QAnon steht wegen Kryptobetrug in Verdacht
So omnipräsent wie während der US-Präsidentschaft von Donald Trump ist die rechtsradikale Verschwörungstheorie QAnon nicht mehr – nicht zuletzt, weil viele Plattformen nach dem Sturm auf das Kapitol im Januar 2021 streng gegen die Verbreitung derartiger Theorien durchgegriffen haben. Doch im Untergrund sind die gesperrten QAnon-Anhänger:innen durchaus noch aktiv. Und diese leichtgläubigen Anhänger:innen scheinen ein beliebtes Ziel für Kryptobetrügereien zu sein, der von QAnon-Influencer:innen selbst ausgeht.
Millionenbetrug durch zwei QAnon-Anführer:innen
Das berichtet das Faktenprüfungsunternehmen Logically. Zwei Influencer:innen, die sich auf Telegram Whiplash347 und PatriotQakes nennen, haben die Verschwörungstheorien der Bewegung demnach instrumentalisiert, um ihre Anhänger:innen zu falschen Krypto-Investitionen zu verlocken.
Rund 277.000 Abonnent:innen hat allein Whiplash347 auf Telegram. PatriotQakes, die gelegentlich auch ihren bürgerlichen Namen Emily Tang verwendet, hat etwa 30.000. Davon haben sich Tausende darauf eingelassen, in ein Portfolio aus Kryptowährungen zu investieren, die von der Blockchain-Plattform Stellar als betrügerisch eingeschätzt werden. Millionen US-Dollar hätten die Anhänger:innen dadurch verloren. Ein Mann habe beispielsweise fast seine gesamte Investition von 100.000 Dollar verloren, wie Logically von seiner Familie erfahren hat, und daraufhin Suizid begangen.
Betrug in großem Stil durch „Rug-Pull”
Ein ehemaliger Administrator von Tangs Telegram-Kanal Quantum Stellar Initiative (QSI) hat sich direkt an Logically gewandt: „Ich habe keinen Zweifel, dass Whiplash347, Emily, und QSI Trickbetrüger sind. Sie haben Pump-and-Dumps beworben, die offenbar Teil eines ausgeklügelten Schneeballsystems waren.”
Der Betrug ging mittels eines sogenannten Rug-Pulls vonstatten. Auf der Stellar-Blockchain kann jeder seine eigenen Token erstellen. Die QAnon-Influencer:innen erstellten jedoch falsche Token, die angeblich durch echte New Yorker Banken gesichert waren. Nachdem ihre Anhänger:innen investiert hatten, machten sie sich mit dem Geld aus dem Staub oder tauschten ihre Positionen gegen hochwertige Kryptowährungen ein.
Betrugsopfer oft auf sich allein gestellt
Wie es für die Opfer weitergeht, ist noch offen. Technikexperte Alex Hern von The Guardian zufolge hat die Krypto-Branche ihre „ihre eigene, seltsame Moral, wenn es um Betrug geht”: „Unter Investor:innen gibt es die Haltung, dass es fast die Schuld des Opfers selbst ist, Geld durch einen Schwindel zu verlieren.” Zudem herrscht Logically zufolge Unklarheit darüber, wie weitreichend der QAnon-Kryptobetrug ist, wer hinter Whiplash347 steckt und ob diese Person den dazugehörigen Telegram-Kanal überhaupt noch selbst betreibt. Derzeit scheinen vor allem QAnon-Kreise jedenfalls ein gefundenes Fressen für Kryptobetrüger:innen zu sein.
Was hat es mit QAnon auf sich?
Unter dem Namen QAnon finden sich seit 2017 weltweit Anhänger, die ihr Weltbild auf Äußerungen eines angeblichen hohen US-Regierungsbeamten aufbauen, der sich 4chan Q nannte. Die Anhängerschaft glaubt an eine ganze Reihe kruder Verschwörungstheorien. Die Bewegung baute sich beispielsweise auf der Lüge auf, dass Trump einen globalen, satanischen Sexhandelring bekämpfen wollte, der von der Hollywood-Elite und der Demokratischen Partei angeführt wird.