Ripple (XRP): Unternehmen und Kryptowährung nun endgültig am Ende?

(Foto: Wit Olszewski / shutterstock)
Bereits in einer älteren Untersuchung vom Bitmex-Research-Team kam man zu dem Ergebnis, dass XRP nicht mit anderen Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum vergleichbar sei. Der vermeintlich dezentrale Konsensmechanismus mit seinen Knotenpunkten (Nodes) hänge letztlich effektiv von den ripple.com-Servern ab.
Streitwert: 1,3 Milliarden Dollar
Die US-Wertpapieraufsicht SEC hat nun am 22. Dezember Ripple Labs angeklagt, da es sich bei XRP um ein Wertpapier handle, das ohne Genehmigung emittiert worden sei. Sollte die SEC-Klage Erfolg haben, dann müssten sich Ripple Labs sowie die beiden Vorstände, Christian Larson und Brad Garlinghouse, für einen unerlaubten Börsengang in Höhe von 1,3 Milliarden US-Dollar vor dem Gericht verantworten.
Ausgangspunkt ist auch hier der hohe Zentralisierungsgrad von XRP, der laut SEC maßgeblich zu einer Einstufung als Wertpapier beiträgt, während beispielsweise Bitcoin oder Ether durch ihre dezentrale Ausgestaltung nicht unter das amerikanische Wertpapiergesetz fallen.
Wie ernst ist die Anklage gegen Ripple Labs?
Um es unmissverständlich auszudrücken: Die Lage ist sowohl für Ripple Labs als auch die genannten Vorstände und den Kurs-Wert von XRP mehr als ernst. Die SEC hat seit der XRP-Emission in 2013 Ripple Labs im Visier. Die gegenwärtige Anklage ist bestens vorbereitet. Es ist absolut davon auszugehen, dass die SEC sehr genau weiß, was sie macht und wie wahrscheinlich es ist, dass sie mit ihrer Anklage durchkommt. Dass XRP-Vertreter dabei sind, eine Petition im Weißen Haus einzureichen, dürfte daran nur wenig ändern.
Das zeigt sich auch an den wenig sachlichen Erklärungsversuchen vom Ripple-CEO Brad Garlinghouse, der gegen ihn und sein Unternehmen eine Kampagne wittert. Dabei warnt er, dass ein Vorgehen gegen Ripple Labs geradezu anti-amerikanisch wäre und China bevorteilen würde. Die kämpferische Rhetorik dürfte die SEC allerdings nicht beeindrucken. Selbst im unwahrscheinlichen Fall, dass Ripple Labs und die Vorstände mit einem blauen Auge davonkommen, ist der Schaden enorm.
Keine Börse, keine Liquidität, keine Investoren
Angesichts des Vorwurfs, dass es sich nach amerikanischem Recht bei XRP um eine Security (Wertpapier) handelt, reagieren auch die Krypto-Börsen. Immer mehr von ihnen geben das Delisting von XRP bekannt. Darunter die größten und wichtigsten wie unter anderem Coinbase, Binance US oder Bittrex. Schließlich besitzen sie keine Lizenz, um Wertpapiere zu listen.
Auch wenn die Notwendigkeit eines Delistings streng genommen nur die amerikanische Jurisdiktion betrifft, ist die Auswirkung dennoch existentiell. Der Wert einer Kryptowährung, die nur in manchen Regionen genutzt werden kann, ist angesichts des Business Case von XRP – internationale Zahlungen zu ermöglichen – massiv gefährdet. Zudem haben Entscheidungen der SEC eine hohe internationale Signalwirkung.
Im Zuge der Delistings dürfte die Liquidierung von XRP weiter zunehmen. Auch die Hoffnung auf die hohen institutionellen Geldsummen, die aktuell für das Kursfeuerwerk bei Bitcoin sorgen, ist damit erstmal vom Tisch. Investmentgesellschaften dürften zudem von traditionell verbrieften XRP-Finanzprodukten wie Fonds oder Zertifikaten vorerst Abstand nehmen.
XRP-Kurs immer noch zu hoch?
Blickt man auf den XRP-Kurs, dann zeigt sich, dass alle Gewinne der gegenwärtigen Krypto-Rallye abgegeben wurden. Auf der anderen Seite notiert der Kurs mit rund 0,32 Dollar (Stand 7. Januar) immer noch in einem mittleren Bereich auf Sicht der letzten zwölf Monate. Mit einer Marktkapitalisierung von rund zehn Milliarden Dollar kämpft XRP mit Litecoin um Platz vier bei den am höchsten kapitalisierten Kryptowährungen. Das bedeutet aber auch: Die Fallhöhe ist noch sehr hoch.
Die ungewisse Zukunft von Ripple Labs und XRP
Wie es mit Ripple Labs weitergeht, ist gegenwärtig ziemlich ungewiss. Auch wenn der Zentralisierungsgrad hoch ist und nicht dem Kryptowährungs-Ideal entspricht, kann Ripple Labs – losgelöst von der Kryptowährung – versuchen, sich im Infrastruktur-Bereich bei Banken zu etablieren. Ripple Labs hat bereits einige Banken und Finanzdienstleister als Kunden gewinnen können, die auf die Dienstleistungen zurückgreifen. Unter anderem von der japanischen Finanzgruppe SBI Holdings erhält Ripple Labs Rückendeckung.
Sollte Ripple Labs durch einen Vergleich einer Insolvenz entkommen und seine Nische finden, hat das Unternehmen eine gewisse Überlebenschance. So könnte das Unternehmen darüber hinaus versuchen, einen klassischen Börsengang beziehungsweise Börsenlisting von XRP als Aktie durchzuziehen. Langfristig könnten dadurch andere Investorengruppen angesprochen werden und dem Wertpapier zu Kurssteigerungen verhelfen.
Eine andere Option: Die vollkommene Loslösung von XRP von Ripple Labs. Denn wie schon der CEO Garlinghouse betonte, könnte die Kryptowährung auch ohne das Unternehmen für diverse Blockchain-Use-Cases genutzt werden.
Dieser Artikel wurde von Sven Wagenknecht geschrieben.