Wer einen Führerschein der Klasse A1 oder den Zusatz B 196 sein Eigen nennt und ein Freund des Designs der Fünfzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts ist, könnte sich für die direkt angetriebenen Elektromotorräder von RGNT interessieren. Die extrem leisen Leichtkrafträder aus der firmeneigenen Manufaktur im schwedischen Kungsbacka in der Nähe von Göteborg kosten ab 12.500 Euro und können ab sofort bestellt werden.

Was an den beiden marginal unterschiedlichen Varianten Classic und Scrambler des Basismodells RGNT No. 1 als Erstes auffällt, ist, dass sie nicht wie E-Bikes aussehen. Obwohl RGNT Wert auf einen lautlosen Betrieb legt und deshalb weder Kette noch Zahnriemen verwendet, sondern stattdessen einen Direktantrieb auf die hintere Radnabe setzt, sehen die Bikes aus wie Verbrenner aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Sogar eine stilecht geformte Tankattrappe, die als Stauraum genutzt werden kann, verbauen die Schweden. Wer nicht mit geschultem Blick (oder aus unmittelbarer Nähe) auf die Design-Oldtimer schaut, erkennt nicht, ein hochmodernes Motorrad vor sich zu haben.

Der im Hinterrad verbaute Elektromotor des RGNT No. 1 leistet maximal elf Kilowatt (15 PS). Damit gilt die Maschine als Leichtkraftrad analog der 125er-Klasse und darf mit dem A1-Führerschein bereits mit 16 Jahren gefahren werden. Personen mit Autoführerschein benötigen die Zusatzbescheinigung B 196.

Den Akku liefert die österreichische Firma E-Battery-Systems. Mit 7,7 Kilowattstunden Energieinhalt soll der Lithium-Ionen-Akku für eine Reichweite von bis 180 Kilometern im Stadt- und rund 120 Kilometern im Überlandverkehr sorgen. Die Spitzengeschwindigkeit soll 120 Kilometer pro Stunde betragen. Innerhalb von drei Stunden soll die RGNT No. 1 von 20 auf 80 Prozent an der Haushaltssteckdose geladen sein. Das Gewicht der Batterie gibt der Hersteller mit 60 Kilogramm an, was zu einem Gesamtgewicht um 160 Kilogramm führt und damit in etwa identisch mit einem vergleichbaren Verbrenner-Motorrad liegen würde.

Bei den Digitalfunktionen bietet RGNT das Übliche. Der Sieben-Zoll-Touchscreen zeigt die Geschwindigkeit und die verbleibende Reichweite nebst gefahrener Kilometer an. Per LTE und GPS kann er ebenso zur Navigation genutzt werden. Die Verbindung wird auch für Over-the-Air-Updates der Bike-Firmware verwendet.

Die Varianten Classic und Scrambler unterscheiden sich nur marginal. Dabei geht es vor allem um optische Aspekte. So sind bei der Scrambler die Kotflügel kürzer, der Lenker höher und die Reifen breiter. Die technischen Kerndaten sind nicht betroffen.

RGNT-Gründer Jonathan Åström fand die Inspiration für seine E-Bikes 2018 in Peking. Schon damals fuhren dort viele Elektroroller und der ausbleibende Lärm begeisterte den Schweden. So beschreibt er es auf der RGNT-Website. Anfang 2019 hatte Åström mit dem Regent No.1 seinen ersten eigenen Prototyp zusammengeschraubt. Seit 2020 firmiert das kleine Unternehmen unter dem Namen RGNT – Regent ohne die Vokale.

Im selben Jahr sollte auch der Verkauf der ersten Bikes erfolgen. Immerhin konnten schon im Sommer 2019 Vorbestellungen aufgegeben werden. 9.500 Euro sollte das Bike kosten. Die Lieferung war für ab Mai 2020 vorgesehen. Daraus wurde aus nicht genannten Gründen nichts. Sicherlich spielte die Coronakrise dabei ebenfalls eine Rolle.

Im Frühherbst 2021 ist es nun so weit. Mit der Classic ab 12.500 und der Scrambler ab 13.500 Euro können die ersten Modelle bestellt werden. Zusätzlich konfiguriert werden kann im Hersteller-Onlineshop indes nur das Classic-Modell. Dabei ist die Liste der Zusatzoptionen überschaubar. Bis zu 1.000 Euro zusätzlich sind – je nach Geschmack – jedoch schnell hinkonfiguriert.

Bei der Bestellung muss eine Anzahlung von 450 Euro geleistet werden. Die Lieferung soll innerhalb von 10 bis 15 Wochen nach Auftragseingang erfolgen. Eine Finanzierungsoption bietet der Hersteller ebenfalls an. Neben dem Online-Kauf hat RGNT bereits Partnerschaften mit etwas mehr als einer Handvoll Händler in Europa geschlossen. In Deutschland gibt es bereits drei Partner, in den Niederlanden, Belgien und der Schweiz jeweils einen.