Los ging alles mit Fienchen. Fienchen ist ein Eichhörnchenkind, das im Alter von etwa sechs Wochen aus dem Kobel gefallen ist und von der Mutter nicht zurückgeholt wurde. Fienchen hatte Durchfall, war viel zu klein und leicht für ihr Alter und ein paar Flöhe hatten es sich auch schon in ihrem Fell gemütlich gemacht. Aber Fienchen hatte Glück – empathische Menschen haben sie gefunden und meinem besten Freund Dennis anvertraut. Der päppelt seit ein paar Jahren ehrenamtlich Eichhörnchenwaisen wie Fienchen und entlässt sie dann zurück in die Wildnis, wenn sie groß und stark geworden sind. Und weil Fienchen verdammt niedlich ist und Dennis verständlicherweise keine Lust hatte, alle zehn Minuten meine „Was macht Fienchen jetzt?“-Nachrichten zu beantworten, hat er einen Video-Livestream eingerichtet. So kann ich jederzeit in Fienchens Box gucken und sehe, was sie macht – Spoiler: Sie schläft ziemlich viel. Dass Fienchen mir aber auch helfen würde, produktiver zu arbeiten, hätte ich nicht gedacht.
Regelmäßige Pausen sind wichtig
Pausen sind wichtig bei der Arbeit – und das meint bei Weitem nicht nur die Mittagspause. Arbeitswissenschaftler raten nämlich, eine Pause schon einzulegen, bevor die Konzentration nachlässt. Wer gegen Konzentrationsschwierigkeiten und Müdigkeit „anarbeitet“ oder sie mithilfe von Kaffee bekämpft, verschlimmert den Zustand nur – und braucht auch länger bis zur Erholung.
Im Büro habe ich quasi automatisch regelmäßig kleine Pausen gemacht. Der kurze Schnack mit der Kollegin am Schreibtisch nebenan, eben mal aufstehen, um dem Azubi was zu erklären oder zur Toilette zu gehen – ich musste mich nicht selbst dazu anhalten, Pausen zu machen, sie sind einfach passiert. Im Homeoffice jedoch fällt das meiste davon weg und so habe ich eben durchgearbeitet bis zur Mittagspause, die dann auch oft eher kurz ausfiel oder aus einem Joghurt vor dem Rechner bestand. Und spätestens um 15 Uhr fühlte ich mich dann regelmäßig wie zerschlagen, war geschafft und hatte das Gefühl, kaum mehr geradeaus denken zu können. Die Zeit bis zum Feierabend war hauptsächlich Quälerei, wirklich produktiv konnte ich kaum mehr sein.
Unsere Konzentrationsfähigkeit verläuft in Wellen
Tatsächlich ist unsere Konzentrationsfähigkeit je nach Tageszeit auch gar nicht immer gleich hoch, sie verläuft vielmehr in Wellenbewegungen. Ein Zyklus dauert dabei ungefähr 90 Minuten, von denen wir 70 Minuten fokussiert und konzentriert an einer Sache arbeiten können. Die restlichen 20 Minuten verfällt unser Gehirn in einen passiven, rezeptiven Zustand. Das bedeutet keineswegs, dass wir in dieser Zeit zu nichts fähig sind. Vielmehr dominieren hier kreative und intuitive Hirnleistungen, Anspannungen werden abgebaut und Ressourcen neu gebündelt.
Es ergibt also Sinn, sich regelmäßig kleine Auszeiten zu gönnen und auch kurze Phasen der Müdigkeit zuzulassen, um zu entspannen. Als Faustregel gelten hier ungefähr fünf Minuten pro Zeitstunde – aber auch kürzere Pausen können schon dafür sorgen, dass wir uns allgemein ruhiger, entspannter und etwas fitter fühlen.
Hier kommt Fienchen wieder ins Spiel – auf meinen zweiten Monitor habe ich ein Browserfenster mit ihrem Livestream geschoben. Sobald ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung sehe, ist meine Neugier geweckt und ich kann für einen kurzen Moment verfolgen, was sie so anstellt – und mache nebenbei eine kleine Pause, ganz automatisch.
Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass sich auch meine Laune hebt. Beim Gang zum Wasserspender oder zur Toilette bleibt doch oft die Arbeit im Kopf, man formuliert schon einmal die nächste Mail vor oder grübelt über ein Problem – eine erholsame Pause sieht anders aus. Wenn niedliche Tiere herumspringen, miteinander interagieren oder einfach was futtern, fällt es hingegen schwer, über ein Meeting nachzudenken oder sich über Kollegen zu ärgern. Die Pause bedeutet dementsprechend nicht nur, sich für einen Moment mal nicht zu konzentrieren und darauf zu achten, exakt zu arbeiten, sie macht auch Spaß. Und zu guter Letzt komme ich mit mehr Energie durch den Tag – in das 15-Uhr-Loch bin ich schon lange nicht mehr gefallen.
Livestreams zur Entspannung
Und Fienchen? Dennis hat ihr geholfen, gesund zu werden. Sie ist für ein Eichhörnchen zwar immer noch eher zierlich, aber sie konnte aus ihrer kleinen Box schon in eine Zimmervoliere umziehen, wo sie zusammen mit ihren Eichhörnchenkumpels Hein und Emma lernt, zu klettern, zu balancieren und Nüsse zu knacken. Zugucken kann ich ihr dabei leider nicht mehr – aber zum Glück gibt es im Internet genug alternative Quellen für Tier-Content für produktive Pausen.
In unserer Bildergalerie haben wir ein paar Vorschläge zusammengestellt.