Rechtsberatung: Warum jeder siebte Deutsche lieber ein Online-Tool nutzt, statt einen Anwalt zu kontaktieren

Warum anrufen, wenn man nicht auch schreiben kann? Das denken sich zumindest viele Deutsche. Denn statt des persönlichen Gesprächs gibt es immer mehr Angebote, die komplett ohne menschliche Interaktion auskommen – egal ob man Essen bestellt oder ein Auto mieten will.
Durch KI gibt es noch einen weiteren Bereich, in dem ein Gespräch mit einem Menschen nicht immer zwingend erforderlich ist: die Rechtsberatung. Denn statt bei Mietstreitigkeiten, Bußgeldern im Straßenverkehr oder ausgefallenen Flügen zum Anwalt zu gehen, würden viele Deutsche ein Online-Tool bevorzugen.
Laut einer repräsentativen Bitkom-Umfrage geben 15 Prozent der Befragten an, bei rechtlichen Problemen auf die Hilfe eines Anwalts zu verzichten und stattdessen etwa eine KI zu nutzen. Bei den Menschen im Alter von 16 bis 29 sind es sogar 23 Prozent. Dafür hat der Branchenverband 1.004 Personen ab 16 Jahren in Deutschland telefonisch befragt.
Vielfältige Gründe für Online-Tools
Für die Befragten haben die Online-Tools viele Vorteile in der Rechtsberatung. „Digitale Angebote können einfache und kostengünstige Unterstützung bei rechtlichen Problemen geben. Gerade bei Standardfällen können solche Tools schnell weiterhelfen, etwa bei einfachen Verkehrsverstößen oder Flugausfällen“, sagt die Legal-Tech-Expertin beim Bitkom, Charleen Roloff.
So waren die Hauptgründe für die Nutzung der Tools, dass sie rund um die Uhr verfügbar (61 Prozent) und bequem (57 Prozent) sind. Auch die Schnelligkeit (47 Prozent) und der leichte Zugang zu den Hilfsmitteln (44 Prozent) sind bei der Abwägung relevant. Rund ein Drittel (38 Prozent) findet sie günstiger. Ein Viertel (26 Prozent) hält die Nutzung für einfacher, als vor Ort eine Anwältin oder einen Anwalt zu finden, und ein Fünftel (20 Prozent) hebt die Anonymität der Beratung hervor.
Nicht alle wollen ihre Anwältin ersetzen
Doch viele sehen in den Tools nicht nur Vorteile. 47 Prozent halten Online-Tools bei Rechtsfragen für zu unpersönlich, genauso viele Menschen haben Zweifel beim Datenschutz. Rund ein Drittel hat Probleme damit, vertrauenswürdige Angebote zu finden (35 Prozent). 32 Prozent haben Zweifel an der Qualität der Beratung.
Dennoch bevorzugt die Mehrheit der Deutschen bei Rechtsfragen weiterhin den persönlichen Kontakt zu Anwält:innen. 42 Prozent würden dies vor Ort persönlich tun, 26 Prozent per Telefon und zwölf Prozent wären mit einem Videocall zufrieden.