Richtig streiten am Arbeitsplatz
Mit sich selbst in den Dialog gehen
Am liebsten würdet ihr eurem Ärger wahrscheinlich sofort Luft machen. Zuerst solltet ihr aber ganz bewusst ruhig bleiben und mit euch selbst ins Gespräch gehen. Macht euch klar, warum euch das Problem aufregt, und hinterfragt die Gründe. Fragt euch, was ihr mit einem Streit konkret erreichen wollt – geht es um Einsichtigkeit oder ist eine bestimmte Lösung das Ziel? Nehmt auch für einen Moment die Position des Konfliktpartners ein. Das hilft, Ruhe zu bewahren, und ebnet den Weg für eine sachliche Diskussion. Es ist wäre weder für euch selbst noch für eure Kolleg*innen besonders angenehm, wenn ihr mitten im Büro plötzlich hochgeht.
Die richtige Gesprächsstrategie
Konflikte am Arbeitsplatz sollten immer so gelöst werden, dass beide Seiten als Gewinner aussteigen. Denn fokussiert sich das Gespräch auf Schuldzuweisungen und das Durchsetzen der eigenen Bedürfnisse, führt das zwangsläufig zu immer stärker werdenden Spannungen. Der Verlierer fühlt sich benachteiligt und kontert im schlimmsten Fall mit Intrigen oder Mobbing. Das oberste Ziel ist also immer eine gemeinsame Lösung der beiden Gesprächspartner. Dazu solltet ihr eure eigenen Gefühle und Bedürfnisse genauso wahrnehmen wie die des Gegenübers, und die innere Bereitschaft haben, nicht bloß auf euer Recht zu pochen.
Regeln für sachliches Streiten
Gefühle und Konflikte sind eng miteinander verbunden. Es lässt sich kaum vermeiden, dass man sich im Streit auch mal von seinen Gefühlen leiten lässt – das liegt einfach in der Natur des Menschen. Trotzdem gibt es ein paar psychologische Tricks, mit denen ihr auch im Konfliktgespräch einen kühlen Kopf bewahren könnt:
- Akzeptanz: Es ist in Ordnung, unterschiedlicher Meinung zu sein. Akzeptiert die Sichtweise des Gegenübers und macht euch gleichzeitig bewusst, dass ihr damit nicht einverstanden sein müsst.
- Auf aktuelle Probleme konzentrieren: Im Streit sollten keine alten Wunden aufgerissen werden. Beschränkt euch auf die aktuelle Problematik und lasst die Vergangenheit ruhen.
- Anschuldigungen vermeiden: Vermeidet Verallgemeinerungen und aggressive Du- beziehungsweise Sie-Botschaften („Immer machst du …“). Der Gesprächspartner geht sofort in die Defensive und eine gemeinsame Lösungsfindung wird fast unmöglich.
- Nicht von negativen Emotionen anstecken lassen: Wenn der Gesprächspartner wütend wird, lasst euch davon nicht aus der Ruhe bringen. Versucht aber auch nicht, ihm die Gefühle auszureden.
- Nicht den Chef spielen: Es kann vorkommen, dass sich ein Streit unter Kollegen nur noch mithilfe der Vorgesetzten schlichten lässt. Für den seltenen Fall, dass auch das nicht hilft, solltet ihr auf keinen Fall selbst maßregeln, sondern lieber noch einmal mit dem Vorgesetzten sprechen.
- Pause machen: Wenn die Emotionen trotzdem überkochen sollten und wirklich gar nichts mehr geht, macht ihr am besten eine Pause und verschiebt das Gespräch auf einen anderen Zeitpunkt, bis sich die Wogen wieder geglättet haben.
Formulierungshilfe
Wenn ihr das Gespräch initiiert:
- Sprecht in der Ich-Form.
- Benennt eure Gefühle.
- Äußert eure Wünsche und Bedürfnisse.
- Vermeidet Schuldzuweisungen und Verallgemeinerungen.
Wenn ihr konfrontiert werdet:
- Versucht, das Problem des Konfliktpartners zu verstehen und euch in ihn hineinzuversetzen.
- Fragt nach, wenn etwas unklar ist, und wiederholt das, was ihr verstanden habt, mit eigenen Worten.
- Fragt nach den Erwartungen und Bedürfnissen des Gegenübers.
- Vermeidet Rechtfertigungen.
- Beschließt, wie weit ihr dem Gesprächspartner entgegenkommt, und begründet eure Entscheidung.
Natürlich sind nicht alle Menschen gleich und jeder geht anders mit Konflikten um. Die einen sind wütend, die anderen gekränkt, manche wiederum haben Angst, Probleme anzusprechen. Letzten Endes belasten unausgesprochene Konflikte jedoch das Betriebsklima und damit auch die Produktivität. Fasst euch ein Herz und sprecht Probleme an. Kommunikation ist der Schlüssel zu Erfolg – dazu gehört es auch, sich manchmal zu streiten.
Dieser Text ist zuvor als Insider-Artikel auf Xing veröffentlicht worden.
Mit „normalen“ Kollegen sind obige Empfehlungen gewiss umsetzbar.
Leider mehren sich Kolleginnen und Kollegen, die narzißtische Tendenzen in sich tragen.
Denen geht es weniger um „die Sache“ – auch wenn sie vordergündig so tun – als um Aufmerksamkeit und Bestätigung.
Das Konkurrenzempfinden ist sehr ausgeprägt, selbst man nicht mit ihnen konkurriert verhalten sie sich so.
Bekommen sie die begehrte Aufmerksamkeit und /oder Bestätigung, dann legen sie erst richtig los. Solche Menschen sind nicht zu befrieden.
Auch nicht mit obigen Ratschlägen. Leider!
Vielleicht haben sie in einem weiteren Artikel hilfreiche und bewährte Ratschläge zum Umgang mit narzißtischen Kolleginnen und Kollegen.