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Neuer Gesetzentwurf löst Panik bei Kreditkarten-Fintechs aus

Das Bundesfinanzministerium schlägt eine Änderung der Definition sogenannter Sachbezüge vor. Jetzt bangen Anbieter von steuerfreien Prepaid-Kreditkarten um ihr boomendes Geschäft.

Von Daniel Hüfner
3 Min.
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Prepaid-Kreditkarten für Mitarbeiter – damit könnte bald Schluss sein. (Foto: Givve)

Es sind nur zwei Sätze, die das Geschäft von Patrick Löffler bedrohen. Das Bundesfinanzministerium schlägt in einem neuen Gesetzentwurf vor, die Definition sogenannter Sachbezüge abzuändern. Bisher können Arbeitgeber ihren Beschäftigten jeden Monat ein steuerfreies Zubrot von 44 Euro gewähren – zum Beispiel in Form eines Restaurantschecks, eines Zuschusses für das Abo im Fitnessstudio oder eine entsprechend aufgeladene Prepaid-Kreditkarte. Arbeitnehmer können damit in diversen Onlineshops einkaufen und auch in Ladengeschäften bezahlen.

6 Millionen Arbeitnehmer betroffen

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Doch damit könnte schon bald Schluss sein. Das Finanzministerium will solche Geldleistungen nicht mehr als Sachbezüge werten, sondern wie ein normales Gehalt mit Sozialabgaben besteuern. Prepaid-Kreditkarten könnten sich damit für Arbeitgeber nicht mehr lohnen. Für Löffler ein riesiges Problem: Der Gründer gibt mit seiner Firma Givve seit Jahren steuerfreie Prepaid-Kreditkarten an Unternehmen heraus. 360.000 Stück verteilt über 15.000 Unternehmen seien es schon, sagt Löffler gegenüber t3n. „Derzeit verkaufen wir jeden Tag rund 1.000 neue Karten, das wäre mit der Gesetzesänderung vorbei. Wir müssten unser Geschäft sofort einstellen.“

Von dem neuen Gesetzentwurf erfuhr der Givve-Gründer erst vor einer Woche. „Wir sind quasi voll am Durchdrehen“, sagt Löffler, der in dem Entwurf nicht weniger als einen „Rückschritt bei der Digitalisierung“ sieht. Für die Mitarbeiter seiner vielen mittelständischen Kunden sei die Karte oft ein erster Berührungspunkt mit der digitalen Welt. Anders als etwa ein Papiergutschein spare eine Prepaid-Kreditkarte Kosten, schone die Umwelt und sei keineswegs wie vom Staat angedacht mit einer „offenen Geldleistung“ vergleichbar. „Die Karte ist auf solche Akzeptanzstellen beschränkt, die einen Vertrag mit Mastercard haben, und es sind keine Bargeldauszahlungen, Abhebungen und Überweisungen möglich“, so Löffler.

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Welche Wucht von der geplanten Gesetzesänderung für die Branche ausgehen könnte, zeigt ein Bericht des Handelsblatts. Einer darin zitierten Schätzung von Edenred zufolge wären mindestens sechs Millionen Deutsche davon betroffen. Der Sachbezuganbieter hatte vor zwei Jahren eine Studie in Auftrag gegeben, mit dem Ergebnis, dass von 500 befragten Unternehmen mehr als die Hälfte ihren Angestellten steuerbegünstigte Sachbezüge in Höhe von bis zu 44 Euro gewährt.

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62 Prozent boten dies allen Mitarbeitern an. Ein Drittel setzte auf Geschenkgutscheine und 20 Prozent auf Guthabenkarten. Hochgerechnet auf 33 Millionen sozialversicherungspflichtige Beschäftigte ergibt sich die Zahl von ungefähr sechs Millionen Betroffenen – die allerdings höher ausfallen könnte. Denn allein die Mitglieder des Prepaid Verband Deutschland (PVD) sollen 3,5 Millionen Prepaidkarten ausgegeben haben, erklärte Edenred-Geschäftsführer Christian Aubry.

„Wir haben keinen Plan B“

Angesichts dieser Zahlen ist man auch bei Spendit in München alarmiert. Das erst 2014 gegründete Fintech vertreibt wie Givve personalisierte Prepaid-Karten an Unternehmen und hält den Vorstoß des Finanzministeriums für ein Versehen. „Wir können uns nicht vorstellen, dass diese Gesetzesänderung so durchgeht“, sagt Spendit-Gründer Florian Gottschaller auf Anfrage von t3n. „Sie benachteiligt vor allem mittelständische Unternehmen, die sich durch die Nutzung von Kartenlösungen als innovativ beweisen.“ Weil künftig nur noch Geschenkgutscheine als Sachbezug gelten sollten, fürchtet Gottschaller gar ein unfreiwilliges „Konjunkturprogramm“ für Amazon. „Um attraktive Benefits zu ermöglichen, werden Arbeitgeber in der Wahl der Gutscheine auf die größtmögliche Einsatzvielfalt setzen“, so der Gründer.

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Um die geplante Gesetzesänderung noch zu verhindern, betreibt Spendit seit einigen Wochen aktives Lobbying. Mit Politikern und Verbänden sei man im Gespräch, darüber hinaus habe sich das Fintech auch mit konkurrierenden Anbietern wie Sodexo und Givve zusammengetan. Noch geben sich die Fintechs selbstbewusst: „Wir glauben fest an unsere Regierung und an eine Anpassung des aktuellen Entwurfs“, sagt Givve-Gründer Patrick Löffler gegenüber t3n. „Einen Plan B haben wir nicht.“

 

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