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Retina-Implantate für Blinde steigern Auflösung

Wenn hier von Retina-Implantaten die Rede ist, hat das ausnahmsweise mal nichts mit Display-Technik von Apple zu tun: Es handelt sich um Chips, die in den Augapfel blinder Patienten eingepflanzt werden und zumindest rudimentäres Sehen ermöglichen. Auf die Netzhaut aufgebracht stimulieren sie den Sehnerv elektrisch. Das Bild bekommen sie dabei von einer kleinen Kamera, die sich in einem Brillengestell befindet und das Bildsignal per Infrarot an den Chip im Augapfel sendet.
Vor rund zehn Jahren gab es einen kleinen Hype um diese Technologie, von der erwartet wurde, bald so alltäglich zu sein wie Cochlea-Implantate für gehörlose und schwerhörige Menschen. Die Erwartungen wurden leider enttäuscht: Die Auflösung ermöglichte allenfalls schemenhaftes Sehen von hellen und dunklen Strukturen. Den meisten Patienten brachte das keinen Nutzen im Alltag, der den Aufwand rechtfertigte. Hersteller wie die Reutlinger Retina Implant AG gaben auf.
Allerdings tüfteln international mehrere Forscherteams weiterhin an der Technologie. Am Pariser Institute de la Vision ist es gelungen durch Veränderung der Elektrodenanordnung und Verwendung von Graphen die Auflösung und Bildqualität zu steigern. Die neue Implantat-Generation verfügt zwar nur über 378 Pixel, aber Probanden erreichten damit Sehschärfen von 20/460 bis 20/560. Auf den Alltag umgerechnet heißt das: Objekte, die normalsichtige Menschen aus 150 Metern Entfernung erkennen, lassen sich per Implantat aus immerhin sechs Metern Entfernung ausmachen. Das ist wenig, reicht aber beispielsweise um bei Tisch das Besteck auseinanderhalten zu können.
Wann die neuen Retina-Implantate auf den Markt kommen und allen Patienten zur Verfügung stehen, lässt sich noch nicht absehen, da steht schon der nächste Technologie-Sprung in den Startlöchern. Da die Strukturen herkömmlicher Chips und Elektroden wohl niemals fein genug sein werden, um eine Auflösung ähnlich dem natürlichen Sehen zu ermöglichen, arbeitet das Istituto Italiano di Tecnologia in Genua an einer Lösung, die sich auf Nano-Partikel stützt.
Die Idee: Lichtempfindliche Polymere sollen direkt ins Auge injiziert werden, wo sie sich auf der Netzhaut verteilen und sich dort mit den Nervenzellen verbinden, die eigentlich nicht lichtempfindlich sind. Das chirurgische Einsetzen, Warten und die Energieversorgung elektronischer Implantate fielen weg. Zugleich ließe sich zumindest in der Theorie eine Auflösung ähnlich der natürlichen Sehkraft erzielen. Erste Tierversuche an Ratten verliefen vielversprechend.
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