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„Es nimmt kein Ende“: Jeder sechste Schüler Opfer von Cybermobbing

Gerüchte, bösartige Beschimpfungen, beinahe ohne Pause: Cybermobbing belastet die Betroffenen stark. Jeder sechste Schüler hat das schon einmal erlebt. Doch wegen der Pandemie ist die Prävention schwer.

Quelle: dpa
3 Min.
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Viele Kinder sind Opfer von Cybermobbing. (Foto: myboys.me/Shutterstock)

Nicht einmal im eigenen Kinderzimmer sind sie sicher: Betroffene von Cybermobbing können den ständigen Beleidigungen und Beschimpfungen im Internet kaum entkommen.

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„Ich hab eigentlich das Mobbing in meiner Hosentasche die ganze Zeit dabei“, erklärt Hendrikje Schmidt vom Krisenchat, einer psychosozialen Beratung für Kinder und Jugendliche am Mittwoch in Berlin, in Hinblick aufs Handy. Das führe dazu, dass sich viele Jugendliche hilflos und ohnmächtig fühlten. „Es nimmt kein Ende, und ich kann es auch nicht mehr rückgängig machen und nicht mehr stoppen.“

Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Befragung des Bündnisses gegen Cybermobbing in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse (TK) ist bereits jeder sechste Schüler (16,7 Prozent) schon einmal von Cybermobbing betroffen gewesen. Das entspreche mehr als 1,8 Millionen Schülerinnen und Schülern zwischen 7 und 20 Jahren. Der Anteil der Betroffenen sei seit der vergangenen Befragung 2020 zwar leicht um 0,6 Prozentpunkte gesunken, bleibe aber auf hohem Niveau.

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Cyber-Mobbing: Betroffene berichten vor allem von Beschimpfungen

Am häufigsten berichten die Opfer von Beschimpfungen und Beleidigungen (78 Prozent) sowie von Lügen und Gerüchten (59 Prozent). 40 Prozent der betroffenen Schülerinnen und Schüler seien bereits online erpresst oder bedroht worden.

Mobbing gebe es schon lange, sagte Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. „Aber früher war Mobbing eben doch was, was dann auf bestimmte Situationen auch beschränkt gewesen ist.“ Aus diesen Situationen sei man wieder herausgekommen. „Das ist heute in der digitalen Welt eben deutlich schwieriger.“

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Das anhaltende Mobben über das Internet belastet vor allem die Psyche der Schüler. Die Betroffenen fühlen sich laut Befragung verletzt (58 Prozent), wütend (40 Prozent) und verängstigt (34 Prozent). Etwa ein Viertel hatte demnach bereits Suizidgedanken. Auch Schmidt kennt Nachrichten aus dem Krisenchat, in denen Kinder und Jugendliche von solchen Gedanken berichten. Ernst genommen werde aber jede Nachricht.

Pandemie hat das Cybermobbing verstärkt

Die Pandemie hat das Cybermobbing noch verstärkt: Durch den Onlineunterricht und die Kontaktbeschränkungen hätten die Kinder noch mehr Zeit im Internet verbracht – und auch das Mobbing sei noch stärker dorthin gewandert, schreiben die Autoren der Studie. Die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen (65 Prozent) sagt, dass Cybermobbing seit der Corona-Pandemie zugenommen habe.

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Die Befragung blickt aber nicht nur auf die Betroffenen, sondern nimmt auch die Täter und Täterinnen in den Blick. Sechs Prozent der befragten Schüler gaben an, selbst schon mal jemanden online gemobbt zu haben. Auffällig: Täter- und Opferrolle können hierbei ineinander übergehen. Fast jeder fünfte Täter hat selbst schon mal unter Cybermobbing gelitten.

Deshalb sei Prävention eines der wichtigsten Elemente gegen Cybermobbing, sagt Uwe Leest, Vorstandsvorsitzender des Bündnisses gegen Cybermobbing. „Denn wenn wir keine Täter haben, das heißt, wenn wir die Täter erst gar nicht zum Täter werden lassen, dann müssen wir uns auch nicht über das Thema Opfer unterhalten.“

Betroffene wünschen sich mehr Unterstützung

Die Betroffenen wünschen sich mehr Unterstützung – auch vom Staat. 62 Prozent der Kinder und Jugendlichen waren der Meinung, der Staat müsse viel mehr gegen Cybermobbing tun. Auch 65 Prozent der Lehrkräfte sind dieser Meinung.

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Immerhin knapp die Hälfte der Kinder und Jugendlichen sagte, dass Schüler in der Schule lernten, wie man sich bei Cybermobbing verhalten solle. Dennoch sollte die Präventionsarbeit dringend intensiviert werden, schreiben die Autoren. „Schulen, die aktiv dieses Thema angehen, Cybermobbing, die haben signifikant reduzierte, wesentlich kleinere Zahlen an Opfern an den Schulen“, erklärt Leest. „Es ist ganz deutlich zu sehen: Prävention wirkt.“

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