPI O / Shutterstock)

Die charakteristischen gelben Fahrrader standen in verschiedenen deutschen Großstädten – zunächst in München, später auch in Berlin, Frankfurt, Hannover und anderen großen deutschen Metropolen. Jetzt hat das Unternehmen aus Singapur offenbar den Betrieb eingestellt und die Deutschland-Zentrale in München ist nur noch schwer zu erreichen. Das trifft die Kunden, die jeweils bis zu 79 Euro (jetzt wohl nur noch theoretisch zurückerstattbare) Kaution für die Teilnahme an dem System gezahlt haben. Es trifft aber noch mehr die Stadtverwaltungen.

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3.000 der Räder sollen allein noch im Stadtgebiet München stehen. Zu Beginn der Deutschlandaktivitäten des Startups aus Fernost waren es 7.000 Stück. Auch in Frankfurt, wo noch eine niedrige vierstellige Zahl an Rädern vermutet wird, erreicht man die Betreiber des Fahrrad-Startups nicht mehr und ist auf eigenes Engagement angewiesen. Als Problem gestaltet sich dabei schon die Ortung der Räder, da die App, die das erledigen soll, offenbar nicht mehr korrekt funktioniert.

Einsammeln soll die Räder das Schweizer Transportunternehmen Umzug24, das jetzt alle Hände voll zu tun hat. Insgesamt sollen in Deutschland und den Niederlanden rund 30.000 Räder im Einsatz sein – wie viele davon defekt sind, ist unklar. Es dürften aber mehr sein als bei anderen vergleichbaren Systemen, denn die Wartung der Fahrräder war neben ihrer überdimensioniert bemessenen Zahl eines der Hauptprobleme. Das hatten auch die jeweiligen Stadtverwaltungen immer wieder bemängelt.

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Ein Hamburger Lagerhallenbesitzer hat unterdessen ein ganz anderes Problem: Harald Ploß hat laut Medienberichten eine 2.500 Quadratmeter große Lagerhalle in Barsbüttel bei Hamburg an Obike vermietet. Dort stehen jetzt 10.000 Räder in der Halle, für die er nach eigenen Angaben gerade in letzter Zeit nur schleppend seine Miete erhielt (und den Lagerraum eigentlich schon wieder anderweitig vermietet hat). Ärgerlich ist das Ganze auch für die Nutzer: Dass sie ihre Kaution zurückbekommen, ist unwahrscheinlich. Es gibt mit Sicherheit Gläubiger, die in der Reihe deutlich weiter vorne stehen.

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Hacker veröffentlichen Anleitungen, wie man Obikes knacken kann

Doch einfach ist die Lage selbst für die Städte nicht: Da die Räder weder herrenlos noch städtisches Eigentum sind, dürfen sie nicht ohne Weiteres legal entfernt werden. Zudem gibt es Anleitungen findiger Aktivisten und Hacker, wie man die Räder mit einem Bohrer, einem Schraubendreher und Essstäbchen knacken und umprogrammieren kann. Legal ist das natürlich nicht. Dennoch ließen sich die Räder damit quasi frei „nachnutzen“. Dazu gibt’s Aufkleber mit dem Schriftzug „Librebike“, die zeigen sollen, dass das Rad inzwischen nicht mehr zur Obike-Flotte gehört.

Die schwergängigen Fahrräder mit den breiten Reifen und der oft schwergängigen Bremse sind allerdings alles andere als komfortabel. Sich hierfür in eine strafbare Situation zu begeben, lohnt aus vielerlei Gründen nicht. Vernünftiger scheint da der Vorschlag der Münchner SPD, die Bürger zu einem „Radl-Ramadama“ aufzufordern (dieser schöne Münchner Ausdruck lässt sich wohl am besten mit Aufräumaktion übersetzen). Noch funktionierende Räder könnten an soziale Einrichtungen gespendet oder im Rahmen einer Auktion verkauft werden. Nur: Zum einen ist die Zahl an beschädigten Rädern offenbar relativ hoch und zum anderen wird sich die Nachfrage nach den Bikes wohl in Grenzen halten.

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Entsorgung der Obikes wird noch Wochen dauern

Besser läuft die Fahrradsammlung in anderen Ländern: In der Schweiz, wo der Dienstleister, der sich ums Einsammeln der Räder kümmern soll, seinen Hauptsitzt hat, ist die Entsorgung offenbar weiter fortgeschritten. In Rotterdam hat Obike die ursprünglichen 2.500 Räder laut Stadtverwaltung bereits auf 700 reduziert. Kaputte oder offensichtlich herrenlose Räder sammelt die Stadt selbst ein. In Wien hat Obike nach Angaben der Stadt seinen Standort aufgelöst, die Räder aber noch nicht entfernt. Obike Italien hat am Dienstag auf Anfrage von dpa knapp mitgeteilt, dass es keine Pläne gäbe, sich aus Italien zurückzuziehen.

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